Murrhardter Duo trotzt beim Transalpine Run allen Widrigkeiten
Gaby Marek-Schmid und ihr Sohn Patrick Schmid rennen und gehen in 42:47 Stunden von Garmisch-Partenkirchen nach Vals in Südtirol. Dabei bringen Mutter und Sohn um die 250 Kilometer und rund 17000 Höhenmeter hinter sich und belegen in ihrer Altersklasse den siebten Rang.
Von Uwe Flegel
In acht Tagen von Garmisch-Partenkirchen nach Vals in Südtirol. Und das zu Fuß und auf Zeit. Transalpine Run nennt sich das schweißtriefende Rennen über 286 Kilometer mit 17000 Höhenmetern über bayerische, österreichische und italienische Berge. Mit dabei waren die Murrhardterin Gaby Marek-Schmid und ihr Sohn Patrick Schmid. Sie und alle anderen Teilnehmer erlebten zwischendurch durchaus die eine oder andere Überraschung. Das Wetter in den Alpen macht eben nicht immer das, was Planer solcher Wettkämpfe vordenken.
Beim Transalpine Run gilt für die Zweierteams, dass in den zeitlichen Abständen zwischen beiden Sportlern nicht mehr als zwei Minuten liegen dürfen. Die drei Altersklassen wiederum setzen sich aus dem Gesamtalter der zwei Läufer zusammen. In der Hauptklasse dürfen es nicht mehr als 79 Jahre sein. Beim Master sowie beim Senior Master Mixed sind es zwischen 80 und 99 sowie ab 100 Jahren.
Die für die TSG Backnang startende Marek-Schmid und ihr Filius starteten als Mixed-Team in der Masterklasse und waren nach 42:47:40,3 Stunden im Ziel. Das reichte für das unter dem Namen Ischsnoweit startende Duo in seiner Kategorie zu Rang sieben unter 18 Teams. Die Klassensieger Gabriela Egli/Sascha Hosemann (Suvretta Sports) hatten die Strapazen nach 31:56:57,9 Stunden hinter sich.
Schmerzen begleiteten das Duo
Gewinner waren eigentlich aber alle, die in Vals durchs Ziel liefen. Ist es für viele Ausdauersportler schon ein Traum, einmal im Leben einen Marathon zu bewältigen, so standen für die Starter beim Transalpine Run an acht Tagen in Folge sechs Läufe zwischen 30 und 54 Kilometern sowie zwei kürzere Bergsprints an. Wobei Gaby Marek-Schmid und Patrick Schmid wussten, auf was sie sich eingelassen hatten: „Für mich war es bereits die neunte, für meinen Sohn die zweite Teilnahme. Bei seinem ersten Start hatte er verletzungsbedingt aussteigen müssen.“ Ohne Schmerzen ging es fürs Duo aus Murrhardt auch diesmal nicht ab.
Allerdings verliefen die ersten zwei Tage noch gut. Auf den 43 Kilometern mit 2180 Höhenmetern von Garmisch-Partenkirchen nach Nassereith und den 31 Kilometern mit 1770 Höhenmetern übers Haiminger Kreuz (2270 Meter) nach Imst gab’s keine Probleme. Die tauchten an Tag drei auf der Königsetappe mit 54 Kilo- und 2800 Höhenmetern auf. Der Weg nach Mandarfen war lang und das Gelände nicht ganz einfach. „Aufgrund der zuvor regnerischen Tage war es auf moosigem und steinigem Gelände stellenweise ziemlich rutschig. Das eine oder andere Team stürzte und musste verletzt aussteigen“, berichtet die 57-Jährige und bekennt, dass die Streckenlänge für ihren Sohn hart gewesen sei.
Der bewältigte das erste Mal mehr als 50 Kilometer. Prompt begann auf der zweiten Hälfte, das Schienbein zu schmerzen. Zum Glück stand tags drauf der Bergsprint mit 7,3 Kilometern vorbei am Rifflsee hoch zur Bergstation auf 2280 Metern an. Schmid war sehr vorsichtig, das Schienbein erholte sich etwas.
Regen und Schnee machten eine Ersatzstrecke nötig
Die 37 Kilo- und 2450 Höhenmeter über stellenweise hochalpines Gelände mit kleinen Kletterpassagen rauf nach Gurgl brachten tags drauf jedoch wieder einen kleinen Rückschlag. Der lange Abstieg war nicht gut fürs Schienbein. Patrick Schmid musste Gehpausen einlegen, überstand Tag fünf aber doch irgendwie. Regen und Schnee in den Höhenlagen machten am nächsten Morgen eine Ersatzstrecke nötig. Die eigentliche Route hätte über den Stubaier Gletscher und über 3140 Meter geführt. Nun ging es auf dem Kurs der Berglauf- und Trailrunning-Weltmeisterschaft 2023 ins Stubaital.
Das hieß etwa 7 Kilometer steil den Berg hoch und wieder steil runter. Schmids Schienbein kam das unerwartet entgegen. Aufwärts überholten er und seine Mutter das eine oder andere Team und abwärts wars fast schon ein Höhenflug.
Die vorletzte Etappe startete bei starkem Regen in Mutterberg. 43 Kilometer und ein paar Kletterpassagen später hätte Gossensass das Ziel sein sollen. Bei Kälte und Nebel wurde mit dem Simmingjöchl (2760) der höchste Punkt noch geschafft, doch bei der Bremer Hütte war nach nicht ganz der Hälfte Schluss. Das Risiko war zu hoch. Per Shuttle ging es vollends bis Gossensass.
Die Schlussetappe machte alle bisherigen Schwierigkeiten wieder gut
Entschädigt wurden die Teilnehmer mit einer Schlussetappe wie aus dem Bilderbuch. „Landschaftlich war das ein echtes Highlight“, erzählt Gaby Marek-Schmid über die 34 Kilo- und 2700 Höhenmeter nach Vals. Nach dem höchsten Punkt, dem Sandjöchl (2657 Meter), ging es zehn Kilometer lang nur noch bergab. „Auf den letzten fünf Kilometern war kein Halten mehr. Das waren wohl unsere schnellsten in der ganzen Woche“, berichtet die Murrhardterin und sagt: „Von Schmerzen war nichts mehr zu spüren.“
Das war aber nicht das einzige Erfreuliche, denn: „Der Zieleinlauf in der Valser Tennishalle war grandios.“ Zudem stellt die Mutter nach der gemeinsamen Woche über die Berge mit dem Sohn fest: „Das schweißt zusammen. Eigentlich sollte man nach so einer Sache körperlich am Ende sein, aber die restliche Energie reicht locker, um die halbe Nacht zu tanzen und zu feiern.“