Nichts gelernt

Im Umgang mit dem Dopingskandalzeigen sich leider die alten Muster

Eines vorneweg, damit kein falscher Eindruck entsteht: Es handelt sich bei dem nun aufgedeckten Dopingskandal mitnichten allein um ein Problem des österreichischen Sports. Wie der mächtige Österreichische Ski-Verband (ÖSV) allerdings mit dem Fall umgeht, zeigt wieder einmal, wie wenig dessen Funktionäre und Athleten aus der Vergangenheit gelernt haben.

Kombinierer Lukas Klapfer nannte die verhafteten Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke „Oberpflaumen“ und sagte: „Mit Doping auch noch schlecht sein ist die Draufgabe.“ ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel bezeichnete die vermeintlichen Blutdoper nicht nur als „Trottel“, er meinte auch, dass es völlig unverständlich sei, für 20. Plätze zu dopen. Und dann kündigte er noch an, die Langlauf-Sparte aus dem Verband ausschließen zu wollen.

Was für fatale Aussagen!

Wieder mal wird mit dem Finger auf vermeintliche Einzeltäter gezeigt. Versehen mit dem unverfrorenen Hinweis: Wenn schon gedopt wird, dann bitte schön, um damit Chancen auf Medaillen zu haben. Und schließlich die Konsequenz: Wer beim Dopen erwischt wird, mit dem wollen wir nichts mehr zu tun haben. Dabei müsste der Weg ein gänzlich anderer sein.

Der Hochleistungssport muss endlich akzeptieren, dass flächendeckendes Doping Teil seines Systems ist. Er muss froh sein über jeden, der auspackt und so dazu beiträgt, andere zu überführen. Und es ist natürlich unsinnig, belastete Disziplinen sich selbst zu überlassen. Stattdessen hätte der ÖSV jetzt die Chance, seine Langlauf-Sparte völlig neu aufzustellen. Noch mehr Präventionsarbeit zu leisten. Mit der Leistung von Athleten dann zufrieden zu sein, wenn sie ihr (natürliches) Leistungsmaximum erreichen. Endlich damit aufzuhören, Medaillen zu zählen. Und stattdessen das Ziel auszugeben, erfolgreich zu sein, aber eben nicht mit allen Mitteln. Eine Utopie? Vielleicht. Aber auf jeden Fall eine, für die es sich zu kämpfen lohnt. Und das nicht nur im österreichischen Sport.

jochen.klingovsky@stzn.de

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Erstellt:
1. März 2019, 03:04 Uhr

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