Murrhardt fehlt die Kaltschnäuzigkeit
Bezirkspokalfinale der Frauen: VfR-Fußballerinnen verlieren gegen die SV Winnenden mit 1:3, das Ergebnis geht in Ordnung
Zum dritten Mal stiegen die Endspiele im Fußball-Bezirkspokal in der Mechatronik-Arena in Großaspach. Zum zweiten Mal war bei den Frauen der VfR Murrhardt dabei, der aber wie vor zwölf Monaten den Kürzeren zog – nun mit 1:3 gegen die SV Winnenden. Das Resultat ist okay, weil sich der Spitzenreiter der Regionenliga im Duell mit dem Dritten ein Torchancenplus erspielte und im Abschluss einfach kaltschnäuziger war.

© Sportfotografie Alexander Becher
So muss es im Sport sein: Als sich die geschlagenen Murrhardterinnen ihre Medaillen abholen gehen, stehen die siegreichen Fußballerinnen aus Winnenden Spalier und applaudieren dem Rivalen. Kurz darauf gibt es dieselbe Szene unter umgekehrten Vorzeichen. Fotos: A. Becher
Von Steffen Grün
Auch verlieren will gelernt sein. Anders als die Stars aus München, die nach der Pleite im DFB-Pokal-Finale gegen Frankfurt in der Kabine verschwanden, ehe die Sieger geehrt wurden und die Trophäe in die Höhe streckten, applaudierten Murrhardts Frauen und standen Spalier, als für Winnenden der große Moment gekommen war. „Bei der Siegerehrung dabei zu sein, ist Ehrensache“, sagte VfR-Trainer Bernd Weller: „Das gebietet die Fairness, bei aller Enttäuschung.“ Umgekehrt versäumte es sein Kollege in der Stunde des Triumphes auch nicht, die Leistung des geschlagenen Rivalen zu würdigen. Alexander Jänel verteilte „ein Kompliment an beide Teams. Es waren gefühlt 36, 37 Grad auf dem Platz, das ist komplett ungewohnt. Beide Mannschaften haben sich gut darauf eingestellt. Es war ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, aber wir haben sie effektiver genutzt. Am Ende ist den Murrhardterinnen die Zeit davongelaufen“.
Es war der VfR, der in diesem Finale die erste dicke Möglichkeit hatte. Noch keine 60 Sekunden waren vorbei, als Katharina Schlageter von Kerstin Karthaus auf die Reise geschickt wurde und an Winnendens Torhüterin Emily Frank scheiterte. Für die Frauen aus der Walterichstadt sollte dies allerdings die klarste Chance in der ersten Halbzeit bleiben, die gefährliche Szene in der zehnten Minute war einem Tohuwabohu im SVW-Strafraum und weniger einer durchdachten Aktion geschuldet. Für die Rivalinnen war mehr zu notieren. In der 13. und 16. Minute schnappte Murrhardts Abseitsfalle nicht zu und Laura Rotärmel eilte alleine auf den Kasten zu. Beim ersten Mal misslang ihr der Lupfer gründlich, beim zweiten Versuch probierte sie es mit der flachen Variante und traf den rechten Außenpfosten. Ein Kopfball von Kim-Jasmin Redelfs ging noch knapp drüber (28.), ehe das verdiente 1:0 für Winnenden folgte. Janina Jänel wurde von Tabea Lüders toll freigespielt, bewahrte die Ruhe und beförderte die Kugel ins lange Eck (31.).
Bei diesem knappen Vorsprung für den Tabellenführer der Regionenliga blieb es bis zur Pause. Zwei Minuten nach Wiederbeginn hatten zwei Spielerinnen das 2:0 auf dem Fuß. Erst kam VfR-Keeperin Melanie Knödler an der Strafraumgrenze gerade noch vor Patrizia Mollo an den Ball, dann setzte Rotärmel den Nachschuss aus etwa 20 Metern übers verwaiste Tor. Kurz darauf hatte Murrhardt die Doppelchance zum 1:1, doch die von Marina Herbst über die rechte Seite in Szene gesetzte Caroline Gehring scheiterte zweimal, weil Winnenden auf der Linie oder kurz davor klärte.
In der 62. Minute erhöhte der leichte Favorit auf 2:0. Der Abschlag von Torhüterin Frank landete bei Rotärmel, die Fahrt aufnahm, Anna Mang und Nathalie Hofmann enteilte und souverän einschoss. Vier Zeigerumdrehungen später hatte Murrhardt viel Pech. Eine Freistoßflanke von Gehring lenkte Frank an die Latte, auch den Kopfball von Manuela Schlipf, die sofort nachsetzte, parierte die SVW-Keeperin. Winnendens Mollo hätte alles klar machen können (67.), doch sie scheiterte und der VfR hoffte weiter. Sein Problem war die Abschlussschwäche. Schlipf köpfte nach einem Freistoß von Scarlett Nieswandt an den Pfosten (71.), die Zeit rannte davon. In der 88. Minute machte Winnenden den Sack mit einem Konter zu. Rotärmel spielte die Kugel in den Lauf von Jänel, die mit dem 3:0 einen Doppelpack schnürte. Der VfR-Treffer von Karthaus (90.) bedeutete nur noch etwas Ergebniskosmetik.
Schon am Sonntag gibt’s aber die Möglichkeit zur Revanche, denn Murrhardt erwartet Winnenden um 11 Uhr zum Rückspiel in der Regionenliga. Dem VfR ist der dritte Rang sicher, während die Gäste als Spitzenreiter um die Meisterschaft kämpfen. „Es geht von vorne los, steht 0:0 und wir hoffen, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Wir wollen Winnenden ärgern“, kündigt Kapitänin Scarlett Nieswandt an.
SV Winnenden:Frank – Steinwand, Lüders, Marina Müller, Rotärmel, Melissa Müller, Redelfs (68. Scholl), Carrasco (57. Michelle Müller), Mollo (80. Hiss), Jänel, Zelder (60. Sailer).
VfR Murrhardt: Knödler – Nieswandt, Chamoulias (56. Mang), Schlipf (85. Betz), Ehrmann, Galle, Schlageter (63. Kühnle), Bohn (46. Gehring), Herbst, Karthaus, Hofmann.
Tore: 1:0 (31.) Jänel, 2:0 (62.) Rotärmel, 3:0 (88.) Jänel, 3:1 (90.) Karthaus. – Schiedsrichter: Frey (Aichwald). – Zuschauer: 500.

© Sportfotografie Alexander Becher
Warfen alles in die Waagschale, zogen aber den Kürzeren: Leslie Ehrmann und die VfR-Frauen.