Italien – das Volleyballparadies
MTV-Team freut sich auf Champions-League-Duell mit Novara
Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben es nun mit Igor Gorgonzola Novara zu tun. Das lässt nicht nur Sportdirektorin Kim Renkema beim Blick über die Alpen schwärmen.
Stuttgart Die MTV-Sportdirektorin Kim Renkema gerät ins Schwärmen, wenn sie vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen Igor Gorgonzola Novara (Hinspiel an diesem Dienstag, 19 Uhr, in der Scharrena/live im SWR-Stream) auf ihre beiden Karrierejahre in Italien zurückblickt. Bei Risso Scotti Pavia Volley hat sie diese von 2012 bis 2014 verbracht. Auch Deborah van Daelen, die Kapitänin von Allianz MTV Stuttgart, kann nur Positives aus dem Jahr 2014 berichten, als sie bei Pallavolo Scandicci spielte: „Bei uns in den Niederlanden sagt man, Italien ist das Volleyball-Walhalla.“
Tatsächlich gilt der Stiefelstaat im Kreis der Volleyballerinnen als das gelobte Land. Zwar lässt sich in der türkischen Metropole Istanbul und in Russland mehr Geld verdienen, die sportliche Bedeutung und die Begeisterung für den Volleyball in Italien sind aber unerreicht. 15-mal ging der europäische Landesmeistertitel der Frauen bereits nach Bella Italia. „Der Mix aus der starken Liga und dem Lebensstil ist einfach cool“, erzählt van Daelen, „es ist immer sehr emotional. Nach einem Sieg wird man euphorisch gefeiert und schreibt noch eine Stunde lang Autogramme für die Fans.“
So ist es für viele Spielerinnen ein Traum, für einen italienischen Club aufzuschlagen. Aus dem Stuttgarter Team hat auch schon Sarah Wilhite diesen Schritt vollzogen. Louisa Lippmann, Deutschlands aktuelle Volleyballerin des Jahres, machte sich im vergangenen Sommer von Schwerin aus auf den Weg über die Alpen zu Il Bisonte Florenz. Der italienische Volleyball-Mittelpunkt liegt im Norden, die Clubs der weiblichen Serie A 1 sind mehrheitlich in Städten in der Peripherie um die Metropolen Mailand, Turin und Florenz zu Hause.
Trotz aller Reize sind die Rahmenbedingungen in dem südeuropäischen Land aber nicht in allen Bereichen durchweg paradiesisch. „Es war schon auch kleinstädtisch, mit Englisch kommt man da nicht weit“, erzählt Sarah Wilhite, die im Sommer aus Busto Arsizio nach Stuttgart wechselte. Und gerade bei Vereinen aus den mittleren und unteren Tabellenregionen läuft es nicht immer reibungslos. „Die Topclubs sind gut organisiert, und es lässt sich gutes Geld verdienen, aber die kommen auch nur für wenige Spielerinnen infrage“, sagt Renkema. Denn die Anzahl der ausländischen Spielerinnen in der Liga ist begrenzt.
„Wir müssen uns vor der italienischen Liga nicht verstecken“, stellt Renkema daher klar und preist die Vorzüge der hiesigen Liga an, „im Gesamtpaket haben wir in Deutschland einiges zu bieten und sind auch sportlich nicht weit weg.“ Gerade deshalb war die Freude in Stuttgart groß, als bei der Auslosung ein italienischer Club gezogen wurde. „Es war das Wunschlos, wir freuen uns auf die schöne Reise nach Italien“, sagt die 31-Jährige, „und die Chance auf eine Überraschung ist gegen sie am größten.“
Zu den traditionellen Schwergewichten gehört Igor Gorgonzola Novara nämlich noch nicht. Allerdings: Der Club aus dem Piemont ist auf einem guten Weg. Seit dem ersten Meistertitel 2017 arbeitet sich der 50 Kilometer von Mailand beheimatete Verein, der 2003 den europäischen CEV-Pokal gewann, schrittweise in die kontinentale Spitze. In der Gruppenphase setzte Novara das erste Ausrufezeichen und blieb in den sechs Partien ohne Satzverlust. Diese Serie würden die Stuttgarterinnen gerne brechen. „Wir konnten frische Kräfte tanken und wollen sie möglichst lange ärgern“, sagt Deborah van Daelen. Was gegen die favorisierten Gäste dann herausspringt? Darauf will sich Kim Renkema nicht festlegen. „Novara ist ein Topteam, und unser Fokus liegt eigentlich auf dem Spiel gegen Schwerin zwei Tage später“, sagt die Sportchefin, fügt aber mit einem Lächeln hinzu: „Ich kenne mein Team. Sie werden alles reinhauen. Wer weiß, was dabei rauskommt.“