Basketball-Bundesliga
MHP Riesen Ludwigsburg geben unter John Patrick gleich Vollgas
Trainer John Patrick kannte kein Pardon: Bei hochsommerlichen Temperaturen bat er zum Trainingsauftakt beim Basketball-Bundesligisten – und Pause ist nicht in Sicht.
Von Joachim Klumpp
In Ludwigsburg lockt derzeit ein Riesenrad Besucher und Touristen an. Das hat ein wenig Symbolik für das sportliche Aushängeschild der Stadt – die MHP Riesen, den Basketball-Bundesligisten. Der drehte in den vergangenen Jahren auch am großen Rad, erreichte in fünf Jahren gleich viermal das Halbfinale, zuletzt zumindest das Viertelfinale der Play-offs. An diesem Mittwoch begann gewissermaßen eine neue (alte?) Zeitrechnung, der Trainingsstart unter John Patrick, dem Coach, der nach seinem zweijährigen Japan-Intermezzo zurück in Ludwigsburg ist und sagt: „Es ist schön wieder hier zu sein.“
Als Hoffnungsträger vor allem dahingehend, dass sich die Fans wieder mehr mit der Mannschaft identifizieren können, was zuletzt nicht immer der Fall war. Patrick: „Deshalb haben wir bei der Auswahl auch sehr auf den Charakter der Spieler geschaut, nicht nur auf die Statistiken.“ Die Spieler? Teilweise unbeschriebene Blätter, wie oft in Ludwigsburg. Von den so relevanten Ausländerpositionen wurden sechs der sieben neu besetzt, wobei in Tomislav Buljan erstmals unter Patrick ein Basketballer vom Balkan vertreten ist.
Der Rest stammt aus dem Basketball-Mutterland USA, wobei gleich vier Spieler direkt von dort kommen, also Neulinge in der Bundesliga sind, was immer auch mit einem gewissen Risikofaktor verbunden ist. „Das ist auch eine finanzielle Frage“, gibt Patrick zu, wobei mit Hunter Maldonado ein aktueller Meisterspieler der Oklahoma City Blues aus der G-League (dem NBA-Unterbau) dabei ist, „was nicht alltäglich ist“, so der Coach. Und zumindest Kellan Grady (zuletzt in Frankreich) sowie eben Buljan (in Spanien) haben schon ein wenig Europa-Erfahrung gesammelt, was nichts schaden kann.
Auf den deutschen Positionen müssen die Riesen die Abgänge der beiden großen Spieler Jonathan Bähre (nach Bonn) und Eddy Edigin (Chemnitz) verkraften, was durch Routinier und Rückkehrer Jonas Wohlfarth-Bottermann (zuletzt Hamburg) sowie den talentierten Brandon Tischler (aus Braunschweig) im Idealfall einigermaßen kompensiert werden kann. Die obligatorischen Medizinchecks sind absolviert, am Dienstag stand schon ein Konditionstraining in der Rundsporthalle an, was bei den hochsommerlichen Temperaturen wie ein Auftritt im Gewächshaus wirkte.
Dennoch dauerte das erste Training volle zwei Stunden unter vielen Ansagen Patricks. Künftig stehen jetzt meist zwei Trainingseinheiten pro Tag auf dem Programm sowie neun Testspiele in den nächsten Wochen, in denen der Fokus nicht nur auf der Integration der Spieler, sondern auch der Abwehrarbeit liegen wird. „Die ganze Saison über“, betont Defensiv-Verfechter Patrick.
Los geht es schon am nächsten Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den Ligarivalen aus Heidelberg. „Das ist ein bisschen wie Training, aber es macht mehr Spaß gegen eine andere Mannschaft zu spielen“, weiß der Trainer. Am 7. September steht die offizielle Saisoneröffnung gegen den Bundesliga-Absteiger aus Crailsheim auf dem Programm, am 22. dann der Bundesligastart – gleich gegen den Meister Bayern München mit seinem neuen Coach, dem bisherigen Bundestrainer Gordon Herbert. Bis dahin ist das Riesenrad in Ludwigsburg übrigens wieder abgebaut – und dreht sich stattdessen vielleicht auf dem Oktober- oder Volksfest.
Rund um die Riesen
Testspiele Die MHP Riesen bestreiten in der Vorbereitung insgesamt neun Testspiele, wobei die meisten unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden, so auch zum Start am 20. August gegen den Bundesliga-Konkurrenten Heidelberg. Ausnahmen bilden das Spiel für die Mitglieder am 30. August gegen SIG Straßburg sowie die Partie im Rahmen der offiziellen Saisoneröffnung am 7. September gegen Bundesliga-Absteiger Hakro Merlins Crailsheim (mit dem Ex-Ludwigsburger David McCray als Chefcoach).
Neuzugänge Im Kader des Trainers John Patrick befinden sich acht Neuzugänge, darunter auf den deutschen Positionen Heimkehrer Jonas Wohlfarth-Bottermann (aus Hamburg) sowie Brandon Tischler (Braunschweig). Auf den Ausländerpositionen ist nur Jeff Roberson aus der letzten Saison übrig geblieben, die anderen sechs Spieler sind neu. Wobei gleich vier US-Boys erstmals in Europa spielen.