In Düsseldorf halten die Fans den Trainer im Amt

Mit dem Protest leiten die Anhänger die Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel ein – nachdem der Club die Trennung verkündete

Düsseldorf /SID - Standing Ovations und donnernder Applaus für Friedhelm Funkel, ein Pfeifkonzert und „Vorstand raus“-Rufe für die Bosse: Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben nicht nur beim Telekom-Cup am Sonntag in der eigenen Arena mit einer bislang wohl einzigartigen Aktion im deutschen Fußball erfolgreich den Aufstand gegen ihre eigene Clubführung um den Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer und Sportvorstand Lutz Pfannenstiel geprobt. Mit ihrem massiven Protest leiteten sie die Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel um ein Jahr in die Wege – nachdem der Club am Freitag voreilig die Trennung vom Erfolgstrainer zum Saisonende bekannt gegeben hatte.

„Das hätte ich so nicht erwartet. Die anschließende Entwicklung hat mich überrascht. Das ist unglaublich, wie mir die Fans den Rücken gestärkt haben“, sagte Funkel nach der Rückkehr des Aufsteigers aus dem Trainingslager am Flughafen Düsseldorf, wo er am Samstag von rund 250 Fans mit Sprechchören empfangen wurde. Sein Chef musste sich dagegen vereinzelte „Schäfer raus“-Rufe gefallen lassen.

Noch schlimmer wurde es für Schäfer am Abend auf der Karnevalssitzung des Clubs, bei der er gnadenlos ausgebuht wurde und am Ende in Begleitung eines Personenschützers durch den Hinterausgang verschwand. Auch am Sonntag hagelte es Pfiffe von den eigenen Anhängern, die teilweise mit Funkel-Masken in die Arena gekommen waren. Mit unerträglich lauter Musik aus den Stadionboxen wurde versucht, die schlechte Stimmung auf den Rängen zu überdecken. Allerdings war der Fortuna-Block nur spärlich gefüllt, da ein Großteil der aktiven Fan­szene nach den Ereignissen von Freitag und Samstag die Veranstaltung boykottierte und die Tickets dann lieber verfallen ließ.

Am Freitag hatte der 65-jährige Funkel am letzten Tag des Trainingslagers in Marbella erfahren, dass sein Kontrakt entgegen seinem Wunsch nicht verlängert werden sollte. Schäfer und Pfannenstiel hatten bei ihrem offensichtlichen Alleingang die Rechnung aber ohne die Anhänger gemacht, von denen einige Online-Petitionen ins Leben riefen, die jeweils von mehr als 10 000 Personen unterzeichnet wurden. Hunderte Vereinsmitglieder sprachen sich zudem auch schon für eine außerordentliche Mitgliederversammlung aus mit dem Ziel, Schäfer und den gerade erst verpflichteten Pfannenstiel zu Fall zu bringen.

Funkel versuchte unterdessen, die Wogen zu glätten. „Ich bin nicht nachtragend“, sagte der Routinier: „Ich muss schon zugeben, auch ich war etwas dickköpfig. Ich habe ­natürlich jetzt eine gute Verhandlungsposition, aber ich werde sie sicher nicht ausnutzen. Das kann ich versprechen. Robert Schäfer und ich hatten uns in der Sache verrannt, dann aber ein sehr gutes Gespräch gehabt.“

Die Fortuna ruderte ebenfalls kräftig zurück. „Jeder Verein legt fest, wann Gespräche geführt werden. Wir sind bei Friedhelm Funkel nicht von dieser Linie abgewichen. Das war der Fehler“, sagte Schäfer am Sonntag. Beim „Doppelpass“ von Sport 1 führte der 42-Jährige aus, es sei „ein Schaden entstanden, den wir nun reparieren müssen“. Verein und Trainer streben vor dem Rückrundenstart am kommenden Samstag beim FC Augsburg eine Einigung an. Offenbar ist die Entscheidung, den Vertrag mit Friedhelm Funkel im Fall des Klassenverbleibs bis 2020 zu verlängern, bereits gefallen und soll zu Wochenbeginn verkündet werden.

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Erstellt:
14. Januar 2019, 03:14 Uhr

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