HCOB setzt auf hohes Tempo und viel Variabilität

Die Blickrichtung ist definiert. Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang wollen an der Spitze der Dritten Liga mitspielen. Fünf Zugänge verstärken die Mannschaft und bieten Anlass für Optimismus. Allerdings ist es eine anspruchsvolle Aufgabe: Die Südstaffel ist stark besetzt. Für Trainer Matthias Heineke ist ein guter Start deshalb von großer Bedeutung.

Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang um Tim Düren (am Ball) stehen vor einer anspruchsvollen und am Ende hoffentlich erfolgreichen Drittliga-Saison. Foto: Alexander Becherr

© Alexander Becher

Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang um Tim Düren (am Ball) stehen vor einer anspruchsvollen und am Ende hoffentlich erfolgreichen Drittliga-Saison. Foto: Alexander Becherr

Von Alexander Hornauer

Im vergangenen Jahr ließen die HCOB-Handballer zu Beginn einige Punkte – die fehlten trotz einer bärenstarken Rückrunde zum Einzug in die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga. In der bevorstehenden Spielzeit qualifizieren sich wiederum zwei Teams aus der Staffel für die Teilnahme an den Aufstiegsspielen. Im Kreise der Wettbewerber um diese Plätze wollen die Murrtaler dabei sein. Trainer Matthias Heineke, der vor seiner siebten Runde beim HC Oppenweiler/Backnang steht, gibt einen Einblick, wie er sich das Auftreten seines Teams wünscht: „Wir wollen unserer Spielweise treu bleiben und für hohes Tempo sowie viel Variabilität im Angriffsspiel stehen.“

In der vergangenen Runde warfen die Murrtaler im Schnitt über 32 Tore pro Spiel, dort soll es wieder hingehen. Dabei sei zu beachten, „dass es im Angriff eine enorm anspruchsvolle Aufgabe ist, viele Zugänge auf zentralen Positionen in unser Spiel zu integrieren und gleichzeitig unser Spiel so zu verändern, dass die Stärken der neuen Spieler auch voll zur Entfaltung kommen können“. In der achtwöchigen Vorbereitungszeit wurde hart daran gearbeitet. Und defensiv? „In der Abwehr haben wir besonders im Innenblock deutlich mehr Alternativen und sind dort auf einem sehr guten Weg, die Anzahl der Gegentreffer deutlich zu reduzieren“, verrät Matthias Heineke.

Personell hat sich in der Mannschaft einiges getan. Mit Marcel Lenz (Linksaußen) hat sich ein starker Akteur auf Weltreise verabschiedet. Routinier Kevin Wolf wollte zunächst aufhören, hängt jetzt noch eine Runde bei Ligarivale SV Salamander Kornwestheim dran. Rückraumspieler Felix Raff pausiert, Isaiah Klein wechselte zur TSG Söflingen. Martin Lübke, Torjäger der Zweiten und verstärkt für die Erste angedacht, schloss sich dem Ligarivalen TSB Horkheim an. Allerdings kann sich die Habenseite durchaus sehen lassen. Ein Zugang aus Liga zwei, vier weitere aus der Dritten Liga – und dort durchweg Leistungsträger –, das spricht für einen Qualitätszugewinn.

Fünf Zugänge schüren viel Optimismus

Trainer Matthias Heineke lobt zunächst einmal pauschal, „dass die Neuen von Beginn an viel Verantwortung übernehmen und alle sehr viel Ehrgeiz mitbringen“. Aber der Reihe nach. Da wäre zunächst Martin Schmiedt, 21 Jahre alt und in den vergangenen beiden Jahren für den HC Eintracht Hildesheim aktiv. „Er spielt auf Linksaußen eine sehr positive Vorbereitung und ist gemeinsam mit Florian Frank auf einem guten Weg, in der kommenden Runde ein tolles Duo zu stellen“, findet Matthias Heineke.

Vom VfL Pfullingen wechselte mit dem 34-jährigen Alexander Schmid ein Routinier ins Murrtal. Dieser, findet Matthias Heineke, „zeigt seine unglaubliche individuelle Qualität auf engem Raum und wird für mehr Präsenz auf dieser Position sorgen“. Mit Horkheim und Pfullingen spielte Schmid immer vorne in Liga drei mit, dorthin will er auch mit dem HCOB. Für den rechten Rückraum holte der HCOB mit Tim Dahlhaus (29) einen Akteur aus Liga zwei, von der SG BBM Bietigheim. „Er bringt uns mit seiner kompletten Spielweise auf ein höheres Niveau auf dieser Position“, urteilt Matthias Heineke. „Es ist sehr leicht als Mitspieler, mit ihm zusammen zu spielen. Und er ist zudem besonders gegen offensive Abwehrsysteme der Gegner sehr spielstark.“

Für den halblinken Rückraumspieler Marc Godon (26), der nach sechs Jahren bei Klubs in Mittel- und Norddeutschland zum HCOB zurückkehrte, indes gilt: „Mit seiner Wurfqualität kann er besonders gegen defensiv eingestellte Gegner zur Waffe werden.“ Wichtig sind zudem seine Defensivqualitäten, „er ist im Innenblock eine Bereicherung“, sagt Heineke. Bleibt der fünfte Neue: Daniel Schliedermann. Der 26-jährige Aufbauspieler kommt vom TV 08 Willstätt und „auf Rückraum Mitte ist Daniel Schliedermann ein ganz besonderer Spieler, mit extrem viel Power und enormer Schnelligkeit, dazu im Eins-gegen-Eins kaum zu stoppen“. In Summe sieht Trainer Matthias Heineke sein Team durch die neuen Akteure gut aufgestellt. „Insgesamt haben wir unser Repertoire personell durch die individuelle Qualität erhöhen können. Wir sind froh, dass die Jungs beim HCOB spielen.“

Zumal auch die Akteure, die bereits in der vergangenen Runde das grüne Trikot trugen, sich in ihren Leistungen steigern sollen. „Diese Entwicklung“, findet Matthias Heineke, „muss durch den erhöhten Konkurrenzkampf sogar kommen.“ Er nennt als Beispiel den Kreis, auf dem der HCOB mit Zugang Schmid und den etablierten Kräften Jakub Strýc und Tim Düren nun drei Alternativen hat. Da lautet des Trainers Erkenntnis, dass die Verpflichtung eines weiteren Spielers auch bei den bisherigen Akteuren in der Vorbereitungsphase zu einer Leistungssteigerung geführt hat. „Und auf vielen anderen Positionen ist das ganz ähnlich“, findet Matthias Heineke. Das ist kein Zufall, sondern Plan: Die HCOB-Handballer wollen wechseln, ohne dadurch an sportlichem Durchsetzungsvermögen einzubüßen. „Ziel ist es, dass wir als Team zu jeder Phase eines Spiels 100 Prozent auf jeder Position geben können und dadurch viel Druck machen.“ Das soll sich in einzelnen Spielen bemerkbar machen, aber auch über die Saison hinweg.

Der Drittligist hofft, Verletzungen und Ausfälle besser wegstecken zu können. Oder, um es wie Heineke auf den Punkt zu bringen: „Wir wollen auch in schwierigen Phasen gegen starke Gegner gewinnen.“ Gelingt es, dann steigen die Chancen auf eine Topplatzierung und auf eine mögliche Teilnahme an der Aufstiegsrunde. Wichtig ist dem Coach außerdem ein guter Start: „Vor allem auch deshalb, weil wir schon zu Beginn auf viele Topteams treffen. Und in dieser Phase brauchen wir viel kämpferischen Aufwand, um aus einer kompakten Defensive ins Tempospiel zu kommen.“ Weil er mit vielen ausgeglichen Spielen rechnet, setzt er zudem auf „Nervenstärke in knappen Auseinandersetzungen“.

Die Südgruppe vereint viele Topteams

Insgesamt gilt die Südstaffel der Dritten Liga in diesem Jahr als enorm stark. Die Fakten unterstreichen die Einschätzung: Die neu gebildete Gruppe vereint – mit Ausnahme von Aufsteiger HSG Konstanz – beinahe alle Topteams der letztjährigen Staffeln F und G. Und nicht nur der HCOB hat einige interessante Zugänge, auch die meisten anderen Teams legten personell nach. „Das ist schon eine außergewöhnliche Konstellation, die natürlich einen riesengroßen Anreiz für uns alle darstellt“, sagt Matthias Heineke zur Staffeleinteilung. Interessant ist zudem, dass es sich bei der Südstaffel um eine Liga fast ausnahmslos mit baden-württembergischen Mannschaften handelt. Bedeutet: wenig Autobahn, viel Derby. Einzig der TuS Fürstenfeldbruck fällt geografisch aus dem Raster, ist sportlich betrachtet dafür ein hochattraktiver Rivale. Und aus Sicht der HCOB-Handballer obendrein ein alter Bekannter. Das gilt auch für die Aufsteiger SG Köndringen/Teningen und TVS 1907 Baden-Baden. Beide gastierten schon wiederholt im Murrtal.

Neu sind hingegen einige Handballregeln. Dass bei angezeigtem Zeitspiel schneller gepfiffen wird – nur noch vier Abspiele sind erlaubt, bisher waren es sechs –, findet Matthias Heineke „goldrichtig, da besteht auch ein breiter Konsens unter allen Beteiligten“. Dass Torhüter mehr geschützt werden, wenn Spieler ungehindert auf den Kopf werfen, sei in Ordnung, „aber man kommt auch häufig in knifflige Situationen aus wenig Kontakt und ich hoffe, dass da nicht zu viel Druck auf die Schiedsrichter ausgeübt wird“. Was sein Team vermutlich am konkretesten betrifft, ist der Anwurfkreis. Der soll ein noch schnelleres Anspielen ermöglichen. „Der passt ganz gut zu unserem Tempospiel“, vermutet der Coach – verbunden mit dem Gedanken, dass seine Schützlinge wie erhofft zur bevorzugten Spielweise finden, mit viel Tempo und hoher Variabilität.

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Erstellt:
1. September 2022, 16:00 Uhr

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