Florian Müller in Backnang zu Gast

Der VfB-Torhüter Florian Müller stellt sich nach der Autogrammstunde anlässlich der Neueröffnung von Intersport Grabert in Backnang auch durchaus kritischen Fragen. Dabei gibt sich der 24-Jährige locker, sympathisch und weiß, dass es im Tabellenkeller gute Nerven braucht.

Locker und sympathisch bei der Autogrammstunde sowie gestählt im Abstiegskampf: VfB-Torhüter Florian Müller. Foto: Alexander Hornauer

© Alexander Hornauer

Locker und sympathisch bei der Autogrammstunde sowie gestählt im Abstiegskampf: VfB-Torhüter Florian Müller. Foto: Alexander Hornauer

Von Andreas Ziegele

Nach rund 40 Minuten hatte Florian Müller die Schlange der Autogrammjäger abgearbeitet. Bei seinem ersten Besuch in Backnang („Mein Navi habe ich schon gebraucht“) zeigte sich die Nummer eins des VfB Stuttgart locker im Umgang mit den vorwiegend jungen Fans und unterschrieb auf allen möglichen Dingen wie Trikots, T-Shirts, Bällen und Rückseiten von Mobiltelefonen. Sympathisch, aber eher zurückhaltend präsentierte sich der Schlussmann der deutschen Olympiaauswahl bei den Spielen im vergangenen Jahr in Tokio dann anschließend noch als Gesprächspartner.

Florian Müller spielt nach den Stationen beim FSV Mainz 05 und auf Leihbasis in der Saison 2020/2021 beim SC Freiburg seine zweite Saison in Cannstatt. Das zweite Mal gehts gegen den Abstieg. Seinen Wechsel sieht er dennoch weder als sportlichen Abstieg, noch bereut er ihn: „Ich kenne das Gefühl schon. Das ist leider nicht das erste Mal.“ Mit Mainz habe er tendenziell stets gegen den Abstieg gekämpft. „Es ist nicht immer einfach und es zehrt auch an den Nerven, aber es gehört dazu und wir haben das klare Ziel, die Klasse zu halten“, gibt sich Müller optimistisch.

Diese Woche fand Ehrenpräsident Erwin Staudt in unserer Zeitung deutliche Worte. Seiner Meinung nach steigt der VfB mit diesem Kader ab. Es fehle Erfahrung, Führungskraft, Leidenschaft und Teamgeist. Müller widerspricht: „Wir haben genug Leute, die eine gewisse Erfahrung haben, und als Team haben wir letzte Saison Erfahrung gesammelt, gerade auch zum Ende hin, als es eng wurde.“ Qualität ist aus seiner Sicht genug da, „man muss sie aber konstant auf den Platz bringen“. Anfang Oktober lautete eine Schlagzeile: „Wird Florian Müller zum Risikofaktor?“ Auf die Frage, wie er damit umgeht, ist die Antwort einfach. Grundsätzlich liest er solche Berichte nicht.

Vom Stuttgarter Anhang wird der Torhüter unter anderem wegen seiner Spieleröffnung kritisch gesehen. Immer mal wieder wird es unruhig im Stadion, wenn Müller den Ball im Strafraum aufnimmt und ihn – in den Augen der Zuschauer – nicht schnell genug wieder ins Spiel bringt. „Ich bin auf das Spiel fokussiert und nehme deshalb relativ wenig von außen wahr. Es gehört zu unserer Spielphilosophie, von hinten herauszuspielen,“, sagt der 1,90 Meter große Torhüter dazu.

Vergangenes Wochenende in Dortmund stand allerdings nicht seine Leistung im Fokus der enttäuschten Fans. Alle fünf Gegentreffer waren von dem gebürtigen Saarländer nicht zu verhindern. Einzelne Kritik an seinen Vorderleuten gibt es von ihm dennoch keine. „Wir mussten im Kollektiv nach dem Spiel kritisch sein und es geht nicht um Einzelne, die ganze Mannschaft hat ihre Sache nicht gut gemacht“, so Müller. „Wenn wir das nicht besser machen, dann haben wir ein Problem, und das wurde nach dem Spiel deutlich angesprochen.“

Am Samstag gastiert der FC Augsburg in der Mercedes-Benz-Arena. Seit 27 Spielen hat der VfB kein Heimspiel mehr ohne Gegentor überstanden. Ob das diesmal anders wird, kann niemand sagen. Florian Müller weiß aber genau, was er und seine Mitstreiter zu erwarten haben: „Augsburg ist eine erfahrene Mannschaft, die körperlichen, intensiven und aggressiven Fußball spielt. Darauf stellen wir uns schon die ganze Woche ein, trainieren entsprechend und wissen, was da auf uns zukommt.“

Der Vertrag des 24-Jährigen beim VfB Stuttgart läuft noch bis zum 30. Juni 2025. Der Frage, ob dieser Vertrag auch für die Zweite Bundesliga gilt, weicht der Profi aus: „Über Vertragsinhalte darf man nicht sprechen“, sagt Florian Müller lachend, packt den Stift weg und macht sich auf den Heimweg nach Stuttgart. Nun vermutlich ohne dafür erneut das Navi benötigen zu müssen.

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Erstellt:
28. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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