Hohe Kontinuität gehört beim HC Oppenweiler/Backnang zum Erfolgsrezept

Die Handballerinnen des HCOB klopfen ans Tor zur Württembergliga, mit einem Punkt im morgigen Heimspiel um 15.45 Uhr geht es definitiv auf. Es wäre der dritte Aufstieg innerhalb von vier Jahren und gleich sieben Spielerinnen hätten sie dann allesamt mitgemacht.

Denise Schaber (beim Wurf) zählt zu den sieben HCOB-Frauen, die schon 2019 und 2020 bei den Aufstiegen dabei waren. Foto: Alexander Becher

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Denise Schaber (beim Wurf) zählt zu den sieben HCOB-Frauen, die schon 2019 und 2020 bei den Aufstiegen dabei waren. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Es ist das Endspiel um den Titel. Sollten die Handballerinnen des HC Oppenweiler/Backnang am morgigen Sonntag in der Gemeindehalle gegen den aktuellen Tabellenführer HSG Böblingen/Sindelfingen gewinnen, sind sie Meister in der Verbandsliga. Bemerkenswertes hätten sie auch bei einem Remis und der Vizemeisterschaft geschafft. Vom mittelmäßigen Bezirksligisten, der die Murrtalerinnen in der Saison 2017/2018 noch waren, hätten sie sich mit dem nächsten Aufstieg zum Württembergligisten gemausert. Sieben Spielerinnen sind den ganzen bisherigen Weg mitgegangen: Paula Heitzler, Anna Hug, Denise Schaber, Anna Rosenke, Anna-Marie Kroll, Lea Soffel und Male Schütz.

Die Verpflichtung von Trainerin Judit Lukács sorgt für die Trendwende

Der Ausgangspunkt vor fünf Jahren: Ein Mittelfeldplatz in der Bezirksliga, kaum Euphorie. Der 2015 gebildete HCOB hatte zwar von Anfang an drei Frauenteams gemeldet, aber die Erste kam zunächst nicht vorwärts, obwohl hoffnungsvolle Talente aus der Jugend aufrückten. Die Trendwende löste die Verpflichtung von Trainerin Judit Lukács aus. Male Schütz erinnert sich an den Tag, als die Spielerinnen darüber informiert wurden – verbunden mit der Bitte, auf keinen Fall zu wechseln, sondern dem Projekt eine Chance zu geben: „Das haben wir getan.“ Man habe dann zwar rasch Verbesserungen registriert, erinnert sich Anna-Marie Kroll, „aber dass es sogar mal um den Aufstieg in die Württembergliga geht, hätte ich mir damals definitiv nicht erträumt“. Anna Rosenke, anfangs noch im A-Jugend-Alter, hatte sich zunächst darüber gefreut, „überhaupt bei den Frauen mitspielen zu dürfen. Aber es war auch immer ein Wunsch von mir, mit dem HCOB in höheren Ligen zu spielen.“

Denise Schaber ahnte sofort, „dass andere Zeiten auf uns zukommen. Judit hat es ja von Anfang an klar kommuniziert.“ Bereits in der ersten Saison reichte es zur Bezirksliga-Meisterschaft und zum Landesliga-Aufstieg, es folgte der Durchmarsch in die Verbandsliga. Die Intensität stieg mit der Klasse. „Wir haben mehr trainiert, uns gezielter vorbereitet“, sagt Torhüterin Paula Heitzler. „Die Vorbereitung mit Joggen, Krafttraining und Seilspringen war für mich vollkommen neu“, ergänzt Kreisläuferin Lea Soffel. Nicht alles war lustig, an Muskelkater und blaue Flecken erinnert sich Denise Schaber. „Judit Lukács hat schnell deutlich gemacht, wo sie mit uns hin will und was wir dafür zu leisten haben“, betont Male Schütz und verrät, was die Trainerin der Mannschaft erzählt hatte: „Der beste Trainer, den sie jemals hatte, habe sie nicht gelobt, sondern auf ihre Fehler hingewiesen. Das hat sie auch beherzigt.“

Die HCOB-Frauen erleben in der Amtszeit von Judit Lukács mehrere Aha-Effekte

Die neuen Methoden trafen auch deshalb auf Gegenliebe, weil sie Erfolg hatten. Lea Soffel nennt als Beispiel die Videoanalyse, „das kannte ich vorher nicht und kam mir fast wie ein Profi vor. Rückblickend hat uns das oft Punkte beschert.“ Eine Physiotherapeutin stieß dazu, auch die Zahl der Einheiten wuchs. Aus zwei wurden drei, dazu noch Krafttraining. „Aber ich gehe gerne hin, um mich weiterzuentwickeln“, so Paula Heitzler. Lea Soffel sieht es ähnlich, nur die Uhrzeit (20.30 Uhr) findet sie manchmal etwas nervig: „Ansonsten ist es wie Freundinnen treffen, nur etwas anstrengender.“ In manchen Wochen sehe sie die Mädels häufiger als ihre Familie, meint Anna-Marie Kroll: „Das schweißt zusammen.“ Für Male Schütz war es ein Aha-Effekt, „als wir in der ersten Saison unter Judit Lukács plötzlich alle Partien haushoch gewonnen haben“. Aber auch das erste Verbandsliga-Duell beim damaligen Aufstiegskandidaten Flein hatte seine Folgen: „Es war die deutlichste Niederlage, aber wir haben an den Schwachstellen gearbeitet. Im Rückspiel gab es dann ein Remis.“

Das Duell, das am meisten in Erinnerung bleiben wird, sei aber noch nicht gespielt, sagt Lea Soffel und denkt an das morgige Finale gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen. Klappt es mit dem dritten Aufstieg binnen vier Jahren? Dass es überhaupt möglich ist, dachten vor dieser Runde nicht alle HCOB-Frauen. Zweifel hatte etwa Lea Soffel, „weil wir eine junge, teilweise unerfahrene Mannschaft sind.“ Andere wie Anna Rosenke waren von Anfang an sehr optimistisch und als sich gleich die Siege einstellten, „wurde uns bewusst, was in uns steckt“. Das Ziel habe man nie aus den Augen verloren, obwohl es in der Rückrunde nicht mehr ganz so glatt lief, verrät Male Schütz. „Wir haben in dieser Saison mit die beste Abwehr der Liga“, freut sich Paula Heitzler: „Deshalb taten wir uns leichter, schnelle Tore zu erzielen.“ Und es sei auch ein Vorteil gewesen, vom Verletzungspech verschont geblieben zu sein.

Die HCOB-Handballerinnen zeigen sich zuversichtlich

Nun glauben die Spielerinnen, dass auch der große Wurf vollends gelingen und ein Heimsieg gegen den Spitzenreiter zur Meisterschaft führen kann. „Wir sind gut vorbereitet, wissen was wir draufhaben und können mit Selbstvertrauen und Mut herangehen“, sagt Anna Hug. Anna-Marie Kroll verweist auf die Statistik: „Wir haben noch nie gegen die HSG verloren.“ Die Trainingswoche sei gut verlaufen, sagt Lea Soffel: „Jede ist motiviert und heiß aufs Spiel.“ Natürlich sei die Aufregung etwas größer als sonst, aber auch die Vorfreude. „Es geht um alles, das hat man nicht oft“, betont Anna Hug. „Fast niemand von uns hatte bisher so ein wichtiges Spiel am Ende einer Saison“, sagt Anna Rosenke. Für Anna-Marie Kroll ist es etwas Besonderes, „dass das Spiel auch im Verein einen so hohen Stellenwert bekommen hat.“ Dass der HCOB viele Ex-Spielerinnen der beiden Stammvereine TVO und TSG mobilisierte und die Karten fürs Spiel online anbot, freut Lea Soffel, „weil dadurch der Frauenhandball auch einmal im Fokus steht“. Denise Schaber hat wahrgenommen, dass „das ganze Drumherum größer geworden ist. Das hat uns schon in der ganzen Runde angespornt. Dass es jetzt auf die letzte Begegnung ankommt, war nicht geplant. Wenn wir mental und körperlich fit sind, können wir es schaffen.“ Im Idealfall heißt es am Ende: in fünf Jahren aus dem Bezirksliga-Mittelmaß in die Württembergliga.

HCOB-Frauen vor dem Endspiel um die Meisterschaft und den Aufstieg

Ausgangslage Bis vor wenigen Tagen sah es so aus, als wäre das Heimspiel der Verbandsliga-Handballerinnen des HC Oppenweiler/Backnang am morgigen Sonntag (15.45 Uhr, Gemeindehalle) gegen die HSG Böblingen/ Sindelfingen für beide Seiten nicht nur ein Finale um die Meisterschaft, sondern auch um den Aufstieg. Ersteres ist es weiterhin, mit dieser Konstellation: Der HCOB braucht für den Titel einen Sieg, der HSG reicht ein Remis. Zweiteres hat sich für die Gäste erledigt, weil mittlerweile klar geworden ist, dass zwei Klubs den Sprung in die Württembergliga feiern dürfen und Böblingen/ Sindelfingen auf keinen Fall mehr auf Platz drei abrutschen kann. Die Murrtalerinnen dagegen schon, falls der Dritte Kornwestheim heute in Weinstadt gewinnt. Dann bräuchte der HCOB zumindest einen Punkt, um den zweiten Rang zu verteidigen. Verliert Kornwestheim, wird aus dem vermeintlichen Endspiel noch ein Schaulaufen der beiden Aufsteiger.

Anspannung „Wir freuen uns sehr auf das Spiel, denn es ist die Begegnung, auf die wir die ganze Saison hingearbeitet haben“, betont HCOB-Trainerin Judit Lukács: „Wir können am letzten Spieltag den Aufstieg schaffen.“ Die Anspannung sei schon zu spüren, „aber das macht uns nichts aus“. Dass die Gäste schon aufgestiegen sind, ändere nur wenig, „es geht ja auch um die Meisterschaft“. Lukács freut sich auf die hohe Zuschauerzahl und die gute Stimmung in der Halle. Von Vorteil ist die Personalsituation: Es gibt keine Verletzten, alle Frauen sind mit an Bord.

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Erstellt:
29. April 2023, 11:30 Uhr

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