HC Oppenweiler/Backnang liefert ein Spiel zum Vergessen ab

Der Handball-Drittligist aus dem Murrtal enttäuscht in Kornwestheim auf der ganzen Linie und kommt beim Nachbarn mit 36:44 unter die Räder. Schon zur Halbzeit liegen die ambitionierten Gäste mit 15:25 im Hintertreffen und entfachen nach der Pause nur noch ein Strohfeuer.

Tobias Gehrke (grünes Trikot) und der HCOB fanden kein Durchkommen gegen Kornwestheims aufmerksame Abwehr. Foto: Alexander Hornauer

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Tobias Gehrke (grünes Trikot) und der HCOB fanden kein Durchkommen gegen Kornwestheims aufmerksame Abwehr. Foto: Alexander Hornauer

Von Alexander Hornauer

Jähes Ende der Siegesserie, ausgerechnet im prestigeträchtigen Nachbarschaftsduell. Der HC Oppenweiler/Backnang unterlag beim SV Salamander Kornwestheim mit 36:44 und kassierte damit mehr Gegentreffer als je zuvor in einem Drittliga-Spiel. In Halbzeit eins waren die Gästehandballer gar nicht richtig auf dem Platz, wurden förmlich überrollt. In Durchgang zwei gab es zehn hoffnungsvolle Minuten, aber die Last des Zehntorerückstands wog zu hoch.

Schon vor einem Jahr stand das Team aus dem Murrtal mit enttäuschten Mienen in der Kornwestheimer Halle Ost. Diesmal war’s keinen Deut besser. Wieder mit acht Toren verloren. Das schmerzte – und vor allem war es ein deutlicher Rückschlag nach zuletzt drei Siegen in Serie. Kein Vergleich beispielsweise zum Auftritt im vorherigen Auswärtsspiel in Pfullingen, als die HCOB-Abwehr nur 24 Gegentreffer zuließ.

Stattdessen: wenig Einsatz, Kampfgeist und Leidenschaft in der Defensive. Die Hausherren fanden sehr schnell die Lücken, um aus kurzer Distanz aufs Tor werfen zu können. Hinzu kam: Die Murrtaler versuchten ihrerseits, das Spiel schnell zu machen, um Vorteile aus der größeren Breite des Kaders ziehen zu können. Das ging gegen die offensiv ausgerichtete Kornwestheimer Abwehr aber schief und wirkte eher hektisch. Auf jeden Fall führte es zu vielen technischen Fehlern, die Kornwestheim konsequent zu Gegenstößen nutzte. Rechtsaußen Peter Jungwirth kam so allein in Durchgang eins zu sieben Feldtoren. Sein Pendant Marco Lantella auf dem linken Flügel zu fünf. HCOB-Trainer Matthias Heineke bat sein Team in der 14. und in der 19. Minute zur Auszeit. Doch am Geschehen änderte sich wenig. Die Abwehr blieb löchrig, das Angriffsspiel fehlerbehaftet. Als die Gäste kurz vor der Pause in doppelte Unterzahl gerieten, traf sogar Kornwestheims Keeper Jan David ins leere Tor. So wuchs der Rückstand bis zur Pause noch auf 15:25 an.

Besonders ärgerlich: Oppenweiler/Backnang hätte es besser gekonnt. Den Beweis lieferte es nach der Pause ab, da kamen die Gäste wie verwandelt aus der Kabine. Bissig, engagiert, zielstrebig. Die ersten Minuten gehörten dem HCOB. Philipp Maurer traf sicher vom linken Flügel, Timm Buck verwandelte mehrere Siebenmeter hintereinander. Innerhalb von weniger als zehn Minuten holten die Gäste auf 23:27 auf. Ging da noch was? Nein. Die Spannungskurve deutete nur kurz steil nach oben, flaute dann genauso schnell wieder ab.

Kornwestheims Coach Alexander Schurr nahm angesichts des Zwischenspurts seines Ex-Vereins nämlich eine Auszeit und wechselte zudem den Torwart. Der aufgrund von Verletzungsproblemen reaktivierte Pascal Welz kam ins Spiel. Er hielt einige Bälle und nahm der Aufholjagd der Gäste damit ihren Schwung. Die Hausherren setzten sich wieder auf sechs, sieben Tore ab – und damit in einen Bereich, in dem sie die Partie sicher nach Hause bringen konnten. Zumal der HCOB in der Abwehr nach zehn besseren Minuten wieder nachließ und die Gastgeber kontinuierlich zu weiteren Erfolgserlebnissen kamen. Am Ende war’s eine klare Sache.

Jonas Frank, Geschäftsführer Sport beim HC Oppenweiler/Backnang, war deshalb angefressen: „Das Spiel – insbesondere die erste Halbzeit – war aus unserer Sicht zum Vergessen und einem Derby sowie unseren Ansprüchen absolut unwürdig.“ Man betreibe im Verein viel Engagement, um in die Spitze der Dritten Liga vorzudringen, „da reicht die Art und Weise, wie wir uns hier präsentiert haben, nicht aus. Sie wird auch dem Aufwand, den wir betreiben nicht gerecht.“ Tabellarisch war die dritte Saisonniederlage ein Rückschritt, ganz zwangsläufig nimmt der Druck zu. Und zwar in jeder Hinsicht, betont Jonas Frank: „Wir werden ganz genau hinschauen und hinterfragen, was die Gründe für solche kollektiven Aussetzer sind. Das erwarte ich ebenso von jedem Spieler und allen Verantwortlichen.“

SV Salamander Kornwestheim: Welz, David (1) – Bartsch, Wolf (2), Reusch (2), Jungwirth (13/2), Zeppmeisel, Kugel (1), Kazmeier (7/1), Tinti, Lantella (5), Pichler, Döll (7), Hiller (6), Joneleit.

HC Oppenweiler/Backnang: Müller, Koppmeier – Schliedermann (2), Dahlhaus, Buck (9/8), Gehrke (3), Schmid (3), Sigle (6), Schmiedt (1), Strýc (n.e.), Frank (2), Maurer (4), Bühler (1), Rauh (2), Godon, Düren (3).

Siebenmeter: 3/5:8/9 (Kazmeier und Jungwirth treffen den Pfosten – Buck wirft an die Latte). – Zeitstrafen: 8:14 Minuten (Wolf/zweimal, Kugel, Döll – Sigle/zweimal, Düren/zweimal, Gehrke/zweimal, Rauh). – Schiedsrichter: Gierke/Konwitschny (Dachau/München). – Zuschauer: 450.

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Erstellt:
31. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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