Turnskandal

Kritik an Aufarbeitung: Turn-Präsident erklärt sich

Alfons Hölzl nimmt das Vorgehen des Deutschen Turner-Bundes in Schutz, die frühere Athletin Janine Berger erneuert ihre Vorwürfe. Vor dem Landtag geht die Aufarbeitung der Missstände weiter.

Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes

© dpa/Frank Hammerschmidt

Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes

Von red/dpa

Nach der Kritik an der Aufarbeitung der Missstände an zwei Bundesstützpunkten in Baden-Württemberg hat Präsident Alfons Hölzl den Einsatz einer vom Deutschen Turner-Bund ausgewählten Kanzlei verteidigt. Dieses Anwaltsbüro besitze Expertise, sagte Hölzl bei einer öffentlichen Anhörung des Landtags. 

Er stellte klar, dass es zunächst darum gehe, einen „Sachbericht“ zu erarbeiten. „Wo einfach aufgenommen wird, was sagen die Beteiligten. Und wenn man mir Pflichtverstöße dieser Kanzlei sagen könnte, dann können wir darüber reden“, erklärte der Verbandschef. Schon 2020 hatte der DTB von dieser Kanzlei die Vorgänge am Bundesstützpunkt Chemnitz untersuchen lassen. Zudem wurde eine Arbeitsgruppe vom Kultusministerium gebildet. 

Berger: „Ignorant und erniedrigend“

Vor den Ausführungen des 56-Jährigen hatten die ehemalige Olympiaturnerin Janine Berger und der Landtagsabgeordnete Sascha Binder (SPD) heftige Vorwürfe gegen Hölzl sowie die Verantwortlichen des Schwäbischen Turnerbundes (STB) und des Badischen Turner-Bundes (BTB) gerichtet. 

Während Hölzl den Plenarsaal bereits vorzeitig wegen eines Anschlusstermins verlassen hatte, hielt Berger an ihren Vorwürfen fest: „Es ist ignorant und erniedrigend, wenn ein Präsident und Vorstände versuchen darzustellen, die Missstände seien nur ein Relikt der Vergangenheit. Denn das ist nicht der Fall.“ 

Seit Ende Dezember hatten nach Angaben des STB insgesamt 19 Auswahl-Turnerinnen teils schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurden „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Umstände. Daraufhin waren dort zwei Trainer von ihren Aufgaben entbunden worden.

Etwa vier Wochen später geriet auch der Mannheimer Stützpunkt in den Fokus. Dort waren unter anderem „harsche und autoritäre Trainingsmethoden“ angeprangert worden.

Zweifel an unabhängiger Aufarbeitung

Berger forderte nun einen systematischen Schutz im Sport, „der behördlich organisiert und nicht in den Verbänden verankert ist“ sowie eine neutrale Aufarbeitung. „Die Verantwortlichen im DTB wollen die Sachverhalte durch eine von ihnen beauftragte Anwaltskanzlei aufklären lassen, deren Aufgaben und Zielsetzungen sie selbst definieren“, sagte Berger. 

Dies erfülle aber nur die Interessen des DTB. „Auch die geplante unabhängige Aufarbeitung gewährt durch die Auswahl der Personen für die Kommission keine echte Unabhängigkeit, sondern ist eine Gefälligkeitsuntersuchung“, betonte sie.

Zum Artikel

Erstellt:
20. März 2025, 18:34 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen