HCOB: Riesiger Jubel nach furioser Aufholjagd

Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang bezwingen den Drittliga-Zweiten TuS Fürstenfeldbruck mit 26:25 und drehen eine Partie, die beim 12:18 zur Pause fast schon verloren ist. Die Bayern fallen auf Rang drei zurück, der HCOB festigt seinen Platz in der oberen Tabellenhälfte.

Stellte nach der Pause ein beinahe unüberwindbares Hindernis für die Gästeangreifer dar: HCOB-Torhüter Jürgen Müller. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Stellte nach der Pause ein beinahe unüberwindbares Hindernis für die Gästeangreifer dar: HCOB-Torhüter Jürgen Müller. Foto: A. Becher

Von Alexander Hornauer

Was für ein verrücktes Handballspiel. Der HC Oppenweiler/Backnang lag gegen den in der ersten Spielhälfte grandios aufspielenden Drittliga-Zweiten TuS Fürstenfeldbruck schon mit acht Toren hinten – und gewann am Ende doch mit 26:25. War es anfangs eine Galavorstellung der Gästehandballer, so war es am Ende ein Sieg der Leidenschaft und des Kampfgeists der Hausherren.

Fürstenfeldbruck spielte in der ersten Halbzeit groß auf. Die Abwehr der Oberbayern, wie immer offensiv ausgerichtet, nötigte dem HCOB Respekt ab. Die Gastgeber leisteten sich technische Fehler, und wenn sie zum Abschluss kamen, scheiterten sie oft am starken Keeper Luis Oberosler. Weil der TuS nach Ballgewinnen blitzschnell umschaltete, erzielte die Mannschaft von Trainer Martin Wild viele Kontertreffer. Vor allem Felix Kerst war nicht zu bremsen. Nach fünf Minuten stand es 4:1 für Fürstenfeldbruck, nach einer Viertelstunde 11:5.

HCOB-Coach Matthias Heineke versuchte mit Auszeiten gegenzusteuern, doch es änderte sich wenig. Als wiederum Kerst einen Konter zum 17:9 abschloss, war nach 26 Minuten der größte Rückstand erreicht: Acht Treffer. Dass Marcel Lenz in den letzten vier Minuten vor der Pause zwei Siebenmeter für die Gastgeber verwandelte und Tim Düren, der nach langer Verletzungspause sein Comeback gab, mit der Sirene zum 12:18 verkürzte, war bereits der Start einer fulminanten Aufholjagd – aber das war da noch eher schwer zu erkennen.

Nach dem Seitenwechsel war es aber ein anderes Spiel. Fürstenfeldbruck kam nicht mehr zu Kontertoren, und aus dem Positionsangriff heraus taten sich die Gäste gegen eine kampfstarke Abwehr der Hausherren sehr schwer. Nun machte sich bemerkbar, dass die starke rechte Seite mit Maximilian Horner und Stephan Seitz wegen Corona fehlte. Die Bayern mussten permanent mit sechs Rechtshändern spielen. Die Defensivreihe des HCOB ließ nicht mehr viel zu – und so rückten die Gastgeber heran. Nach 40 Minuten waren es nur noch vier Tore Rückstand. Vor allem Tobias Gehrke zeigte in dieser Phase im Rückraum Führungsqualitäten. Er setzte seine Mitspieler gut ein und ging als Torschütze voran. Als Oppenweiler/Backnang in Unterzahl dank zweier Treffer von Luis Villgrattner zum 22:23 (48. Minute) aufschloss, herrschte in der Halle Euphorie und eine wahnsinnige Lautstärke. Die Wende nahte.

Doch es gehörte zur Dramaturgie einer irren Begegnung, dass der mental so wichtige Ausgleich erst nicht fallen wollte. Tobias Gehrke traf den Pfosten, ein Treffer von Kevin Wolf wurde wegen eines Schrittfehlers nicht anerkannt, zweimal hielt Luis Oberosler. Die Fans der Schwaben durchlebten Minuten zwischen Euphorie und Verzweiflung. Fürstenfeldbruck durfte wieder hoffen, zumal ihnen Rechtsaußen Gianni Huber mit dem 24:22 zehn Minuten vor dem Ende noch einmal Luft verschaffte. Aber: Es war bis in die Schlussminute hinein das letzte Gegentor für die Murrtaler. Sie hatten in der Abwehr gegen kräftemäßig abbauende Fürstenfeldbrucker nun alles im Griff. Und sie hatten Torwart Jürgen Müller, der wertvolle Impulse setzte.

Auf der Gegenseite war es in der 57. Minute so weit. Kevin Wolf setzte sich entschlossen durch, traf zum 24:24. Der erste Meilenstein war erreicht. Die Gastgeber wollten aber mehr. Wieder hielt Jürgen Müller, auf der Gegenseite kam Gehrke am Kreis frei zum Wurf. Er behielt die Nerven, überwand Fürstenfeldbrucks Keeper Luis Oberosler, zwei Minuten vor dem Ende die erste HCOB-Führung seit dem 1:0. Dann gab es Siebenmeter für die Gäste. Doch Yannick Engelmann brachte den Ball nicht an Müller vorbei. Auf der Gegenseite setzte sich wieder Wolf durch, holte einen Siebenmeter heraus. Marcel Lenz trat an, traf zum 26:24 – die Entscheidung. Fürstenfeldbrucks Anschlusstreffer ging im Jubel fast schon unter. Oppenweiler/Backnang feierte dagegen eine bemerkenswerte Aufholjagd. Der fünfte Sieg in Serie war einer, der wohl lange in Erinnerung bleiben wird.

HC Oppenweiler/Backnang: Müller, Koppmeier (n.e.) – Lenz (6/4), Gehrke (5), Buck (n.e.), Raff (2), Sigle (1), Villgrattner (2), Wolf (3), Klein (n.e.), Strýc (5), Frank, Maurer (1), Bühler, Rauh, Düren (1).

TuS Fürstenfeldbruck: Luderschmid, Oberosler – Huber (3), Kaulitz, Hlawatsch (3), Lex (3), Riesner, Meinzer (2), Kerst (7), Engelmann (4/1), Prause, Rehmeyer.

Siebenmeter: 4/5 : 1/2 (Lenz scheitert an Oberosler – Engelmann scheitert an Müller). – Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Düren, Rauh, Strýc – Lex, Meinzer). – Schiedsrichter: Kraaz/Plinz (Deizisau/Waldkirch). – Zuschauer: 300.

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Erstellt:
21. Februar 2022, 06:00 Uhr

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