Gerben Wiersma ohne Olympia-Akkreditierung

Nur dabei, nicht mittendrin – warum sich der Turn-Cheftrainer selbst auswechselt

Er ist der Cheftrainer der deutschen Turnerinnen. Wenn das Trio in Paris an die Geräte geht, wird Gerben Wiersma jedoch ganz weit weg sein. Was steckt dahinter?

Der Niederländer Gerben Wiersma ist Cheftrainer der deutschen Turnerinnen.

© Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der Niederländer Gerben Wiersma ist Cheftrainer der deutschen Turnerinnen.

Von Dirk Preiß

Bei Olympischen Spielen kann man ja recht leicht erkennen, wer dazugehört – und wer eben nicht. Alle Sportler, Funktionäre und Medienschaffende tragen eine Akkreditierung um den Hals, eine Art überdimensionale Hundemarke. Und die eigentlichen Hauptdarsteller, die Athletinnen und Athleten haben wie ihre Trainerinnen und Trainer einen ganzen Kleiderschrank voller Teamklamotten mit im Gepäck. Gerben Wiersma jedoch hat weder das eine noch das andere.

Was deshalb verwunderlich ist, weil der Niederländer der Cheftrainer der deutschen Turnerinnen ist. Diese sind mit drei Einzelstarterinnen bei den Sommerspielen von Paris vertreten – mit Pauline Schäfer-Betz, Sarah Voss und Helen Kevric. Am Sonntag turnt das Trio in der Qualifikation. Und es wird sich fortsetzen, was sich schon am Tag vor der Abreise im Frankfurter Trainingszentrum angedeutet hat.

Gerben Wiersma ist dabei. Aber nicht mittendrin.

Vor der Abreise hatte das deutsche Turnteam für Olympia ein Gruppenfoto in der Team-D-Kleidung geschossen, der Cheftrainer, gekleidet im Outfit des Turnverbandes, hielt sich im Hintergrund. In Paris wird er auf der Tribüne sitzen, statt seine Schützlinge direkt im Innenraum zu coachen. Warum? Weil Gerben Wiersma das so will.

Athletinnen freuen sich für die Coaches

Gut, so ganz freiwillig ist seine Distanz auch nicht. Für die Frauen hat der Deutsche Turner-Bund (DTB) drei Trainer-Akkreditierungen bekommen. Und der Chefcoach gewährt nun den drei Heimtrainern seiner Sportlerinnen die Möglichkeit, ganz nah dabei zu sein. Was auch im Interesse der Turnerinnen ist.

„Ich war 2012 erstmals bei den Olympischen Spielen dabei und weiß, wie besonders es ist, das mit der eigenen Turnerin zu erleben“, sagte Wiersma vor der Abreise nach Paris. Also „trete ich zur Seite“. Er ist in Paris dabei, hält Kontakt zu Sportlerinnen und den Coaches, wohnt aber nicht mit ihnen im Olympischen Dorf und sitzt bei den Wettkämpfen im Zuschauerbereich.

Ganz nah dran sind dagegen die persönlichen Trainer Giacomo Camiciotti (Kevric), Shanna Poljakova (Voss) und Kay-Uwe Temme (Schäfer-Betz). Sie teilen sich die Betreuung je nach Gerät untereinander auf. „Es ist schön für die Trainer, dass sie mitkommen, weil sie zu den Leistungen beigetragen haben, und für uns Athletinnen ist das natürlich auch etwas Besonderes“, sagt Helen Kevric.

Der Umstand, dass die Frauenriege die Qualifikation als Mannschaft verpasst hatte, ist übrigens mit ein Grund für das Manöver von Gerben Wiersma, der auch bestätigte: „Wenn wir uns als Team qualifiziert hätten, wäre das anders gewesen.“ Dann wäre auch er besser zu erkennen gewesen – an Teamkleidung und Hundemarke.

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Erstellt:
23. Juli 2024, 17:10 Uhr
Aktualisiert:
23. Juli 2024, 17:49 Uhr

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