Mit fast 100 ein treuer Fan der TSG Backnang Volleyball

Die Oberliga-Volleyballerinnen der TSG können sich im Aufstiegskampf auf einen besonderen Anhänger verlassen. Denn trotz seiner 99 Jahre versucht Siegfried Strewe, zu möglichst vielen Heimspielen in die Halle zu kommen und den Tabellenführer vor Ort zu unterstützen.

Siegfried Strewe fühlt sich wohl bei Backnangs Volleyballerinnen. Trotz seiner mittlerweile 99 Jahre versucht er, so oft es geht, zu den Heimspielen des Oberliga-Spitzenreiters in die Halle zu kommen und die TSG als Glücksbringer zu unterstützen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Siegfried Strewe fühlt sich wohl bei Backnangs Volleyballerinnen. Trotz seiner mittlerweile 99 Jahre versucht er, so oft es geht, zu den Heimspielen des Oberliga-Spitzenreiters in die Halle zu kommen und die TSG als Glücksbringer zu unterstützen. Foto: Alexander Becher

Von Marina Heidrich

„Alle munter?“ Gut gelaunt begrüßt Siegfried Strewe die Oberliga-Volleyballerinnen der TSG. Ein lautes „Hallo!“ schallt ihm vom Spielfeld in der Katharinenplaisirhalle als Antwort entgegen. Strahlend nehmen die Spielerinnen ihn in die Mitte. Aber bei Siegfried Strewe handelt es sich weder um einen Trainer noch um einen Funktionär. Er ist ein ganz besonderer Gast auf dem Spielfeld: das sogenannte Oldie-Maskottchen des Oberliga-Spitzenreiters aus dem Murrtal. Denn der alte Herr, der sich möglichst kein Heimspiel des Backnanger Teams entgehen lässt, hat im Dezember vergangenen Jahres seinen 99. Geburtstag gefeiert.

Seine Liebe zum Volleyball entdeckte Siegfried Strewe erst spät, in einem Alter, in dem andere manchmal keinen Fuß mehr aus dem Haus setzen. Vor sechs Jahren sah der rüstige Herr zufällig sein erstes Spiel und war begeistert. „Das ist ein humaner Teamsport, bei dem man als Mannschaft mit- und nicht gegeneinander zu siegen versucht. Und es gibt nicht diese groben Fouls wie in anderen Sportarten, das hat mir gefallen. Ich war so begeistert von den TSG-Mädels, die sind alle so nett“, freut sich Strewe und sagt nachdenklich: „Hätte ich gewusst, wie schön dieser Sport ist und wie viel Freude da rüberkommt, dann wäre ich schon viel eher dabei gewesen. Aber ich bin sehr dankbar für die Jahre, die ich bisher erleben durfte.“ Gleich bei seinem ersten Spiel traf er auch den Leiter der Abteilung Volleyball, Hans-Peter Richter. Sie kamen ins Gespräch und eine Freundschaft entstand. Der 71-jährige Richter bricht in lautes Lachen aus, als der 99-Jährige ihm schmunzelnd ein Kompliment macht: „Der alte Mann ist ein sehr guter Trainer.“

Guter Draht zum Fan

Auch Franziska Maier, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Schlipf und ehemalige Kapitänin der Backnangerinnen, hat einen guten Draht zu dem Oldie. „Das ist ein ganz lieber Mensch und dazu noch sehr bescheiden. Er unterstützt unsere Mannschaft nicht nur auf der Tribüne, sondern auch finanziell, wofür wir sehr dankbar sind. Es ist schön, ihn da oben sitzen zu sehen.“ Maier und Richter wechseln sich damit ab, ihren Siegfried zu den Heimspielen abzuholen. Aufgrund seines Alters kann der rüstige Fan leider nur noch zu den Partien am Nachmittag kommen, abends wäre es dann doch zu anstrengend. Am meisten schätzen die Volleyballerinnen, dass Strewe ein durch und durch positiver Mensch ist.

Der ehemalige Danziger geriet nach Jahren an der Front im Zweiten Weltkrieg in Gefangenschaft und kam als Flüchtling im Mai 1955 nach Backnang. Aber Siegfried Strewe lebt nicht in der Vergangenheit, für ihn zählt die Gegenwart. „Man muss etwas haben, womit man sich aufbaut und das einen freut“, erklärt er. Seinen Alltag bestreitet der alte Herr überwiegend allein, startet seit 1961 allmorgendlich den Tag mit dem Lesen der Backnanger Kreiszeitung und studiert selbstverständlich die Spielberichte der Volleyballerinnen besonders gründlich.

Zu seinem Geburtstag im Dezember bekam er Besuch von Vertreterinnen der Mannschaft, die ein Päckchen und einen blau-gelben Fanschal der TSG als Geschenk überreichten. Diesen trägt er stolz und es ist ihm ein Herzensanliegen, dass er der Backnanger Volleyballabteilung nachdrücklich seine Dankbarkeit ausspricht.

„Für dieses Jahr, zum Hundertsten, müssen wir uns etwas ganz Besonderes einfallen lassen“ erklärt Franziska Maier, lächelt und schaut hinüber zum ungewöhnlichen Glücksbringer der erfolgreichen Frauen.

Zum Artikel

Erstellt:
24. Januar 2023, 11:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen