Hoffen auf Ende einer langen Durststrecke

Bei den Handballfrauen blicken alle drei Murrtal-Klubs zuversichtlich nach vorne – Politik der kleinen Schritte bei SGW und HSG

Im Frauenhandball backen die drei Vereine im Murrtal seit Jahren kleine Brötchen. Bezirksliga ist das Höchste der Gefühle. Allerdings scheint die Talsohle nun durchschritten. Sowohl die SG Weissach im Tal, wie die HSG Sulzbach-Murrhardt und vor allem der HC Oppenweiler/Backnang blicken optimistisch nach vorne. Auch weil die Zahl an verfügbaren Spielerinnen gestiegen ist.

Hoffnungsträgerin für die Frauen des HC Oppenweiler/Backnang: Judit Lukacs.Foto: Baumann

Hoffnungsträgerin für die Frauen des HC Oppenweiler/Backnang: Judit Lukacs.Foto: Baumann

Von Uwe Flegel

Benedikt Pollak ist ein Weissacher Urgestein. Bei den Männern steht er in der Ersten zwischen den Pfosten und ist bei den Frauen als Trainer engagiert. „Es läuft besser“, urteilt er und blickt dabei auf die vergangenen zwei Spielzeiten mit seiner Mannschaft in der Kreisliga zurück. Damit meint er vor allem die personelle Seite. Vergangene Saison sei nur eine Partie ausgefallen. „Und da hatte uns die Grippewelle erwischt“, sagt Pollak zur abgesagten Partie gegen Kornwestheim. Der Kampf um den Erhalt eines Frauenteams war beim kleinsten und gleichzeitig einzigen noch eigenständigen Verein im Handball im Murrtal dennoch deutlich geringer als in den Jahren zuvor. Auch „weil sich vor der Saison einige B-Jugendliche bereit erklärt haben, bei uns mitzuspielen und mein Kader dadurch von 10 auf 15 Spielerinnen angewachsen ist.“ Nächste Runde sind es sogar noch mehr. „Gefühlt zwei Mannschaften“, sagt Pollak zur Zahl und hofft, dass es sportlich deshalb mehr als der vorletzte Platz wird. „Ein positives Punktekonto ist machbar“, urteilt der Coach und erklärt mit Blick auf die Zukunft: „Derzeit ist die Kreisliga A ideal für uns.“ Ob für die kleine SGW, die mit den Männern gerade den Sprung von der Kreisliga B in die Kreisliga A geschafft hat, mal mehr drin ist? Pollak will es nicht ausschließen. Denn: „Bei uns kommt was nach, da ist mehr drin.“ Warum es im Frauenhandball insgesamt derzeit eher mau aussieht, „kann ich nicht sagen, da ich nicht weiß, was bei anderen Vereinen läuft.“

Zuversicht in Weissach,

bei Sulzbach-Murrhardt und

bei Backnang/Oppenweiler

Eher zuversichtlich ist auch Martina Fricker von der HSG Sulzbach-Murrhardt. Die Handball-Abteilungsleiterin des TV Murrhardt sagt: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Damit meint sie, dass sich die HSG in der Bezirksklasse vergangene Runde unter Trainer Idris Kujenya sportlich und personell stabilisiert hat. „Wir hatten nicht nur ein oder zwei Spielerinnen auf der Bank, dadurch haben wir auch öfter gewonnen als in der Runde zuvor.“ Mit Platz acht kann Fricker leben und hofft, dass das noch nicht das letzte Wort war. „Zur neuen Saison kommen einige Handballerinnen zurück, die pausiert haben oder bei anderen Klubs waren.“ Namen will sie keine nennen, erklärt aber: „Wir sind froh, dass wir eine Frauenmannschaft haben, die nun wieder gut bestückt ist.“ Und: „Nächste Saison darf’s gerne einen Platz oder auch zwei Ränge besser sein. Inwieweit sportlich mal ein Aufstieg drin ist, will die erfahrene Handballfunktionärin nicht beurteilen, denn im Nachwuchsbereich sei es aufgrund vieler anderer Angebote schwierig. Vor allem der Schritt von der Jugend zu den Aktiven sei eine Schwelle, über die einige nicht gehen. Auch weil die eine oder andere „direkt nach dem Abitur zum Studieren geht.“

Mit drei Mannschaften im Spielbetrieb (Bezirksliga, Bezirksklasse, Kreisliga A) ist Oppenweiler/Backnang auch im Frauenbereich so etwas wie der Platzhirsch. Trotz zahlenmäßiger Stärke war in den vergangenen Jahren die Bezirksliga aber das Höchste der Gefühle. Das soll sich ändern, wie die Verpflichtung von Judit Lukacs als Spielertrainerin zeigt. Gerold Hug, in den Neunzigern selbst Trainer der TSG-Frauen, mit denen er sich in der Landesliga mit dem TV Oppenweiler duellierte und in die Verbandsliga aufstieg, sagt zur mäßigen Bilanz im Frauenhandball in jüngster Vergangenheit. „Ein Zufall ist das sicher nicht.“ Wie überall gelte: „Wenn man was machen will, dann muss man so etwas planen.“ Im Fall des Vereins, der mit der ersten Männermannschaft in der Dritten und der Zweiten künftig in der Württembergliga spielt, heißt das: Den kontinuierlichen Aufbau von der Jugend in den Aktivenbereich zu übertragen. Hug sagt dazu: „Wir nehmen den Frauenhandball nun stärker in den Fokus.“ Klar ist ihm, dass Lukacs alleine es nicht richten kann. Wichtig sei, dass die erfahrenen Spielerinnen wie Dorothea Csauth und Rosalie Belz mit den jungen Kräften möglichst rasch eine Einheit bilden. Hug ist sicher, dass das funktioniert. „Wir haben den Ball aufgenommen und im Verein das erklärte Ziel, die Frauen nach vorne zu bringen.“ Neue Nahrung für die Hoffnung, den Weg aus der Talsohle heraus gefunden zu haben.

Zum Artikel

Erstellt:
5. Juni 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen