HC Oppenweiler/Backnang freut sich über Weiterentwicklung

Der Handball-Drittligist beendet das hochkarätige Turnier in Altensteig nach dem Kantersieg gegen den Gastgeber immerhin auf Platz sieben. Trainer Daniel Brack zieht aber auch aus den vorherigen Niederlagen gegen zwei Topteams manch Positives, obwohl noch einiges zu tun bleibt.

HCOB-Handballer Axel Goller gehörte beim Turnier in Altensteig mit 31 Treffern zu den erfolgreichsten Torschützen. Foto: Alexander Hornauer

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HCOB-Handballer Axel Goller gehörte beim Turnier in Altensteig mit 31 Treffern zu den erfolgreichsten Torschützen. Foto: Alexander Hornauer

Von Alexander Hornauer

Der S-Cup in Altensteig war für die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang ein wichtiger Gradmesser in der Vorbereitung. Die Partien gegen die Rhein-Neckar Löwen und den GC Amicitia Zürich bescherten dem Drittliga-Team von Trainer Daniel Brack einige wichtige Lerneffekte; mit einem 37:21 gegen den Verbandsligisten TSV Altensteig gab es zum Abschluss gestern auch noch einen standesgemäßen Erfolg. Lukasz Orlich feierte ein gutes Debüt, Markus Dangers griff wieder ein und Axel Goller war mit 31 Treffern einer der besten Torschützen.

Für den HCOB ist es eine Ehre, überhaupt mitspielen zu dürfen

Der hohe Stellenwert des Turniers zeigt sich beispielsweise am Zuschauerandrang. Samstags und sonntags waren die nebeneinanderliegenden Hallen ausverkauft. Einige Fans kommen mit Wohnmobilen, andere buchen sich in Hotels ein. Die Veranstaltung sorgt im Städtchen im Nordschwarzwald für Umsatz, ist ein Tourismusfaktor. Die Vereine nehmen den Wettbewerb ernst, treten mit allen Stars an, die Spiele werden im Fernsehen übertragen. Für den HCOB war es eine Auszeichnung, überhaupt mitwirken zu dürfen. Das hängt auch mit dem Trainer zusammen: Bereits Daniel Bracks Vater Rolf war in den vergangenen Jahrzehnten mit seinen Teams stets Stammgast in Altensteig. Für die Murrtaler war es dagegen ein Comeback: 1994 hatten sie – damals noch als TVO – letztmals mitgemacht.

Weil das Starterfeld so stark besetzt ist, nahm der amtierende Meister der Südstaffel der Dritten Liga die Rolle des Außenseiters ein, ganz besonders im ersten Spiel. Da unterlag der HCOB dem deutschen Pokalsieger, den Rhein-Neckar Löwen, mit 29:44. Trotzdem zeigte die Mannschaft eine engagierte Leistung und hatte gegen das Weltklasseteam aus Mannheim einige gute Szenen, letztlich aber erwartungsgemäß keine Chance. Die Leichtigkeit, mit der die Löwen das Match bestimmten, war beeindruckend. „Sie spielen auch im Vergleich zu vielen anderen Bundesligisten noch einmal ein anderes Tempo“, befand Tobias Gehrke. Der Co-Trainer des HCOB wurde tags darauf in gewisser Weise bestätigt: Erstliga-Neuling HBW Balingen-Weilstetten lag im Halbfinale gegen die Löwen bereits zur Pause mit zehn Toren hinten. Nur Frisch Auf Göppingen hielt im Endspiel beim 36:41 halbwegs mit dem Turniersieger aus der Kurpfalz mit.

Vor allem beim 31:37 gegen Amicitia Zürich schlägt sich der HCOB unter Wert

Für die HCOB-Akteure war das Duell mit dem fast ausnahmslos mit Nationalspielern besetzten Rivalen eine wertvolle Erfahrung und ein Erlebnis gleichermaßen, aber nur ein Aspekt des Turniers. „Für uns war gut, dass wir gleich zwei Spiele auf hohem Niveau hatten, um uns weiterzuentwickeln“, sagte Torwartroutinier Jürgen Müller. Nach dem Knüller gegen die Löwen stand tags drauf mit dem Vergleich gegen den Schweizer Erstligisten aus Zürich ein weiterer anspruchsvoller Test an. „Da haben wir über sehr lange Zeit gut mitgehalten“, urteilte Müller. Diese Einschätzung entsprach den Fakten und war mit Blick auf die erste Hälfte noch zurückhaltend. Da bestimmte der HCOB das Geschehen und hatte die besseren Ideen, verpasste es jedoch, mehr Kapital daraus zu schlagen. Daher stand es zur Pause nur 15:15. Im zweiten Durchgang leisteten sich die Murrtaler eine Schwächephase, die in einen Rückstand mündete. Am Ende hieß es 31:37. Ein gerechter Sieg für die Schweizer, die mehr Wechselmöglichkeiten hatten. Das Resultat war aber zu deutlich.

Positiver Aspekt aus HCOB-Sicht: Kreisläufer Markus Dangers kehrte zwei Wochen nach seiner Verletzung im Test gegen den VfL Pfullingen aufs Feld zurück, wenn auch nur für einige Minuten und in der Abwehr. „Dennoch hat man auf Anhieb erkannt, dass wir mit ihm in der Defensive eine sehr gute Präsenz haben“, meinte Jochen Bartels, der Sportliche Leiter. Kritikpunkt war, dass sich die HCOB-Handballer zu viele Gegentreffer durch Konter einfingen. „Unser Rückzug war das ganze Wochenende nicht besonders gut“, klagte Coach Daniel Brack. Das galt auch fürs Spiel um Platz sieben, in dem der Drittligist dem Verbandsligisten TSV Altensteig einige einfache Tore durch Konter ermöglichte. Das Ergebnis litt nicht darunter, mit 37:21 setzten sich die Murrtaler deutlich durch, auch weil der HCOB selbst viele Kontertore erzielte. Allein Axel Goller traf stolze 15-mal. Der Zugang von Frisch Auf Göppingen schraubte seine persönliche Bilanz auf 31 Treffer hoch. Ein Lob vom Coach gab es auch für Lukasz Orlich, der in Altensteig seine ersten drei Spiele im halbrechten Rückraum absolvierte „und auf Anhieb ein gutes Turnier gespielt hat“.

Daniel Brack: „Schon ein ganzes Stück näher dran an dem, wie ich mir das vorstelle“

Jürgen Müller sah in dem Spiel gegen die Einheimischen „zum Abschluss einen seriösen Auftritt“. Aber es gebe auch noch viel zu tun, insbesondere wegen der Defizite im Umschaltverhalten. Die kommen nicht aus dem Nichts. So ist unstrittig, dass sich die Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison mit einem neuen Gesicht präsentiert. Automatismen, die beim Ausbremsen gegnerischer Schnellangriffe hilfreich sind, muss sich das Team noch durch viele Wiederholungen erarbeiten. Zu viel Kritik wollte der Coach darüber hinaus aber nicht üben. Daniel Brack ist der Meinung, dass sein Team in einigen Bereichen schon gute Fortschritte gemacht hat: „Ich finde, man konnte die Ideen unseres Abwehrspiels identifizieren. Wir waren dieses Mal schon ein ganzes Stück näher dran an dem, wie ich mir das vorstelle.“

Der 36-jährige Torwart Jürgen Müller, der in seiner Karriere schon viele Vorbereitungen absolviert hat, stimmt zu: „Wir haben uns an diesem Wochenende als Team weiterentwickelt.“ Dass es bei der Feinjustierung noch hapert, überrascht ihn nicht: „Wir haben nicht nur viele neue Spieler, da wird die Integration noch ein bisschen dauern. Zudem hat auch der Coach eine neue und andere Philosophie. Das braucht alles ein bisschen Zeit. Aber wir haben ja auch noch vier Wochen.“ Genaugenommen sind es sogar fünf bis zum ersten Meisterschaftsspiel Anfang September gegen den TSV Neuhausen/Filder. In den kommenden Tagen haben die HCOB-Handballer aber eine kurze Pause: Kräfte sammeln und Blessuren auskurieren steht auf der Agenda. Dann beginnt die zweite Phase der Vorbereitung.

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Erstellt:
31. Juli 2023, 11:30 Uhr

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