Neuer Trainer soll den Umbruch bei der TSG-Schwimmabteilung gestalten

Die Leistungsgruppe des Backnanger Vereins wird mittlerweile von Vlado Petkovic betreut. Der Kroate ersetzt den bisherigen Coach Marcel Hänsch und sein Auftrag lautet, die vielen jungen Sportler mit kontinuierlicher Arbeit langsam aufs Niveau der bisherigen Aushängeschilder zu hieven.

Alle mal herhören: Der neue TSG-Trainer Vlado Petkovic gibt seit einigen Wochen im Backnanger Bad die Kommandos. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Alle mal herhören: Der neue TSG-Trainer Vlado Petkovic gibt seit einigen Wochen im Backnanger Bad die Kommandos. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Was bei Backnangs Schwimmern bereits vor einiger Zeit eingeläutet wurde und längst noch nicht abgeschlossen ist, hat etwas von einem Generationswechsel. Vom Frauenteam, das im Rahmen des deutschen Mannschaftswettbewerbs (DMS) vor mittlerweile fast fünf Jahren den Aufstieg in die Zweite Bundesliga gefeiert hat, ist nichts übrig geblieben. Chiara Vetter, Cara Möhle, Laura Manolaras, Dilara Gül, Sara Mauthe, Emma Schmiedefeld, Jule Sittart und Sira Schelzel sind nicht mehr dabei, weil sie in den USA studieren, den Klub gewechselt oder Schluss gemacht haben (wir berichteten). Von den vergleichsweise wenigen Jungs hat sich Jannik Mauthe den TSG-Wasserballern angeschlossen, während sich Richard Schmiedefeld zum SV Cannstatt verabschiedete.

Es sind die Namen, die zugleich auch für viele Erfolge bei den Einzelmeisterschaften sorgten, die im Schwimmsport meistens im Vordergrund stehen. Daraus ergibt sich für den neuen Trainer Vlado Petkovic der Auftrag, den bereits unter seinen Vorgängern Jörg Scheifele (bis Herbst 2022) und Marcel Hänsch forcierten Neuaufbau weiter voranzutreiben, für den die Hoffnungen auf Talenten wie Amalia und Lavinia Bartsch, Florian Benz, Nick Grüner oder Paris Pappas ruhen. Der 56-Jährige, den es 2021 aus dem kroatischen Rijeka zunächst nach Denkendorf gezogen hatte, ist seit einigen Wochen mit einer 60-Prozent-Stelle für die TSG tätig und wohnt in einer Wohnung von Andreas Bartsch. „Das war ein Argument“, sagt der Vermieter, der zugleich Schwimmwart des Vereins ist, und deutet damit an, dass der erfahrene Trainer durchaus auch andere interessante Möglichkeiten gehabt hätte.

13 Jugendliche von 12 bis 16 Jahren bilden die erste Leistungsgruppe

Mittlerweile steht er aber schon regelmäßig im Backnanger Wonnemar am Beckenrand und gibt Anweisungen – in einem Deutsch, das durchaus bereits respektabel ist, das er selbst aber als „noch nicht so gut“ empfindet: „Es kommen Tag für Tag neue Wörter dazu.“ Das Wichtigste sei ohnehin, dass die Verständigung mit seinen Schützlingen bereits ganz gut klappe, sie „meine Anweisungen verstehen und wissen, was sie korrigieren sollen“ – und wenn ihm doch mal eine englische Vokabel herausrutscht, übersetzt einer der älteren Jugendlichen. 13 Mädchen und Jungen zwischen 12 und 16 Jahren bilden derzeit die erste Leistungsgruppe, doch dabei soll es nicht bleiben. „Vlado entscheidet, wer aus der zweiten Leistungsgruppe aufrückt“, erläutert Andreas Bartsch.

Talent, Technik, Kraft und Kondition sind gefragt

Der erste Eindruck, den der neue Trainer gewonnen hat, ist auf alle Fälle sehr positiv. „Die Gruppe ist jung, wissbegierig und hat Potenzial“, sagt Petkovic, ohne bereits einzelne Schwimmer hervorheben zu wollen. Trotzdem könnten alle noch viel lernen und der Trainingsfleiß, den sie bislang zeigen, helfe dabei, Schritt für Schritt voranzukommen. „Talent ist in allen Sportarten wichtig“, entgegnet der Mann mit dem Masterabschluss in Kinesiologie auf die Frage, auf was es im Schwimmen ankommt. „Zweiter Punkt ist die Technik und die ist in jungen Jahren am besten zu erlernen“, fährt Vlado Petkovic fort: Spätere Korrekturen in dem Bereich, zu dem auch die Atmung gehört, seien sehr zeitintensiv und anspruchsvoll für den Kopf. Kraft und Kondition dürften ebenfalls nicht vernachlässigt werden und es hänge von den Kindern ab, an welchen Aspekten gerade stärker gearbeitet wird.

Allzu große Unterschiede zwischen dem Nachwuchs in Kroatien und in Deutschland hat der Trainer bislang nicht festgestellt, aber hierzulande gehe es doch „etwas disziplinierter und konzentrierter“ zu. Ein Vorteil in seiner Heimat sei dagegen, dass es längere Beckenzeiten und damit mehr Trainingsmöglichkeiten gebe, während sich im Backnanger Bad die zwei Leistungsgruppen und damit etwa 25 Kinder mit drei Bahnen zu begnügen haben. Das muss reichen, um sich auf die anstehenden Wettkämpfe vorzubereiten, zu denen auch der DMS gehört. Im Dezember geht es für die TSG nach dem Abstieg aus der Oberliga in der Württembergliga weiter – auch das wird nach dem Generationswechsel eine Herausforderung, doch zumindest mittelfristig wollen Backnangs Schwimmer mit Vlado Petkovic wieder an die früheren Erfolge anknüpfen.

Vlado Petkovic und seine Vorgänger in den vergangenen 20 Jahren

Schwimmer Vlado Petkovic war kroatischer Meister und Rekordhalter. Er trat für sein Land bei internationalen Wettkämpfen an, beispielsweise 1993 bei den Universitätsspielen in Buffalo.

Trainer Mit 26 Jahren startete Petkovic seine zweite Laufbahn. Er arbeitete bei Vereinen in seiner Heimatstadt Rijeka (1993 bis 1999, 2014 bis 2020) und in Zagreb (2002 bis 2014) vor allem mit Kindern und Jugendlichen und leitete teils auch die Schwimmschule. Ab 2006 war er auch Coach des Juniorennationalteams und in dieser Funktion bei Welt- und Europameisterschaften dabei. Zu seinen Schützlingen zählten unter anderem der zweimalige Olympia-Starter Marijan Kanjer sowie der EM- und WM-Teilnehmer Sven Arnar Saemundsson.

Vorgänger Die TSG hatte vor Vlado Petkovic in den vergangenen 20 Jahren fünf Trainer, ohne Interimslösungen. Auf Wolfgang Schulz (bis Juli 2007) folgten Timo Lorenz (2009 bis August 2014), Hartmut Blume (2015 bis 2018), Jörg Scheifele (2018 bis 2022) und zuletzt Marcel Hänsch, der mittlerweile seit wenigen Wochen als Chefcoach bei der TSG Schwäbisch Hall tätig ist.

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Erstellt:
17. November 2023, 11:30 Uhr

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