Mit Fußball Hindernisse überwinden
Jochen Bauer macht mit einem Integrationstag morgen in Backnang Station und bringt Schüler sowie geflüchtete Kinder zusammen
„Kinder lagen mir schon immer am Herzen.“ Besonders offenbar solche, die nicht nur auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Seit Herbst 2015 sorgt Jochen Bauer deshalb landauf, landab dafür, dass Schüler gemeinsam mit geflüchteten Kindern kicken. Zum Beispiel morgen in der Backnanger Mörikeschule, wo es von 8.30 bis 12.30 Uhr heißt: „Fußball verbindet und überwindet alle Hindernisse.“

Kümmert sich seit gut drei Jahren landauf, landab darum, dass Kinder Zugang zueinander und in den Vereinssport finden: Jochen Bauer. Foto: H. Rudel
Von Uwe Flegel
Happy-Integration-Kids nennt sich das Projekt Jochen Bauers. Dahinter verbirgt sich ein halber Tag, an dem Schüler mit geflüchteten Kindern unter Anleitung des mit der DFB-A-Lizenz ausgestatteten Übungsleiters dem runden Leder nachjagen. Mit seinen Integrationstagen für 6- bis 14-Jährige war und ist der 47-Jährige nicht nur regelmäßig wie am Freitag in Backnang oder am Donnerstag, 28. März, in der Murrhardter Walterichschule zu Gast, sondern macht auch in Städten wie Neckarsulm, Göppingen, Hanau, Stuttgart, Nürtingen, Freiburg, Rutesheim, Marbach am Neckar, Ludwigsburg, Schwäbisch Hall, Winnenden, Reutlingen, Rottweil oder Esslingen am Neckar Station: „Im Vorjahr waren’s 22 Veranstaltungen, dieses Jahr sind es 16.“ Die geringere Anzahl liegt darin begründet, dass sich Bauer noch stärker auf jedes einzelne Projekt konzentrieren will, Schlagworte wie „Qualität und Nachhaltigkeit“ fallen.
Denn obwohl der in Rietenau aufgewachsene Coach mit dem Ex-Zweitliga-Profi und heutigen Kapitän der Stuttgarter Kickers Tobias Feisthammel sowie Eleftherios Avraam (Freiberg, Villingen, Bissingen) erfahrene Mitstreiter hat, bleibt viel Arbeit an ihm und seiner gemeinnützigen GmbH JB Fairplay hängen. Schließlich gilt es, Kommunen, Schulen und möglichst einen örtlichen Verein als Partner zu gewinnen sowie zusätzlich noch Sponsoren zu besorgen. Die ersten drei Punkte decken in Backnang die Stadtverwaltung, die Mörikeschule und der FC Viktoria Backnang ab.
Als „öffentlichen Kinderfußball mit Herz“, bezeichnet der frühere VfB-Jugendtrainer sein Projekt. Eines, von dem er sagt: „So ein Tag ist extrem anstrengend. Am Abend bin ich fix und alle.“ Wer schon einmal 30 Schüler mehrere Stunden betreut hat, sich zudem um Vertreter der Partner und Sponsoren sowie den Auf- und Abbau selbst kümmert, der weiß, von was Bauer spricht. Auf der anderen Seite berichtet er: „Es ist einfach klasse, die Begeisterung der Kinder zu erleben. Am Anfang sind sie abwartend und fragen sich: Was kommt da auf mich zu. Am Schluss wollen sie nicht mehr aufhören.“ Bei solchen Tagen würden Freundschaften entstehen und er hat das Ziel, „Kinder in Vereine zu bringen“.
Deshalb trommelt er bei Geldgebern und Prominenten für seine Idee. In Esslingen unlängst war der Ex-Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragte Jimmy Hartwig zu Gast, in Rutesheim begeisterte sich Schiri-Experte Urs Meier, in Göppingen ging Handballer Mimi Kraus unter die Kicker und morgen in Backnang ist Bundesliga-Trainer Jürgen Kramny eine Zeit lang mit am Ball. Solche Paten präsentieren zu können, ist keine Selbstverständlichkeit und zeitaufwendig. Umso mehr freut sich Bauer, wenn er dabei unterstützt wird. Was ihn antreibt? Ganz einfach: „Als die Flüchtlingswelle damals auf uns zukam, habe ich mir gesagt: Wir müssen die Integration dieser Kinder im Blick haben, in den Fokus nehmen. Schließlich sind Kinder unsere Zukunft.“ Erst recht, wenn sie dank des Spaßes am Sport klare Regeln, Teamgeist und neue Freunde kennenlernen.