HCOB-Trainer Blumenschein: „Motivation, oben dranzubleiben, ist riesig“

Interview Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang führt die Tabelle an. Trainer Volker Blumenschein spricht über die ersten vier Spiele mit ihm an der Seitenlinie, über die Perspektiven für die kommenden Monate und wie er den ambitionierten Klub für die Zukunft aufgestellt sieht.

Trainer Volker Blumenschein stellt seine Spieler auf eine schwere zweite Saisonhälfte ein. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Trainer Volker Blumenschein stellt seine Spieler auf eine schwere zweite Saisonhälfte ein. Foto: Alexander Becher

Wie fühlt es sich an, die Weihnachtspause als Tabellenführer der Dritten Liga durchleben zu dürfen?

Es ist ein gutes Gefühl, zumal das bis vor Kurzem nicht zu erwarten war. Zum Jahresende sind ein paar Mannschaften vor uns ein bisschen aus dem Tritt geraten. Wir konnten die Gelegenheit nutzen, haben zwei Auswärtssiege in Folge eingefahren und standen deshalb an Weihnachten auf dem ersten Platz. Das ist eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht. Gleichwohl haben wir nun alles selbst in der Hand, das wirkt sich fördernd auf unser Selbstvertrauen aus. Wir sehen die Tabellenspitze nicht als negative Bürde an, sondern als große Motivation für die nächsten Begegnungen.

Wie bewerten Sie rückblickend die ersten vier Begegnungen mit Ihnen als HCOB-Trainer?

Mit 6:2 Punkten haben wir das Soll erfüllt, unsere Spielleistungen waren phasenweise richtig gut, dürfen aber noch konstanter werden. Die verdiente Niederlage im zweiten Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen II haben wir positiv aufgearbeitet, seitdem hat das Team eine deutlich bessere Körpersprache, präsentiert sich geschlossen und physisch robust, bringt außerdem viel mehr Energie aufs Spielfeld. Insgesamt bin ich vor allem für die Unterstützung in den ersten Wochen dankbar. Sowohl das Management, meine Co-Trainer und vor allem die Mannschaft, aber auch unsere Fans haben viel dafür getan, dass wir zusammen einen positiven Jahresabschluss hinbekommen.

Nun besteht die Möglichkeit, das Training durch die vierwöchige Pause etwas anders zu gestalten, als wenn am Wochenende ein Spiel bevorsteht. Welche Schwerpunkte werden Sie setzen?

Die Pause kam zum richtigen Zeitpunkt, die Spieler haben jetzt knapp zwei Wochen frei, um kleine Blessuren auszukurieren, ein bisschen abzuschalten und um Kraft zu tanken. Wir haben zuletzt aber auch ein paar Ansatzpunkte identifiziert, wo wir uns verbessern können. Am 2. Januar nehmen wir deshalb das Training wieder auf, mit einem zweitägigen Kurztrainingslager am Freitag und Samstag. In den ersten zwei Wochen wird auch die athletische Komponente nicht zu kurz kommen. Außerdem sind Anpassungen in allen Mannschaftsteilen und Spielphasen geplant. In der Abwehr wollen wir sowohl bei der Ausrichtung als auch bei der Aufstellung flexibler werden. Zudem werden wir aus unterschiedlichen Abwehrformationen unseren Gegenstoß verbessern. Im Angriff benötigen wir eine bessere Balance zwischen Wurfvorbereitung und Torabschluss, wir möchten unsere Effektivität optimieren. Wir werden uns sicher nicht auf der aktuellen Tabelle ausruhen.

An der Tabellenspitze geht es sehr eng zu. Welche Mannschaften sind aus Ihrer Sicht die Hauptkonkurrenten um einen der ersten beiden Plätze?

Alle Teams bis Platz acht sind noch in der Verlosung. Das ist der pure Wahnsinn und macht die Liga unglaublich spannend. Jedes Match ist extrem wichtig. Wenn du zwei schlechte Spiele machst, bist du ruckzuck in einer defensiven Position und musst auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. Das ist aber gleichzeitig auch unser Ansporn, in jedem Training Gas zu geben, um am Wochenende ein gutes Spiel abzuliefern. Einen klaren Favoriten kann man nicht ausmachen. Es wird eventuell auch darauf ankommen, mit welcher Motivation die jeweiligen Vereine eine Teilnahme an den Aufstiegsspielen angehen.

Was muss eintreffen, damit Ende März der HC Oppenweiler/Backnang unter den ersten beiden Teams steht?

Wenn man es mit der Leichtathletik ausdrücken würde, dann wäre es so, dass wir beim 800-Meter-Rennen im Vorlauf gut dabei waren, im Halbfinale die beste Zeit gelaufen sind und dadurch im Endlauf die schnellste Bahn haben. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Aber für das Finale brauchen wir eine intensive Vorbereitung, dann einen konzentrierten Start, auf der zweiten Runde Durchhaltevermögen und auch ein bisschen Glück, dass wir nahezu verletzungsfrei bleiben. Unsere Motivation, oben dranzubleiben, ist jedenfalls riesig.

Der Verein hat sich für die kommenden Jahre den Aufstieg in die zweite Liga auf die Fahnen geschrieben. Wie bewerten Sie die Perspektiven?

Beim HCOB wird mit Nachdruck an den Rahmenbedingungen für einen zukünftigen Spielbetrieb in der Zweiten Bundesliga gearbeitet. Das neue Trainingszentrum bietet dafür perfekte sportliche und therapeutische Bedingungen. Das Umfeld wurde in allen wichtigen Bereichen hervorragend aufgestellt und Verantwortlichkeiten verbindlich fixiert. Die Sponsoren honorieren das durchdachte Vorgehen des Vereins, da beim HCOB nicht nur eine fiktive Vision ohne Substanz vermarktet wird, sondern ein reales Vorhaben mit einem klar strukturierten Plan. Das macht am Ende vielleicht den Unterschied aus. Der Verein hat sich also mit viel Einsatz und motivierten Partnern eine sehr gute Perspektive erarbeitet.

Wie wichtig wird es sein, gleich im Januar entscheidende Ausrufezeichen zu setzen?

Das erste Match gegen die SG Leutershausen wird gleich ein Highlight. Wir haben ein Heimspiel, unsere Fans haben sicherlich noch das tolle Freundschaftsspiel gegen den TVB Stuttgart zum Jahresabschluss in bester Erinnerung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Halle richtig voll sein wird. Diese Unterstützung brauchen wir auch. Wir werden uns gut vorbereiten, um maximal bereit zu sein. Im Idealfall starten wir in das neue Jahr mit einem Sieg. Darauf ist alles ausgerichtet, erst danach konzentrieren wir uns auf die nächsten Aufgaben.

Das Gespräch führte Alexander Hornauer.

Daten und Fakten zur ersten Saisonhälfte

Tabellenspitze Drei Mannschaften haben 22:10 Punkte. Der HCOB besitzt gegenüber dem lange führenden TuS Fürstenfeldbruck und dem SV Salamander Kornwestheim Vorteile im direkten Vergleich und ist deshalb Erster. Der VfL Pfullingen und der TSB Horkheim folgen mit 21:11 Zählern. Auch die SG Leutershausen weist mit 19:11 Punkten (und einem Spiel in der Hinterhand) eine gute Ausgangsposition auf. Ebenfalls im Rennen um die ersten beiden Plätze sind die Rhein-Neckar Löwen II (18:14) und die SG Pforzheim/Eutingen (16:14).

Aufstiegsrunde Die Mannschaften, die nach 26 Spielen (16 sind bereits absolviert) die Plätze eins und zwei belegen, nehmen an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga teil – sofern sie einen Lizenzantrag bei der Handball-Bundesliga stellen. In dieser Runde kämpfen dann bis zu zehn Teams aus ganz Deutschland um zwei Tickets.

Tabellenkeller Drei Mannschaften steigen fix ab, der Viertletzte muss in eine Ausscheidungsrunde mit vier anderen Elften aus dem Bundesgebiet. Nur einer davon kann in der Dritten Liga verbleiben. Mehr werden es, wenn ein Drittligist nicht mehr meldet oder ein Aufstiegsplatz aus den vierten Ligen nicht genutzt wird. Stand heute belegen drei südbadische Teams die Abstiegsplätze, der TVS 1907 Baden-Baden (10:22), der TV 08 Willstätt (8:24) und die SG Köndringen/Teningen (5:27). Der TSV Neuhausen/Filder (11:21) belegt den elften Rang, die HG Oftersheim/Schwetzingen (12:20) steht knapp über dem Strich. Durch diese straffe Abstiegsregelung wird sichergestellt, dass sich die Dritte Liga in der kommenden Runde wieder aus 64 Mannschaften zusammensetzt, die in vier Staffeln mit je 16 Teams eingeteilt werden.

Torschützenliste Der Kornwestheimer Felix Kazmeier (134 Tore) liegt vorne, die mit Abstand meisten Feldtore hat Elias Scholtes (Rhein-Neckar Löwen II) geworfen, 125 nämlich. Erfolgreichster HCOB-Torewerfer ist Timm Buck mit 96 Treffern, im Ligavergleich bringt das die neunte Position.

Programm Der HC Oppenweiler/Backnang startet am Samstag, 14. Januar, mit dem Spiel gegen die SG Leutershausen ins Jahr 2023. In der Woche darauf geht es zum TSV Neuhausen/Filder, dann empfangen die Blumenschein-Schützlinge den VfL Pfullingen zum Württemberg-Duell in der Gemeindehalle.

Zweite Bundesliga Es stehen die HSG Konstanz, der HC Empor Rostock und die Wölfe Würzburg auf einem Abstiegsrang. Konstanz hält Anschluss an die Nichtabstiegsränge, für die beiden anderen Klubs ist der Abstand schon immens.

Oberliga Es würden Stand heute der TV Plochingen und der VfL Waiblingen aufsteigen. Gut im Rennen liegen auch der TV Bittenfeld II, die TGS Pforzheim, die TSG Söflingen und der TSB Schwäbisch Gmünd. In der höchsten Liga des Landes Baden-Württemberg sind erst 15 von 34 Begegnungen absolviert.

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Erstellt:
31. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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