Klassesaison kommt TSG Backnang teuer zu stehen
Backnangs Fußball-Oberligist schließt die vergangene Runde mit einem Minus von 35936 Euro ab, zehrt aber noch von dem in den Vorjahren erwirtschafteten Plus. Die eingeschränkten Finanzen bedeuten das zumindest vorläufige Aus für die Pläne eines neuen Vereinsheims.
Von Uwe Flegel
Erfolg macht sexy, heißt es. Erfolg kann offensichtlich manchmal aber durchaus was kosten. Zumindest beim Fußball-Oberligisten TSG Backnang hat die beste Saison seit dem Regionalliga-Aufstieg 1967 für ein Minus in der Kasse gesorgt. Vergangene Runde überstiegen die Ausgaben mit 451583 Euro die Einnahmen um 35936 Euro. Auch weil der unerwartete Rang drei und die entsprechende Vielzahl an gewonnenen Punkten den Etzwiesenverein mehr Prämien als geplant für die Spieler gekostet hat.
Nur gut, dass die TSG in den vergangenen zehn Jahren gut gewirtschaftet hat und seit 2011 insgesamt ein Plus von 47599 Euro verzeichnet. Bei der Mitgliederversammlung im Vereinsheim war für den Aufsichtsratsvorsitzenden Charley Graf wie für den Finanzvorstand Mike Pfennigwerth klar: „Wir müssen unsere Einnahmen steigern.“ Denn bei den Ausgaben sei nicht viel zu machen, da müsse derzeit eher mit steigenden Kosten gerechnet werden. Deshalb, so Charley Graf, „kämpfen wir darum, dass wir mehr Sponsoren bekommen“.
Das auch, weil die TSG sicher weiterhin in der Oberliga am Ball sein will, obwohl es diese Runde noch nicht gut läuft. Nach der furiosen vergangenen Saison steht Backnang derzeit dort, wo der Verein in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse auch etatmäßig einzuordnen ist – im hinteren Drittel. Trainer David Pfeiffer hat aber Hoffnung, dass sich zumindest sportlich in naher Zukunft etwas bessert, denn „nun kommen die Gegner, gegen die gepunktet werden muss“. Die nicht ganz 40 Mitglieder in den Etzwiesen hörten diese Worte wohl.
Überhaupt gab es trotz der angespannten finanziellen Lage durchaus Positives zu hören. Die Jugend zum Beispiel hat sich laut dem Sportlichen Leiter Rene Klauß auf einem „guten Fundament gut aufgestellt“. Darin wurde er vom bisherigen Vorstandssprecher Joachim Pfisterer bestärkt. „Die Kurve zeigt nach oben“, urteilte der bisherige Vorstandssprecher. Der bildet in der von neun auf vier Mitglieder verkleinerten Vereinsführung künftig mit Finanzboss Mike Pfennigwerth eine Doppelspitze. Die dafür nötige Satzungsänderung sorgte zwar für die eine oder andere kritische Stimme, ging am Ende aber mit großer Mehrheit durch.
Kleiner und kompakter soll der Vorstand, dem der Ehrenvorsitzende Manfred Bergmüller als stimmberechtigtes Mitglied weiterhin angehört, den Klub gemeinsam mit dem Aufsichtsrat in die Zukunft führen. Dabei gilt es, so Pfisterer, aber zunächst zu schauen, dass „wir durch dieses Tal kommen“. Damit sprach der ehemalige Verbandsliga-Verteidiger der TSG die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten an, die sich auf zwei Herzensprojekte kurz- und langfristig bereits auswirken: Kurzfristig, indem die gewünschte Flutlichtanlage in diesem Jahr definitiv nicht mehr verwirklicht wird, obwohl die Stadt Backnang die Pläne für das rund 200000 Euro teure Projekt finanziell mit mehr als zwei Dritteln der Kosten unterstützen würde. Nun warte der Verein allerdings noch auf den Zuschussbescheid des WLSB, erklärte Pfisterer. Und: Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass erst noch ein Bauantrag gestellt werden muss. Das mache die Mastenhöhe von mehr als zehn Metern nötig, erklärte der alte TSG-Fahrensmann Dieter Schaupp. Die Sache „stockt deshalb ein wenig“.
Gar das zumindest vorläufige Aus verkündete Charley Graf für den Bau eines neuen Vereinsheims. Denn: „Das können wir unseren Kindeskinderkindern nicht zumuten.“ Das Gesamtprojekt, das unter anderem auch neue Umkleideräume beherbergen soll, würde momentan fünf Millionen Euro kosten, berichtete der Boss des Aufsichtsrats und sagte: „Selbst wenn die Stadt die Umkleideräume und anderes baut, dann sind es für uns immer noch drei Millionen.“ Für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Etzwiesenverein so viel Geld, dass der Wunsch derzeit wenig sexy daherkommt.
Der Vorstand Inklusive der sogenannten Ressortvorstände sowie des Ehrenvorsitzenden Manfred Bergmüller umfasste das Führungsgremium bisher zwölf Personen. Nach der Satzungsänderung (siehe nebenstehender Artikel) sind es nur noch fünf. In den Vorstand gewählt wurden Joachim Pfisterer (Zuständigkeitsbereich Sport Männer und Frauen), Mike Pfennigwerth (Finanzen), Adem Cekici (Junioren und Juniorinnen) und Ulrich Schäufele (Verwaltung). Hinzu kommt weiterhin Manfred Bergmüller. Statt eines Vorstandssprechers gibt es künftig zwei gleichberechtigte Vorsitzende. Das sind der bisherige Sprecher Joachim Pfisterer und Finanzboss Mike Pfennigwerth. Ausgeschieden aus dem Gremium sind Dieter Schaupp (Verwaltung), Marc Erdmann (erste Mannschaft), Rüdiger Lüftner (Vereinsstruktur), Rene Klauß (Jugend), Wolfgang Keller (Frauen und Juniorinnen), Ulrich Schäfer (Finanzen), Cedric Gall (Organisation) und Jan Dolderer (PR, Marketing). Fast alle betreuen ihr Aufgabengebiet weiter, sind aber nicht mehr Teil des Vorstands.
Der Aufsichtsrat Einzige Änderung ist, dass Markus Höfliger neu in den nun neunköpfigen Aufsichtsrat gewählt wurde. Im Amt bestätigt wurden Charley Graf, Martin Idler, Jürgen Schwab, Wolfgang Grüb, Rüdiger Gall, Thomas Weller, Frank Stricker und Markus Fleschmann. Seinen Vorsitzenden wählt das Gremium selbst. Bislang hatte Charley Graf den Posten inne.
Das Ärgernis Die enge Finanzlage hin, ein vom Aufsichtsrat noch nicht genehmigter Etat her: Das Geld ist nur ein Teil der TSG-Probleme. Schwierigkeiten machen dem Verein auch Dinge, die er selbst nicht groß beeinflussen kann. Dazu zählen in erster Linie fehlende Platzkapazitäten und eine Lage, die sich zusehends verschärft. Grund: Die Verzögerungen bei der Sanierung des Eugen-Adolff-Sportplatzes. Damit fällt ein Trainingsfeld weg, das, mit Kunstrasen und Flutlicht ausgestattet, von der TSG und vor allem der Große Alexander Backnang in der kalten Jahreszeit dringend benötigt wird. Dass es wieder einmal eine städtische Baumaßnahme ist, die nicht termingerecht fertig wird, sei nicht nur am Rande erwähnt.