WM in London
"Vielleicht der Schlechteste": Darts-Fiasko für Pietreczko
Das geht schnell: Ricardo Pietreczko bekommt im WM-Achtelfinale eine echte Abreibung. Die englischen Fans in London feiern das endgültige Aus für die deutschen Profis.
Von Von Patrick Reichardt und Philip Dethlefs, dpa
London - Auf der größten Darts-Bühne der Welt veräppelte sich Ricardo Pietreczko selbst. Deutschlands letzte WM-Hoffnung war nicht nur sportlich chancenlos, sondern auch emotional hilflos. Ausgerechnet in seinem bisher wichtigsten Spiel in seiner noch jungen Karriere erlaubte sich Pietreczko einen miserablen Auftritt, der in London zu einem 0:4 gegen Englands Nathan Aspinall führte.
"Heute war einfach nicht mein Tag. Keine Ahnung, irgendwie ist es einfach nicht gelaufen", sagte Pietreczko nach einem gebrauchten Nachmittag. Aspinall kämpft nun an Neujahr (13.30 Uhr und 20.00 Uhr/Sport1 und DAZN) um seinen insgesamt dritten Einzug in ein WM-Halbfinale, der letzte verbleibende Deutsche muss stattdessen nach dem sportlichen Desaster die Heimreise antreten.
"Doppelquote unterirdisch"
Pikachu, wie Pietreczko genannt wird, hatte zuvor ein exzellentes Turnier gespielt, brach aber am Montag komplett weg - auch mental. Der 30 Jahre alte Nürnberger gewann insgesamt nur zwei von 14 Legs und war in weniger als 45 Minuten ausgeschieden. Alle Träume vom WM-Titel, die er offen ausgesprochen hatte, waren geplatzt.
Ein Durchschnitt von 78,46 Punkten pro drei Pfeile ist ein miserabler Wert. "Das waren nicht die Averages, die ich gespielt habe. Die Doppelquote war auch unterirdisch. Achtelfinale bei der WM ist nicht schlecht, muss man sagen", sagte Pietreczko bei Sport1. Er fügte an: "Es könnte sogar sein, dass ich der Schlechteste war, der jemals im Achtelfinale gespielt hat."
Aspinall lobt das Publikum
Für die euphorisierten Engländer wurde das Aus des letzten deutschen Vertreters zu einem echten Sport-Feiertag. Lautstark grölten die Anhänger "Football's coming home", regelmäßig wurde Pietreczko mit Pfiffen und Buhrufen bedacht. "Er hat nicht so gespielt, wie er normal spielt. So eine Atmosphäre habe ich noch nie erlebt", sagte Aspinall, immerhin ein ehemaliger Titelgewinner beim World Matchplay. Er meinte es als Lob.
Pietreczko hatte das Match bereits vor dem Ende abgehakt. Nach zwei chancenlosen Sätzen wirkte die Partie bereits entschieden. "Ich habe den ganzen Tag schon gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Manchmal ist es halt Tagesform", sagte ein ratloser Pietreczko. Er stellte eine fragwürdige Rechnung auf: "Jedes Jahr eine Runde weiter, dann haben wir in vier Jahren einen Weltmeister."
Quintett schied vor Weihnachten aus
Bis zum Aspinall-Match hatte der Nürnberger die deutsche Fahne im Ally Pally hochgehalten. Seine Siege über Gian van Veen (3:1) und Scott Williams (4:1) kamen überraschend und schürten die Hoffnung auf eine Darts-Sensation von London. Doch schon Aspinall war mehrere Nummern zu groß.
Bereits vor Weihnachten waren alle weiteren Deutschen ausgeschieden. Martin Schindler und Gabriel Clemens verloren als gesetzte Profis direkt ihr erstes Match. Auch für Florian Hempel und die beiden Debütanten Niko Springer sowie Kai Gotthardt reichte es nicht zu einem Einzug in die dritte Runde.