Grundschulliga im Handball: Besser als das x-te Arbeitsblatt

Von Alexander Hornauer

Ein großer Anlauf, ein kräftiger Wurf. Der Torwart streckt sich vergebens, aber er hat Glück. Der Ball springt an den Pfosten und zurück ins Feld. Kein Tor. Aber auch kein Problem. „Versuch es einfach noch mal“, ruft eine Mitspielerin dem Schützen von der Bank aus zu. Der holt wieder aus und dieses Mal zappelt der Ball im Netz. Riesenfreude bei den jungen Handballspielern. Die Schulmannschaft aus Kornwestheim geht in der Aspacher Mühlfeldhalle in Führung. Der Spaß am Sport soll im Vordergrund stehen. Aber der Ehrgeiz bei den Dritt- und Viertklässlern, die sich beim Finaltag der HVW-Grundschulliga messen, ist ebenfalls groß. Nicht nur beim Handballspiel im kindgerechten 4+1-Format, sondern auch bei den Koordinationsübungen und an der Wurfgeschwindigkeitsmessanlage.

Die Grundschulliga hat der Handballverband Württemberg im Jahr 2019 ins Leben gerufen. Sie ist seit diesem Schuljahr ein Bestandteil von Jugend trainiert für Olympia und Paralympics, dem bekannten Schulsportwettbewerb. Mittlerweile gibt es einige Standorte der Grundschulliga. Die Conrad-Weiser-Schule in Aspach ist einer davon und im zweiten Jahr dabei. Lehrerin Leonie Diederich ist an der Gemeinschaftsschule die treibende Kraft für dieses Thema. Sie hat sich in den vergangenen Wochen sehr engagiert, um den Finalspieltag zu einem Erlebnis für die Kinder zu machen. Schüler der Conrad-Weiser-Schule helfen ihr. Sie beschallen die Halle, nehmen Fotos auf und sorgen für die Bewirtung der Eltern, die die Kinder von der Tribüne aus anfeuern.

Vereine sind Kooperationspartner für die einzelnen Schulen

Auch Jugendspieler des HC Oppenweiler/ Backnang sind dabei und unterstützen die Lehrerin. Der HCOB ist Kooperationspartner der Conrad-Weiser-Schule. Einmal in der Woche gibt es eine Handball-AG für die Dritt- und Viertklässler. Dadurch beschäftigen sich die Kinder regelmäßig mit der Sportart. Zu Beginn des Schuljahres war ein FSJler im Einsatz, seit einigen Monaten ist Sofie Heitzler in der AG dabei. Sie macht ein Praktikum im Studienfach Schulsozialarbeit an der Conrad-Weiser-Schule. „Für unsere Handball-AG ist sie ein Glücksfall“, sagt Leonie Diederich, schließlich ist Sofie Heitzler nicht nur erfolgreiche Handballerin im HCOB-Frauenteam, sondern bringt auch Erfahrung als Jugendtrainerin mit.

„Die Stunden in der Schule sind manchmal ganz ähnlich wie das Vereinstraining“, berichtet sie. „In der einen Woche legen wir den Fokus mehr aufs Handballspielen, in der anderen machen wir mehr Übungen.“ Ein paar Schüler spielen Handball, beim HCOB, aber auch bei der Handballregion Bottwar, „und es sind einige dabei, die Talent haben“. Einige Schüler der Conrad-Weiser-Schule haben schon bei den Spielen der HCOB-Drittliga-Mannschaft zugeschaut.

Beim Finaltag der Grundschulliga sind die Schüler aber selbst aktiv. Jedes Team spielt einmal gegen jeden. Wurde am ersten Spieltag der Grundschulliga in diesem Schuljahr noch Aufsetzerball gespielt, duellieren sich die Schüler mittlerweile in der Spielform 4+1, die dem „echten Handballspiel“ schon sehr nahe kommt. „Da sieht man, wie toll sich die Kinder über das Jahr entwickelt haben“, betont Leonie Diederich, „man kann deutliche Fortschritte im Spielverhalten sehen.“ Alle paar Minuten ertönt die Sirene, dann wird gewechselt.

Eigentlich sollten sechs Teams beim Finaltag dabei sein: die Silcherschule, die Schillerschule, die Eugen-Bolz-Schule aus Kornwestheim, die Gemeinschaftsschule am Sommerfeld in Sachsenheim und die beiden Teams der Aspacher Schule. Aber die Sachsenheimer fehlen. Der Bus wartete an einer anderen Stelle als die Schüler. Blöd für die Kids, sie verpassen ein gelungenes Event. Organisatorisch aber kein Problem für Leonie Diederich: „Dann spielt ihr jetzt einfach noch mal gegen unsere“, ruft sie dem Kornwestheimer Team zu, „ihr wolltet doch eh Revanche.“ Klappt aber nicht, die zweite Mannschaft der Conrad-Weiser-Schule ist an diesem Tag nicht zu bezwingen, weder beim Handballspiel noch bei der Koordinationsübung. Auch für die Erste läuft es mit zwei Siegen in drei Spielen ganz gut. Aspachs Schülerin Natalie Höger bekommt einen Sonderpreis: Sie ist das Mädchen mit dem schnellsten Wurf.

Gewinner waren aber auch alle anderen – und das nicht nur, weil es Urkunden, Medaillen und T-Shirts gab, sondern auch, weil es an diesem Nachmittag viel Abwechslung gab. „Wir waren bei allen Spieltagen dabei, der bei uns war der beste“, finden Sebastian und Louis. Mitschülerin Hannah ist vor allem von der Speedwurfanlage begeistert, „die war richtig cool“.

Lehrerin Leonie Diederich ist vom Konzept angetan: „Solche Erlebnisse bleiben den Schülern viel mehr in Erinnerung als das x-te Arbeitsblatt.“ Deshalb wäre sie mit ihren Schülerinnen und Schülern gern auch im kommenden Jahr bei der Grundschulliga dabei und sie fände es klasse, „wenn noch andere Schulen mitmachen würden“. Ein paar Kinder planen, im Vereinstraining vorbeizuschauen – und in die Handball-AG wollen die meisten im kommenden Schuljahr auch wieder.