Premiere unter über 100 Paaren beim Tanzsportzentrum Weissacher Tal
Zum dritten Mal hat das Tanzsportzentrum Weissacher Tal die Landesmeisterschaft der Hauptgruppen Latein A bis D in der Seeguthalle ausgerichtet. Viele Paare des Gastgebers sind am Start und nicht für alle geht es um die Titel. Mit großem Engagement sind sie dennoch dabei.
Von Andreas Ziegele
Sie tanzen erst seit April dieses Jahres zusammen. Als Premiere für ihr erstes Turnier haben sie gleich für die Landesmeisterschaft im Lateintanzen gemeldet. Katharina Lehnart und Robert Arngold sind beide leidenschaftliche Tänzer und starten in der Hauptgruppe D. „Einige haben uns für verrückt erklärt, dass wir ausgerechnet bei der baden-württembergischen Meisterschaft unsere Turnierpremiere feiern“, erzählt die 22-jährige Weissacherin Katharina Lehnart. Das bestätigt auch ihr Tanzpartner Robert Arngold durch ein Lächeln.
Beide sind auf ganz unterschiedlichen Wegen zum Tanzsport gekommen. Katharina Lehnart hat bereits im Alter von sechs Jahren mit Balletttanz begonnen und ist über die Tanzschule zum Formationstanzen gekommen. Ihr Tanzpartner Robert Arngold hat erst im Oktober vergangenen Jahres mit dem Tanzen begonnen. Über die Formation ist er nun relativ schnell beim Paartanz gelandet. „Anfangs hat nicht viel funktioniert, aber es hat immer Spaß gemacht“, gibt der 21-jährige Student der Wirtschaftsinformatik, der aus Althütte kommt, ehrlich zu. Seine Tanzpartnerin sieht das ähnlich: „Am Anfang waren wir ganz oft wie Kraut und Rüben unterwegs.“
Wie alle neuen Paare starten die beiden auch bei der Landesmeisterschaft in der Klasse D. Diese ist so etwas wie die Einstiegskategorie bei den lateinamerikanischen Tänzen. Getanzt werden Jive, Rumba und Cha-Cha-Cha. Gefragt nach ihrem Lieblingstanz sind sich die beiden einig: „Cha-Cha-Cha ist unser Favorit“, sagen sie beinahe zeitgleich. Und noch eines unterscheidet die D-Klasse von den höheren Kategorien. „Wir Damen dürfen hier nur Trainingskleidung anziehen“, sagt Lehnart.
Die Regeln sind eindeutig und streng. Die Weissacherin nennt ein Beispiel dafür: „Der Rock darf nicht kürzer sein als zehn Zentimeter über dem Knie und bauchfreie Kleider sind ebenfalls nicht erlaubt.“ Spätestens wenn man den Wettkampfrichter dann mit Meterstab in der Halle sieht, weiß man, dass das auch kontrolliert wird. Bei den Herren sind ein Anzug und Schuhe mit Absatz vorgeschrieben. Das spart unter Umständen aber auch Geld. „Die aufwendigen Kleider in den oberen Klassen beginnen bei 500 Euro und nach oben gibt es so gut wie keine Grenzen“, erzählt Lehnart. Deshalb werden beim TSZW die Kleider von den Tänzerinnen der oberen Klassen an die der unteren weitergegeben.
Nicht immer ist es ganz einfach, seinem Umfeld zu erklären, warum man Tanzsport macht. „Vor allem für die Jungs ist es manchmal schwer, das im Freundeskreis zu erzählen“, sagt Katharina Lehnart. Robert Arngold hat diese Erfahrung auch gemacht. „Am Anfang haben es meine Freunde nicht geglaubt und gedacht, ich veräppele sie, als ich erzählt habe, dass ich tanze“, sagt er. „Mit der Zeit haben sie es dann aber realisiert, geglaubt und mittlerweile auch akzeptiert“, schiebt der Althütter nach.
Aber beide sind überzeugt, für sich den richtigen Sport gefunden zu haben. „Wir kämpfen zusammen, heulen zusammen, lachen zusammen und manchmal sind wir auch aufeinander sauer“, sagt Katharina Lehnart. Sie ergänzt: „Es macht aber einfach so viel Spaß, Leute zu treffen, die derselben Leidenschaft nachgehen.“
Vorbilder haben die beiden auch. Robert Arngold nennt hier seinen Vereinskollegen Fabio Rothmund aus Auenwald: „Der hat schon was drauf, wenn es ums Tanzen geht, und ist daher mein Vorbild.“ Für Katharina Lehnart ist es ihre ältere Schwester Vanessa, die Backnangerin ist für den Tanzsportclub Besigheim an diesem Tag in der A-Klasse am Start. „Sie hat schon viel erreicht und das trotz vieler Verletzungen und das begeistert mich“, sagt die 22-Jährige.
Beide fühlen sich beim Tanzsportzentrum Weissacher Tal bestens ausgehoben. Auch wenn das Trainingspensum durchaus als anspruchsvoll bezeichnet werden darf. Manchmal wird mehr als zehn Stunden in der Woche trainiert. Das reicht vom Techniktraining, freien Training, Formationstraining bis hin zu Fitnesstraining. „Es ist schon sehr anstrengend“, sagt Arngold. „Aber es macht auch sehr, sehr viel Spaß“, ergänzt Lehnart. Für die Landesmeisterschaft hatten sich die beiden speziell vorbereitet. „Wir hatten wöchentlich noch zwei Trainingseinheiten mit Andrzej“, sagt Arngold. Gemeint ist damit Andrzej Cibis als Profitänzer, der auch schon Teilnehmer bei der RTL-Tanzshow „Let’s dance“ und „Deutschland tanzt“ auf ProSieben war.
Sobald die Musik beginnt, ist die Anspannung weg
Ein großes Thema beim Tanzen sind die Nervosität und das Lampenfieber vor dem Wettbewerb und der Umgang damit. „Da es unser erstes Turnier ist, haben wir noch keine Rituale – vielleicht kommt das ja noch“, sagt Arngold und ergänzt: „Ich versuche, mich vor dem Tanz ruhig zu verhalten und vielleicht noch etwas zu trinken, bevor es auf die Tanzfläche geht.“ Beide sagen aber übereinstimmend, dass, sobald die Musik anfängt und man zu tanzen beginnt, die Anspannung weg ist. „Man hat dann einfach nur noch Spaß“, so Lehnart.
Ihr Ziel bei der Landesmeisterschaft formuliert Katharina Lehnart wie folgt: „Auf jeden Fall nicht Letzte werden und mit einem offenen Gefühl reingehen und alles raushauen, was wir können, und vor allem mit viel Spaß an die Sache gehen.“ Zumindest das hat geklappt. „Wir sind Vorletzte geworden“, sagt Robert Arngold und wirkt dabei genauso zufrieden wie seine Tanzpartnerin. Für die Zukunft haben sie sich einiges vorgenommen. „Wir wollen langfristig auf jeden Fall in die C-Klasse aufsteigen“, sagt Lehnart. Arngold fügt mit einem Lächeln an: „Dass wir es auch mal aufs Treppchen schaffen.“ Wer die Leidenschaft der beiden sieht, hat daran keine Zweifel.
Weissacher Paare Weitere Duos des Tanzsportzentrums waren am Start. In der Gruppe D sicherten sich Leo Brkic/Helena Lang den Titel. Bronze gab es für Elvis Howe/Katja Spieß. Beide Paare sind in die Gruppe C aufgestiegen. Dort belegten Brkic/Lang den siebten Rang. Dieselbe Platzierung gab es für Yannick Herrmann/Luisa Kiebel bei ihrem Debüt in der Gruppe B. Eine Kategorie darüber in der Gruppe A sicherte sich der Weissacher Fabio Rothmund mit Laura Zezelj von Royal Dance Remseck die Bronzemedaille und schaffte den Aufstieg in die S-Klasse, die höchste Kategorie.
Backnanger Paare In der A-Klasse tanzte sich Vanessa Lehnart von der TSG Backnang mit Julian Pfersich vom TSC Besigheim auf den siebten Platz. Ihr erstes Turnier absolvierten Marlene Scaal/Simon Haager in der D-Klasse, wurden dort allerdings Letzte. Laura Erdmann/Patrick Fritz mussten verletzungsbedingt in der C-Klasse passen.