Hockey-Silber in Paris

Große Aufregung – und ein Versprechen für die Zukunft

Auch lange nach dem olympischen Hockey-Finale wurde über eine Szene kurz nach der Entscheidung diskutiert. Nach der ersten Wut und Enttäuschung geht beim deutschen Team der Blick aber wieder nach vorn.

Unfaire Szene nach der Entscheidung im Hockey-Finale. Der Niederländer Duco Telgenkamp jubelt provokant vor dem deutschen Torhüter Jean-Paul Danneberg.

© /Eibner/-Pressefoto

Unfaire Szene nach der Entscheidung im Hockey-Finale. Der Niederländer Duco Telgenkamp jubelt provokant vor dem deutschen Torhüter Jean-Paul Danneberg.

Von Dirk Preiß

Natürlich war die Szene auch weit nach dem Ende dieses olympischen Hockey-Endspiels noch ein Thema. „Das war das unsportlichste Verhalten eines Gewinners, das ich je gesehen habe“, sagte Niklas Wellen, der deutsche Offensivspieler. Jean-Paul Danneberg, der Keeper der deutschen Mannschaft, erklärte schier fassungslos: „Das ist glaube ich das Respektloseste, was ich jemals in meinem Leben im Sport erlebt habe. Ich weiß gar nicht, wie man ein so schlechter Gewinner sein kann.“ Und André Henning ergänzte: „Das war sicher drüber.“

Der Bundestrainer sagte aber auch: „Davon geht die Hockey-Welt auch nicht unter.“ Zusammengebrochen war sie aber für ihn und seine Spieler am Donnerstagabend im Stade Yves-du-Manoir. Was dann eher weniger mit der unschönen Szene des Abends zu tun hatte.

Weil der Niederländer Duco Telgenkamp nach seinem entscheidenden Treffer im Penaltyschießen nicht einfach mit seinen Mitspielern gefeiert, sondern sich noch provokant vor Danneberg aufgebaut und dem Keeper sogar über den Helm gewischt hatte, hatte es noch ordentlich Tumulte gegeben. Die Holländer versuchten noch, die Aktion mit der Jugendlichkeit Telgenkamps und den großen Emotionen zu erklären, am Ende entschuldigte sich der 22-Jährige auch: „Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Die Aktion tut mir leid.“

Aber, wie gesagt: Mit ein wenig Abstand wird diese Szene zur Nebensächlichkeit verkommen sein. Was im deutschen Lager dagegen wohl länger anhalten wird: Die Enttäuschung, dieses Endspiel von Paris nicht für sich entschieden zu haben. „Es ist“, sagte Tom Grambusch, „sehr, sehr bitter. Wir sind hierhergekommen, um Gold zu holen.“

Die Weltspitze liegt eng beisammen

Es wurde Silber für die deutschen Hockey-Herren – was dokumentiert, welch starkes Turnier die Mannschaft gespielt hat. Dass dies zunächst von keinem der Beteiligten als Erfolg gewertet wurde, zeigt zudem die hohen Ansprüche, die im deutschen Männer Hockey nach über zehn Jahren ohne Olympiafinale, aber nach dem WM-Titel 2023 wieder formuliert werden. Wie eng es in der Weltspitze zugeht, wie wenig manchmal über Sieg und Niederlage entscheidet, auch das bewies das olympische Turnier.

Henning meinte, es sei ihm fast klar gewesen, dass das Endspiel im Penaltyschießen entschieden werden würde. Weil eben auch die Qualitäten der Niederländer (Europameister) und der Deutschen (Weltmeister) auf ähnlich hohem Niveau angesiedelt sind. Und weil der Spielplan des Olympia-Turniers – acht Partien in zwölf Tagen – beiden Teams schon vor dem Match um Gold alles abverlangt hatte.

Aufgrund all dieser Parameter muss man im Lager des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) also nicht unglücklich sein über den zweiten Platz der Männer (die Damen waren im Penaltyschießen im Viertelfinale ausgeschieden). André Henning, der Coach, meinte dennoch: „Es bricht mir das Herz.“

Der Bundestrainer bezog seinen Herzschmerz vor allem darauf, dass einige ältere Spieler ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft in Paris nicht mit der Goldmedaille haben krönen können. „Die Geschichte dieser speziellen Mannschaft ist erst einmal auserzählt“, sagte er, „leider mit einem dramatischen und traurigem Schlusskapitel.“

Niklas Wellen bestätigte nach Spielende noch einmal: „Das war mein letztes Spiel für Deutschland.“ Es würden wohl auch andere „Karrieren von wichtigen Leuten“ im Nationalteam zu Ende gehen, meinte André Henning. Er habe aber auch von älteren Spielern schon Signale bekommen, dass sie „Lust haben, noch weiterzumachen“. Sie mit den nachrückenden Talenten zu einer neuen schlagkräftigen Einheit zusammenzubringen wird Hennings Aufgabe sein.

Bis zur EM im kommenden Jahr in Mönchengladbach, vor allem aber bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. „Wir werden“, versprach der Bundestrainer, „wieder angreifen.“

Trotz des ganzen Ärgers vom Donnerstagabend.

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Erstellt:
9. August 2024, 11:24 Uhr

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