Nächster Schritt für die TSG Backnang aus dem Keller

Fußball-Oberligist TSG Backnang schlägt mit dem 2:1-Sieg bei der Sport-Union Neckarsulm einen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf. Die Roten klettern zumindest vorübergehend auf den zwölften Platz.

Am Ende waren die Roten aus Backnang um Marco Rienhardt (vorne) und Thomas Doser, dem Torschützen zum entscheidenden 2:1, in Neckarsulm obenauf. Foto: Alexander Hornauer

© Alexander Hornauer

Am Ende waren die Roten aus Backnang um Marco Rienhardt (vorne) und Thomas Doser, dem Torschützen zum entscheidenden 2:1, in Neckarsulm obenauf. Foto: Alexander Hornauer

Von Steffen Grün

Zwei Spiele, sechs Punkte: Die Bilanz des Interimstrainerduos der TSG Backnang ist nach dem 3:2 gegen Hollenbach am vergangenen Samstag und dem 2:1 gestern Abend in Neckarsulm makellos. „Es läuft gut, auch ohne neuen Trainer“, stellt Marc Erdmann schmunzelnd fest. „Oguzhan Biyik und Isaak Avramidis machen das überragend“, lobt der Sportliche Leiter der Roten die beiden Platzhalter, die nach dem Rauswurf von David Pfeiffer vor knapp zwei Wochen übernommen hatten. „Es war wichtig, den Hebel mit diesen zwei Siegen erst einmal umzulegen“, unterstreicht Erdmann die Bedeutung der beiden Erfolge, die Backnang zumindest bis heute Nachmittag zum Sprung auf den zwölften Tabellenplatz verholfen haben.

Dabei hatte im Pichterichstadion in Neckarsulm anfangs nicht allzu viel für Backnang gesprochen. Die Einheimischen waren durch Tim Pöhler, der nach einer Flanke von Maximilian Gebert fast unbedrängt am zweiten Pfosten einköpfen konnte, bereits nach neun Minuten in Führung gegangen. Aus TSG-Sicht war das 0:1 nach einer halben Stunde sogar schmeichelhaft, denn für die Sport-Union hatten Claudio Bellanave (21.) und Pasqual Pander (27.) den Kasten mit ihren Schüssen nur knapp verfehlt. Dagegen blieb bei den Gästen zunächst vieles Stückwerk. Wenn Neckarsulm den Ball hatte, ließen die Gäste die notwendige Aggressivität vermissen und schauten meist nur zu. Hatten sie die Kugel zur Abwechslung mal selbst, wussten sie nichts mit ihr anzufangen. „Wir waren gar nicht im Spiel“, blickte Erdmann nach dem Abpfiff auf diese kritische Phase zurück. Das änderte sich auf der Zielgeraden der ersten Hälfte zunächst schleichend, dann schlagartig. Sah es zunächst noch so aus, als würde Neckarsulm nur eine Verschnaufpause einlegen, so änderte sich dieser Eindruck in der 37. Minute. Zum ersten Mal setzten die Gäste aus den Etzwiesen entschlossen nach, als die Hausherren den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachten – schon stand es 1:1. Mert Tasdelen fasste sich aus 17 Metern ein Herz und bewies seine tolle Schusstechnik, indem er das Leder in den linken Winkel schlenzte.

Beim 1:1 blieb es bis zum Seitenwechsel. Trotz des Ausgleichs hatte Oguzhan Biyik die schwache Anfangsphase noch nicht vergessen, als er in der Kabine auf sein Team traf. Nach „kleinen Umstellungen im Spiel“ habe es „eine offene, ehrliche Besprechung in der Halbzeitpause“ gegeben. Die Folge: Nach dem Wiederbeginn übernahm Backnang endgültig das Kommando.

In der 51. Minute verpasste TSG-Stürmer Marco Rienhardt die Kugel nach einer Hereingabe nur haarscharf, doch so richtig Dusel hatte Neckarsulm erst fünf Minuten später. Rienhardts Schuss lenkte Keeper Marcel Susser an den Pfosten. Den zweiten Versuch von Julian Geldner kratzte ein Gegner von der Linie, danach durfte es Sebastian Gleißner noch zweimal probieren. Immer warf sich ein Neckarsulmer dazwischen. Die TSG blieb am Drücker, in der 59. Minute zielte Tasdelen zu hoch. In der 71. Minute war es aber so weit. Nach Gleißners Ecke stieg Thomas Doser am höchsten und köpfte das 2:1. Es sollte der Siegtreffer sein, von Neckarsulm kam nämlich nicht mehr viel.

„Vor allem aufgrund der ganz starken zweiten Halbzeit haben wir hochverdient gewonnen“, meinte Marc Erdmann, als die drei Punkte unter Dach und Fach waren und verwies auf die Parallele zum Spiel gegen Hollenbach: „Ich bin sehr stolz, wie unsere Mannschaft wieder einen Rückstand wettgemacht hat.“ Man habe in den zweiten 45 Minuten „gesehen, was für eine Qualität die Mannschaft eigentlich hat“, betonte Biyik, der aber vor einem vorschnellen Aufatmen warnt: „Wir sind immer noch mitten im Abstiegskampf.“ Wie lange er an der Seitenlinie das Sagen hat, ist offen. Der Sportliche Leiter berichtet von ersten Gesprächen mit möglichen neuen Trainern, aber vor dem WFV-Pokal-Achtelfinale am Dienstag um 14 Uhr beim Landesligisten FV Rot-Weiß Weiler wird nichts passieren. Und auch nicht zwingend vor dem nächsten Oberliga- Kellerduell gegen Offenburg am 5. November. Es läuft schließlich auch so sehr gut.

Sport-Union Neckarsulm: Susser – Gotovac, Romano (62. Mägerle), Selz, Gebert – Müller (46. Neupert) – Bellanave (46. McDonald), Fischer, Seybold – Pöhler, Pander (46. Lushtaku).

TSG Backnang: Guttenson – Sadler, Doser, Tichy, Dannhäußer – Gleißner, Benkeser (90.+2. Mbodji) – Santoro (84. Weiller), Geldner, Tasdelen (90. Kalafatis) – Rienhardt (86. Weller).

Tore: 1:0 (9.) Pöhler, 1:1 (37.) Tasdelen, 1:2 (71.) Doser. – Schiedsrichter: Bender (Gomaringen). – Zuschauer: 380.

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Erstellt:
29. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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