Tuchel legt in England los

Gemoser in der Presse, Rückendeckung von Prinz William

Thomas Tuchel steht vor seinem Debüt als Englands Nationaltrainer unter starker Beobachtung, die Zweifler warten nur auf einen Ausrutscher. 

England-Coach Thomas Tuchel

© AFP/HENRY NICHOLLS

England-Coach Thomas Tuchel

Von red/sid

Thomas Tuchel lachte mit Jude Bellingham. Er scherzte mit seinem Kapitän Harry Kane. Und er legte demonstrativ den Arm um Jordan Henderson. Bestens gelaunt, mit Trillerpfeife und Stoppuhr um den Hals, legte Tuchel bei seinem ersten Training mit den Three Lions im St. George’s Park los. Am Freitag ist der neue Nationaltrainer Englands dann bei seinem Debüt gefordert - eine Schonfrist wird der Deutsche nicht bekommen. 

Der Job sei „eine große Ehre, und ich bin sehr stolz darauf“, sagte Tuchel, für den es im Wembley-Stadion in der WM-Qualifikation gegen Albanien (20.45 Uhr/DAZN) gleich ernst wird: „Ich bin mir dessen sehr bewusst und werde dafür sorgen, dass ich mir diesen Platz verdient habe.“ Der 51-Jährige macht sich keine Illusionen darüber, dass seine Amtszeit letztlich an den Erfolgen bei den großen Turnieren wie der WM 2026 gemessen werden wird, Englands Warten auf den ersten großen Titel seit 1966 soll endlich ein Ende haben. 

Doch kann ausgerechnet ein Deutscher das Mutterland des Fußballs mit all seinen Stars wie Kane, Bellingham oder Phil Foden zum Erfolg führen? Viele Fans und auch die Presse sind skeptisch, zumal Tuchel mit seinem ersten Kader viel Unverständnis auslöste. Besonders die Rückholaktion von Mittelfeldmann Henderson und Angreifer Marcus Rashford - das Duo war von seinem Vorgänger Gareth Southgate aussortiert worden - sorgte für Schlagzeilen. Zudem überraschte Tuchel mit Dan Burn, der 32 Jahre (!) alte Verteidiger von Newcastle United wurde erstmals nominiert.  

Tuchel hat kaum Kredit auf der Insel

Keine Frage, Tuchel hat trotz seines Champions-League-Titels mit dem FC Chelsea 2021 kaum Kredit auf der Insel. „Man hat schon gemerkt nach seiner Verpflichtung, dass einige Fußballfans in England lieber einen Engländer auf dem Posten gesehen hätten“, sagte Thomas Hitzlsperger dem kicker. Besonders die Zeitung Daily Mail habe eine „klare Agenda, die sie abarbeitet. Dass die ihn schon pieksen werden, weil sie tatsächlich lieber die Stimme all jener verkörpert, die auf seinem Posten lieber einen Engländer gesehen hätten. Also das wird nicht leicht für Tuchel.“ 

Auch Tuchels Work-Life-Balance war schon Anlass für Gemoser, schließlich habe er in den ersten zehn Wochen seiner Amtszeit einige Spiele der Premier League verpasst - weil er zeitweise von Deutschland aus gearbeitet hat. „Hören Sie, ich brauche ein bisschen Vertrauen von Ihnen, dass Sie mir zutrauen, den Job mit hoher Intensität und auf die bestmögliche Art und Weise zu erledigen“, sagte Tuchel in Richtung der Medien und verwies darauf, dass er auch zu Hause das Geschehen verfolge: „Es ist kein Geheimnis, dass ich von Zeit zu Zeit zu meinen Kindern nach München fahre. Und das ist es im Grunde auch schon. Meine Mädchen sind es gewohnt, die Premier League im Fernsehen zu sehen.“ 

Unterstützung erfährt Tuchel aus dem britischen Königshaus. „Ich verstehe die Debatte, ob ein Nationaltrainer Engländer sein muss“, sagte Prinz William der Sun: „Aber für mich sollte es die beste Person für den Job sein – und Thomas ist genau der Richtige.“ Tuchel sei „einer der besten fünf Trainer der Welt“, sagte der Thronfolger, der auch Präsident des englischen Fußballverbands FA ist: „Es wäre unglaublich, wenn er nächstes Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen könnte. Es ist definitiv möglich.“ 

Zum Artikel

Erstellt:
18. März 2025, 12:56 Uhr
Aktualisiert:
18. März 2025, 13:37 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen