Mit Rat und Tat und ohne Besserwisserei

Seit 1968 engagiert sich Werner Stradinger bei den TSG-Kraftsportlern und vor allem in der Ringersparte. Das tut der 73-Jährige weiterhin, aber in zweiter Reihe. Treibende Kraft bei den Mattenkämpfern ist nun Joachim Krohlas, der auf die Unterstützung seines Vorgängers zählen kann.

Der alte Fahrensmann und die neue treibende Kraft bei den TSG-Ringern: Werner Stradinger (links) und Joachim Krohlas. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Der alte Fahrensmann und die neue treibende Kraft bei den TSG-Ringern: Werner Stradinger (links) und Joachim Krohlas. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Was das Ringen angeht, war in der Mörikehalle schon lange nicht mehr so viel los. Zunächst zeigten die Mädchen und Buben in der Jugendliga den Zuschauern ihr Können, danach bestritten die TSG-Aktiven in den Reihen der Kampfgemeinschaft mit Korb ihren zweiten und letzten Heimwettkampf in dieser Bezirksliga-Saison. Bei einem solchen Großkampftag wäre Werner Stradinger früher für beinahe alles zuständig gewesen. Das brachten seine verschiedenen Rollen vom Abteilungsleiter der Kraftsportler bis zum Spartenchef und Trainer der dazugehörigen Ringer so mit sich. Dieses Mal schaute der 73-Jährige dem bunten Treiben „ganz gelöst“ zu, denn die Last der Verantwortung an vorderster Front ist er mittlerweile los. Den Stab an der Spitze der Kraftsportabteilung gab er nach 27 Jahren an Lydia Hildebrandt ab; in seine Rolle als „Mister Ringen“ könnte Joachim Krohlas reinwachsen. Der 49-Jährige, der vorher in Korb einer der Macher in der komplexen Sportart war, sorgt bereits seit dem Sommer 2021 in Backnang als Trainer für frischen Wind. Zudem engagiert er sich als Hildebrandts Stellvertreter auch auf Funktionärsebene.

Ein solcher Generationswechsel sorgt oft für Probleme. Entweder weil die alten Hasen ihre Ämter unbedingt behalten wollen und von den mit den Hufen scharrenden potenziellen Nachfolgern irgendwann hinausgedrängt werden – oder weil sie das Feld zwar liebend gerne räumen und sich in den verdienten Ehrenamtsruhestand zurückziehen wollen, den neuen Leuten nach einer mehr oder weniger langen Suche aber ständig mit ungebetenen Ratschlägen auf die Nerven gehen. Beides ist in der Kraftsportabteilung der TSG Backnang Schwerathletik und in der Ringersparte nicht der Fall.

Werner Stradinger ist der Schritt zurück ins zweite Glied „leichtgefallen“

„Ich funke meinen Nachfolgern nicht dazwischen“, verspricht Stradinger und verrät, warum ihm das wichtig ist. Als er die Abteilung in den 70er-Jahren übernommen habe, „wollte ich auch vieles anders machen“, die Altvorderen hätten ihm den Start aber erschwert. „Das will ich anders machen“, sagte sich der Ur-Backnanger, dessen Ehefrau Edith sich nach 35 Jahren als Kassiererin ebenfalls verabschiedet hat. Ihm sei dieser Schritt, sich ins zweite Glied zurückzuziehen, „leichtgefallen, denn ich habe lange versucht, jemanden zu finden“. Wie das in den vergangenen Jahren gelang, bezeichnet Stradinger als „Fügung des Schicksals“.

Schon vor der Coronapandemie ist die in Waiblingen lebende Lydia Hildebrandt dazugestoßen, weil sie und ihr Mann Moritz einen Verein mit Gewichthebersparte suchten. Die TSG-Schwerathleten konnten das bieten, das war der erste Glücksfall. Später meldete sich Joachim Krohlas, der in Korb aufgehört hatte, „und hat mich gefragt, ob wir uns mal treffen sollen“. Rasch war klar, dass es gut passt, vor bald eineinhalb Jahren stieg der neue Coach ein. Seit Mai 2022 bilden Hildebrandt und Krohlas das Führungsteam der Kraftsportler – sie als Abteilungsleiterin, er als ihr Stellvertreter und als „die treibende Kraft im Ringen“, so Stradinger.

Im Nachwuchsbereich gibt es großen Zulauf

Eine Aufstellung, die dem alten Fahrensmann gefällt, auch wenn er selbst nicht immer die tupfengleichen Wege einschlagen würde. „Neue Besen kehren anders, das ist einfach so“, sagt der Ex-Funktionär. Das sei auch gut so, denn „wenn man es so lange macht wie ich, stumpft man ein Stück weit ab“ und erkennt vielleicht nicht mehr alle Trends in seiner Sportart. Zudem fällt die erste Zwischenbilanz sehr erfreulich aus. „Dass die Abteilung das letzte Mal so gut aufgestellt war, ist bestimmt 15 bis 20 Jahre her“, freut sich Stradinger und macht es an mehreren Punkten fest. Erstens: Es gibt nur wenige Ehrenämter, die nicht besetzt sind. Zweitens: Es fanden in dieser Saison nach einigen Jahren Pause wieder Duelle der Aktiven in der Mörikehalle statt, damals in einer Kampfgemeinschaft mit Böckingen und nun in einer mit Korb. Drittens: Der Zulauf im Nachwuchsbereich ist erfreulich, derzeit arbeiten vier oder fünf Trainer mit bis bis zu 25 Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren.

Zu dem Betreuerstab um Chefcoach Joachim Krohlas gehört auch Werner Stradinger, der sich für die schweißtreibenden Vorbereitungen nicht zu schade ist: „Ich bin oft der Erste und kümmere mich um den Mattenaufbau, denn als Rentner kann ich mir die Zeit gut einteilen.“ Zwei Einheiten pro Woche sind auch zwei gute Gelegenheiten für den neuen Hauptverantwortlichen bei den Ringern, sich mit dem alten Hasen auszutauschen. „Wenn er etwas über die Gegebenheiten in Backnang wissen will, meldet er sich“, sagt Stradinger über Krohlas. Und wenn es mal keine Fragen gibt, auch kein Problem. Es läuft ja alles ziemlich gut.

Joachim Krohlas sieht vieles auf gutem Weg, hat aber auch noch einiges vor

Das findet auch der neue Frontmann, der zum Beispiel auf den Zulauf im Kindertraining und auf die Reaktivierung des Aktiventrainings sowie auf den Start in der Jugendliga und in der Bezirksliga als Kampfgemeinschaft mit Schlichten und Korb verweist. „Natürlich ist aber auch noch einiges zu tun“, ergänzt der B-Lizenz-Inhaber, denkt vor allem an den Ausbau des Helfer- und Organisationsteams und sagt zu diesem Punkt: „Der Anfang ist gemacht.“ Das zeigt sich auch daran, dass Ex-TSG-Ringer wie Achim Ebert, Steffen Michl und Ulrich Schulz, um nur drei Beispiele zu nennen, den Heimwettkampf live beobachteten und damit Krohlas’ Einladung über die Whatsapp-Gruppe der Ehemaligen folgten.

„Prächtig“, so der TSG-Coach, entwickle sich die Kooperation mit der Kampfsportschule von Artur Allerborn, „das ist eine Win-win-Situation“. Und wie sieht es mit dem Kontakt zum Vorgänger aus? „Ich greife gerne auf die Erfahrung von Werner Stradinger zurück. Er kennt den ,Laden‘ logischerweise wie seine Westentasche und liefert immer wieder wertvolle Tipps für die Tagesarbeit“, sagt Krohlas. Aber nicht ungebeten, würde der so Gelobte ergänzen.

Die KG Korb II/Backnang ist nach einem weiteren Heimsieg in der Tabelle auf dem Vormarsch

Heimwettkampf Zum zweiten und zugleich letzten Mal in dieser Bezirksliga-Saison traten die Ringer der KG Korb II/Backnang in der Mörikehalle auf die Matte. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis der 28:22-Erfolg unter Dach und Fach war, weil die Neckarunion Münster-Remseck II keineswegs wie ein Schlusslicht agierte. Für die Punkte sorgten Kai Lange, Subhan Nikozada, Robin Zentgraf, Nico Müller und Jonas Rauscher – mal mit Schulter- oder Punktsiegen auf der Matte und mal ohne eigenes Zutun, weil die Gäste in den Klassen bis 57 und bis 61 Kilogramm keinen Gegner stellen konnten.

Tabelle Die Kampfgemeinschaft mit Ringern aus dem Murr- und dem Remstal ist auf dem Vormarsch und belegt derzeit den dritten Platz. Ohne die Hypothek, wegen des Rückzugs aus dem Ligabetrieb in der Vorsaison mit vier Minuspunkten gestartet zu sein, wäre die KG mit der optimalen Ausbeute von vier Siegen bereits Tabellenzweiter.

Premieren Die Duelle der männlichen Athleten, die über Sieg und Niederlage entschieden, wurden um einen Frauenkampf ergänzt. Für den Gastgeber startete Newcomerin Lea Skworzow, die ihre Sache gegen Carolin Benner (SG Weilimdorf) trotz der 0:6-Punktniederlage gut machte. Der 18-Jährigen liegt das Kämpfen im Blut, hat sie doch als Kickboxerin schon einige Erfolge gelandet. Ähnliches gilt für Mike Neulinger, der bislang vor allem im Mixed Martial Arts (MMA) auftrumpfte und im Rahmen der vor einigen Monaten initiierten Kooperation mit der Kampfsportschule von Artur Allerborn nun erstmals für die Ringer um Punkte kämpfte. Sein Debüt feierte auch der 14-jährige Kai Lange, der Vorerfahrung als erfolgreicher Judoka mitbringt.

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Erstellt:
26. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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