Frauen- und Mädchenfußball: Hoffen auf den EM-Effekt

Derzeit schauen viele Fußballfans auf das Frauenturnier in England. Deutschland steht im Viertelfinale und die Vereinsvertreter aus der Region drücken die Daumen fürs Weiterkommen, weil sie auf neuen Zulauf im Frauen- und Mädchenbereich hoffen. Es gibt aber auch schon positive Entwicklungen.

Annika Maurer (Zweite von links), die beim Sieg im Pokalfinale die Kapitänsbinde trug, hat mit der SGM Oppenweiler/Sulzbach auch den Sprung in die Regionenliga geschafft. Ihr Verein zählt im Frauen- und Mädchenfußball zu den besten Adressen im Kreis. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Annika Maurer (Zweite von links), die beim Sieg im Pokalfinale die Kapitänsbinde trug, hat mit der SGM Oppenweiler/Sulzbach auch den Sprung in die Regionenliga geschafft. Ihr Verein zählt im Frauen- und Mädchenfußball zu den besten Adressen im Kreis. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Seit die Europameisterschaft in England vor zwei Wochen begonnen hat, sitzt Annika Maurer oft vor dem Fernseher. „Ich gucke jedes Spiel an, wenn ich Zeit habe“, verrät die stellvertretende Kapitänin der SGM Oppenweiler/Sulzbach, die mit ihrem Team in die Regionenliga aufgestiegen ist. Hat sie doch etwas anderes vor, bleibt sie über den Liveticker am Ball, was bei der Frauen-EM gerade passiert. „Es löst bei mir eine größere Euphorie als die kommende Winter-WM der Männer aus“, betont die 19-Jährige, die inzwischen auch ihren Vater von der Qualität der Partien überzeugt hat. „Er verkneift sich jetzt den einen oder anderen Spruch“, erzählt Annika Maurer und schmunzelt.

Annika Maurer traut Deutschland viel zu

Keine Frage, dass die Mittelfeldspielerin der Murrtalerinnen auch morgen Abend ab 21 Uhr vor dem TV-Gerät mitfiebern wird, wenn sich Deutschland im Viertelfinale mit Österreich misst. Sie traut der Mannschaft um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg grundsätzlich viel zu, hat trotz der bislang makellosen Bilanz mit drei Vorrundensiegen aber auch noch Steigerungspotenzial entdeckt. Beim 2:0 gegen Spanien „war es taktisch sehr gut, aber vorne gab es zu viele Ballverluste“, moniert Maurer, die in der Offensive das 4:0 gegen Dänemark als Gradmesser betrachtet. „Da ist die Kugel sauber gelaufen“, schwärmt die Studentin, die sich für den Frauenfußball in Deutschland künftig einen Stellenwert wünscht, wie er ihn in Spanien oder England bereits erreicht hat.

Die SGM steht weiterhin sehr gut da

Das wäre auch im Sinne von Zdenko Vujanovic. Obwohl die SGM Oppenweiler/Sulzbach im Rems-Murr-Kreis derzeit eine der Topadressen im Frauen- und Mädchenbereich ist, „haben wir trotzdem kleinere Sorgen“, räumt der Spielleiter ein und verweist auf den Rückzug des dritten Aktiventeams in der Winterpause der vergangenen Kreisliga-A-Saison. Vor allem die damals gültige 2-G-Regelung, coronabedingte Ausfälle sowie andere Krankheiten und Verletzungen hätten diesen Schritt erforderlich gemacht. In der neuen Runde „gibt es die Dritte auf dem Papier“, erläutert Vujanovic, „aber sie wird vor allem trainieren“. Etwaige Partien haben nur Testcharakter und dienen dazu, dass die als Back-ups für die zweite Mannschaft parat stehenden Fußballerinnen zumindest ein wenig Spielpraxis sammeln.

Insgesamt wird im Rohrbachtal mit zwei Frauen- und drei Mädchenteams allerdings auf hohem Niveau geklagt. Das ist auch dem Spielleiter bewusst, der die Lage so bewertet: „Es läuft gut, aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen.“ Laut Zdenko Vujanovic taten die beiden Coronajahre „weh, darunter hat unsere eigentlich gute Jugendarbeit gelitten – gerade im unteren Altersbereich“. Die Folge: Um dem mangelnden Nachschub zu begegnen, mussten für die Frauen sowie für die B- und C-Juniorinnen einige externe Verstärkungen an Land gezogen werden.

TSG-Spielleiter hofft auf Schub durch EM

Das wiederum gefällt logischerweise den abgebenden Klubs überhaupt nicht. Deshalb wünschen sich alle Seiten einen positiven EM-Effekt, der wohl umso spürbarer wäre, wenn Deutschland im Bestfall sogar den Titel holen würde. „Das gibt hoffentlich wieder einen Schub“, sagt Wolfgang Keller mit Blick auf das laufende Turnier. Der Spielleiter der TSG Backnang hat in diesen Wochen alle Hände voll zu tun, um eine schlagkräftige Truppe für die neue Bezirksliga-Runde zu basteln. Weil der Kader schon in der vergangenen Saison arg knapp bemessen war und sich im Sommer weitere Spielerinnen wegen ihres Berufs, ihres Studiums oder eines Auslandsaufenthaltes verabschiedet haben, „ziehen wir den älteren Jahrgang der B-Juniorinnen zu den Frauen hoch“. Mit der bitteren Konsequenz, dass in dieser Altersklasse eben kein Team mehr gemeldet werden konnte. Dafür gibt es fortan eine C-Jugend und weiterhin eine D- und E-Jugend.

TSV Oberbrüden meldet für die Kreisliga A

Für die Frauen verhandeln die Roten im Moment mit Trainerkandidaten, auch weitere Zugänge sind stets willkommen. Keller glaubt zwar, dass das Personalreservoir ausreicht, aber einige zusätzliche Alternativen wären kein Fehler. Nicht umsonst hatte die TSG versucht, mit der bisherigen Freizeittruppe des TSV Oberbrüden eine Spielgemeinschaft zu schmieden, „aber sie wollten es selbst probieren“. Das hat fürs Erste wohl geklappt, die Auenwalderinnen kämpfen ab sofort in der Kreisliga A um Punkte. „Wir haben Blut geleckt“, sagt Scarlett Berenz lachend über sich und ihre Mitstreiterinnen. Erst seit Ende Februar wird einmal in der Woche miteinander trainiert, in dieser Zeit wurden aus acht Pässen immerhin 17. Genug, um ein Team für den Spielbetrieb zu melden, das zu etwa einem Drittel aus Ex-Spielerinnen des VfR Murrhardt besteht, die schon länger enge Kontakte nach Oberbrüden hatten. Unter Druck setzen sich Berenz und Co. nicht, „wir warten ab, wie es läuft“.

Kleinaspach hat wieder Mädchenteams

Zu den Kontrahenten in der Kreisliga A gehört die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach, die zudem mit einer positiven Entwicklung im Nachwuchsbereich aufwartet. Nachdem der Verein in der vergangenen Runde keine Mädchenmannschaft gemeldet hatte, gibts fortan wieder C- und E-Jugend. „Der Mädchenbereich entwickelt sich bei uns sehr gut“, freut sich Jugendleiter Ralf Schlipf: „Wir haben vor allem in den unteren Jahrgängen einen großen Zulauf.“ Zumindest in Kleinaspach braucht es also keinen EM-Effekt, um die Coronadelle auszugleichen.

Die Meldungen für die neue Saison im Raum Backnang und Murrhardt

Frauen Das Aushängeschild ist die SGM Oppenweiler/ Sulzbach in der Regionenliga. In der Bezirksliga kämpfen die SGM II und die TSG Backnang um Punkte. Die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach und die SK Fichtenberg sind weiterhin in der Kreisliga A beheimatet. Neu sind in dieser Klasse der TSV Oberbrüden, der TSV Nellmersbach und der FC Welzheim.

Mädchen Die SGM Oppenweiler/Sulzbach hat B-Juniorinnen in der Verbandsstaffel sowie C-Juniorinnen und D-Juniorinnen in der Kreisstaffel. Auch die B-Jugend des SV Allmersbach, die C-, D- und E-Jugend der TSG Backnang sowie die C- und E-Jugend der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach gehen in der Kreisstaffel ins Rennen. Gespielt wird mit Fünfer-, Siebener-, Neuner- oder Elferteams, das Erstere ist nur bei den Kleinsten möglich.

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Erstellt:
20. Juli 2022, 06:00 Uhr

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