Mit Vollgas durch Schnecke und Brezel

Jeden Samstag trainieren die Kinder und Jugendlichen des MSC Backnang im Gewerbegebiet Lerchenäcker ihre Fahrkünste im Kartslalom. Die Altersspanne geht dabei von sechs bis 18 Jahren.

Die achtjährige Sophie meistert den Trainingsparcours trotz nasser Fahrbahn schon richtig gut. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die achtjährige Sophie meistert den Trainingsparcours trotz nasser Fahrbahn schon richtig gut. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Lars Laucke

Einmal den Fuß bis zum Anschlag aufs Gaspedal und schon geht es ab. Die erst achtjährige Sophie saust mit dem E-Kart auf die Trainingsstrecke auf dem Gelände des Nutzfahrzeugzentrums im Backnanger Gewerbegebiet Lerchenäcker. Wo sonst Brummis gewartet werden, trainieren die Kinder uns Jugendlichen des MSC Backnang jeden Samstag. Nach wenigen Metern muss Sophie schon wieder abbremsen, scharf nach links in die Brezel einbiegen. So nennt sich die Figur, bei der sie zunächst eine 270-Grad-Kurve nach links fährt, dann scharf rechts einschlägt und das Gleiche in die andere Richtung vollzieht. „Das sieht von oben aus wie eine Brezel, daher der Name“, erklärt Chris Clas, der Zweite Vorsitzende des MSC.

Wer ein Hütchen mitnimmt, bekommt zwei Sekunden Strafzeit aufgebrummt

An der Schnecke, dem nächsten Hindernis, bleibt Sophie dann an einem der Hütchen hängen. Sie streckt den Arm nach oben, zum Zeichen, dass sie Hilfe benötigt. Vom Streckenrand eilt jemand herbei, hebt das Kart wieder in die Spur, und schon geht es weiter. „Im Rennen sind das natürlich wertvolle Sekunden, die da verloren gehen“, so Clas. „Wenn man ein Hütchen nur berührt, es aber noch im Bereich der Markierung bleibt, dann bleibt das noch straffrei. Verschiebt man es jedoch aus der Markierung heraus, gibt es zwei Sekunden auf die Fahrtzeit oben drauf. Wobei es natürlich mehr Zeit kostet, stehen zu bleiben und sich helfen zu lassen. Manchmal ist es dann besser, das Hütchen einfach mitzunehmen und die zwei Sekunden zu kassieren. Auch das müssen die Kids lernen.“

Sophie rast übrigens in einem E-Kart über die Strecke. Zwei Stück davon hat der MSC Backnang, daneben noch zwei weitere klassische Karts mit Verbrennermotor. Ursprünglich war angekündigt, dass die Hälfte der Rennen ab diesem Jahr auf E-Karts gefahren werden. „Doch jetzt sind es nur drei. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass es Lieferschwierigkeiten gibt“, weiß Clas. Der MSC hatte schon recht früh E-Karts zum Testen bekommen – und es gab Verbesserungsbedarf. „Beim Kartslalom bleibt das Gaspedal ja konstant durchgetreten, die Geschwindigkeit wird über die Bremse reguliert. Bei den ersten E-Karts war die Software aber so eingestellt, dass sie stehen blieben, wenn Gas und Bremse gleichzeitig getreten wurden. Das war für uns natürlich untauglich“, erklärt Clas. Bei den aktuellen Modellen ist es so, dass man Gas und Bremse gleichzeitig treten kann und nach zwei Sekunden die Leistung runtergeht. „Das ist okay so. Aber man muss ein E-Kart schon anders fahren als ein Verbrenner-Kart.“

Ein E-Kart kostet rund 10 000 Euro, ein Verbrenner-Kart etwa 2000 Euro weniger

Die Zweigleisigkeit ist natürlich auch ein Kostenfaktor. Ein E-Kart kostet rund 10 000 Euro, ein Verbrenner-Kart etwa 2000 Euro weniger. „Dafür spart man den Sprit“, sagt Thomas Rauh, der Erste Vorsitzende des MSC. „Die Akkus werden von den Eltern zu Hause aufgeladen, das geht reihum.“ Insgesamt 22 Kinder und Jugendliche fahren beim MSC Kartslalom. Das jüngste Schnupperkind ist fünf Jahre alt, Rennen gefahren wird von sechs bis 18 Jahre, dann ist Schluss. „Weiterführend wäre der Automobilslalom oder auch der Rallysport“, sagt Chris Clas. Die nächsten Konkurrenten im Jugendkartslalom gibt es in Bittenfeld, Winnenden, Fellbach und Waiblingen. Im Rems-Murr-Kreis ist man recht gut aufgestellt, in anderen Landkreisen wird es da schon deutlich dünner.

Da der MSC nur samstags auf das Gelände kann, sind die Trainingszeiten natürlich begrenzt. „Wir trainieren in zwei Gruppen. Zuerst wird die Strecke abgelaufen, die immer unterschiedlich ist, dann gefahren. Das Ganze in zwei Schichten, da kommt jeder vielleicht auf acht bis zehn Runden“, erklärt Clas. In Bittenfeld hat der Verein dagegen einen eigenen Platz zur Verfügung, auf dem auch unter der Woche trainiert werden kann. Davon können die Backnanger nur träumen. Daher sind die aktuell 22 Kids auch schon das Maximum. „Wir sind natürlich immer offen für talentierte Kinder. Aber wir können leider nicht unbegrenzt Interessenten aufnehmen.

Der Spaß ist übrigens gar nicht so teuer, wie man meinen möchte. Der Verein stellt die Karts und die Verschleißteile wie Reifen oder auch Benzin. „Der Familienbeitrag beträgt 60 Euro pro Jahr. Fürs Kartfahren kommen noch 100 Euro pro Jahr hinzu“, erläutert Thomas Rauh und fügt hinzu: „Fußballspielen dürfte da in den meisten Fällen teurer sein.“

Kartslalom beim MSC Backnang

Heimrennen Der MSC Backnang richtet am 21. Juli sein Heimrennen aus. In sechs Altersklassen wird dann ab
9 Uhr auf dem Gelände im Gewerbegebiet Lerchenäcker um Punkte für die württembergische ADAC Jugendkartslalommeisterschaft und den Rems-Murr-Pokal gefahren. Die Teilnehmenden fahren jeweils zwei Wertungsläufe, deren Zeiten addiert werden.

Infos Wer Interesse am Kartslalom beim MSC Backnang hat, findet alle nötigen Informationen und Kontakte im INternet auf der Homepage des Vereins unter www.msc-backnang.de.

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Erstellt:
24. Juni 2024, 06:00 Uhr

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