HC Oppenweiler/Backnang hofft auf Coup im DHB-Pokal-Knüller gegen TuSEM Essen
Die Handballer aus dem Murrtal empfangen heute um 19 Uhr den ehemaligen Deutschen Meister zum Zweitrundenspiel in der Gemeindehalle. Dabei wollen sie als erster Drittligist in dieser Saison einen Zweitligisten rauskegeln. HCOB-Zugang Markus Dangers trifft auf seinen Ex-Verein.
Von Alexander Hornauer
Der Pokalmodus Der Wettbewerb wurde in den vergangenen Jahren mehrfach reformiert, um die Topteams des deutschen Handballs zu entlasten. Dieses Jahr gab es bereits eine erste Runde, der HC Oppenweiler/Backnang hatte ein Freilos. Vor der Auslosung der zweiten Runde war klar, dass ein Zweitligist der Gegner werden würde und Essen war eine der attraktivsten Optionen. Weil Runde drei sogleich mit ausgelost wurde, wissen der HCOB und der TuSEM schon, dass der Sieger der heutigen Partie danach auf den HC Gelpe/Strombach aus der viertklassigen Regionalliga Niederrhein trifft.
Klangvoller Name Alle Handballfans, die wenigstens 40 Jahre alt sind, müssten sich an die Sportschau-Beiträge über TuSEM Essen erinnern. In den späten 1980ern und frühen 1990ern gehörte der Verein zu den besten Adressen in Deutschland, holte drei Meistertitel und gewann ebenso oft den Pokal. Hinzu kamen drei Triumphe in drei verschiedenen Europapokalwettbewerben. Der letzte vor 18 Jahren markiert zugleich den Zeitpunkt, als Essen wegen finanzieller Probleme kurzzeitig in die Regionalliga zurückgestuft wurde. Längst hat sich der Klub aber wieder im Profihandball etabliert. 2020 gelang bislang letztmals der Erstliga-Aufstieg, seit 2021 ist wieder zweite Liga angesagt. In der Vorsaison sprang Rang neun heraus.
Auf Deutschlandtour 2700 Kilometer spulen Essens Handballer binnen einer Woche ab. Vergangenen Freitag trat das Team in Potsdam an, nach der Stippvisite im Süden anlässlich des Pokalspiels am heutigen Dienstag (19 Uhr, Gemeindehalle in Oppenweiler) geht es am Sonntag zum HC Elbflorenz nach Dresden. Zuletzt hat die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann gepunktet. Zu Hause gegen Bayer Dormagen machte der TuSEM die anfängliche Niederlage bei Bundesliga-Absteiger ASV Hamm- Westfalen wett, in Potsdam kam im dritten Spiel der zweite Sieg hinzu. Dort zu gewinnen sei „keine Selbstverständlichkeit“, sagt Hegemann, „die Bereitschaft, Leidenschaft und Emotionalität der Jungs waren hervorragend“. Der Verein hat im Sommer einen Umbruch vollzogen. Viele Spieler kamen, einige gingen – darunter der nun für den HCOB aktive Kreisläufer Markus Dangers.
Rasches Wiedersehen „Im Vorfeld habe ich mich mit einigen früheren Mitspielern unterhalten, dass es ein lustiger Zufall wäre, wenn es so kommen sollte“, sagt Markus Dangers über das heutige Duell. „Dann hat es die Losfee wirklich so entschieden.“ Der 29-Jährige hat noch Kontakte nach Essen, freut sich aufs Spiel und ist gespannt, was sein Ex-Klub in dieser Runde erreicht: „Sie hatten einen relativ großen Umbruch, sind mit den zwei Siegen aber richtig gut in die Runde gestartet.“ Eine konkrete Platzierung vorherzusagen hält Markus Dangers in der Zweiten Bundesliga zwar für schwierig, „aber was man sicher sagen kann: Die Essener sind in ihrem Abwehrsystem sehr gefestigt und haben super Torhüter.“
Zwiespältige Sicht Optimal sei dieser Termin nicht, ordnet HCOB-Trainer Daniel Brack die heutige Partie ein. Seinem Team stecke das Duell mit Leutershausen am vergangenen Samstag trotz des klaren Siegs in den Beinen und es habe die Herausforderung bei den Rhein-Neckar Löwen II nächsten Sonntag vor Augen. Für beide Seiten gilt: Die Liga ist wichtig und der Pokal eine Zusatzaufgabe mit Vor- und Nachteilen, aber unstrittig ein prestigeträchtiger Wettbewerb. Unabhängig vom Ergebnis „wollen wir das Spiel nutzen, um weiter zusammenzuwachsen – es ist ein weiterer Test für unsere Entwicklung“, erklärt Daniel Brack und prophezeit: „Der TuSEM wird mit hohem Tempo und hoher Bereitschaft spielen.“
Die HCOB-Chancen In dieser Pokalsaison brachte erst ein Drittligist einen Zweitligisten ins Schwitzen. Die HSG Krefeld Niederrhein führte gegen die HSG Nordhorn-Lingen nach 40 Minuten, verlor aber noch. „Bislang waren die Drittligisten weitestgehend chancenlos“, urteilt Daniel Brack. Das liegt auch am Modus, der nur die zwölf besten Zweitligisten für den Pokal vorsah, während die wohl etwas schwächeren Teams gar nicht im Lostopf waren. Daher „liegt die Favoritenrolle klar bei Essen“, sagt der HCOB- Trainer, aber wenn sich die Chance auf den Coup doch auftut, will sie der Drittligist unbedingt nutzen. „Wir dürfen sie im Bereich Abwehr und Torhüter nicht in einen Lauf kommen lassen“, fordert Markus Dangers. „Gespannt bin ich, wie sie auf unsere im Vergleich zu vielen Abwehrreihen in Liga zwei eher unkonventionelle Abwehr reagieren.“ Sollte eine ähnliche Defensivleistung wie gegen Leutershausen gelingen, die zu Kontern und Gegenstoßtoren führt, sei die Überraschung nicht unmöglich: „Wir sind nicht der Favorit, aber wir spielen daheim.“
Die Historie Für die Handballer aus dem Murrtal ist es das zehnte DHB-Pokal-Spiel in der Vereinsgeschichte. Dreimal gelang es noch zu TVO-Zeiten, Zweitligisten mit dem Heimvorteil im Rücken aus dem Rennen zu werfen. Auch wenn das letzte Mal aus dem Jahr 1994 gegen den ThSV Eisenach datiert, lässt sich daraus mit etwas gutem Willen ein gutes Omen ableiten. Im bislang letzten DHB-Pokal-Spiel zog sich der HCOB vor zwei Jahren gegen Hüttenberg ordentlich aus der Affäre, blieb letztlich aber ohne Siegchance. Vielleicht klappt es dieses Mal.
Weitere Fakten Als Schiedsrichter sind Nicolas Jaros (Lauterstein) und Felix Thrun (Waldstetten) nominiert, die damit nach der Drittliga-Partie am Samstag zum zweiten Mal binnen 72 Stunden in der Gemeindehalle im Einsatz sind. Das ist aber Zufall, denn für die Einteilung in der Dritten Liga und im DHB-Pokal sind verschiedene Stellen zuständig. Bei Ansetzungen an Wochentagen geht es zudem darum, den Unparteiischen nicht allzu weite Anreisen zuzumuten. Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse sowie im Internet: www.hcob.de/tickets. Dauerkarten und Freikarten haben beim heutigen DHB-Pokal-Spiel keine Gültigkeit. Wer aus irgendeinem Grund nicht in der Halle dabei sein kann, hat die Chance, das Spiel live auf dem HCOB-Youtube-Kanal anzuschauen.