Riesiges Feld, aber ein souveräner Sieger

718 Sportler erreichen im Hauptlauf über 10 Kilometer das Ziel, der eindeutig Schnellste ist Jens Mergenthaler – Isabel Leibfried gewinnt bei den Frauen

Er war der Favorit und wurde seiner Rolle gerecht. Jens Mergenthaler vom SV Winnenden dominierte beim 33. Backnanger Silvesterlauf das 10-Kilometer-Rennen und siegte mit eineinhalb Minuten Vorsprung. Bei den Frauen setzte sich Isabel Leibfried vor Lokalmatadorin Alexandra Olpp durch. Den erstmals ausgetragenen BKZ-Lauf über 5 Kilometer gewannen Danny Schneider und Franziska Sonnet. Mit 1518 Finishern in allen fünf Wettbewerben gab es den erwarteten Rekord.

Freie Bahn war selten: Vor allem während der ersten Schleife herrschte auf dem Rundkurs in der Backnanger Innenstadt noch ein ziemliches Gedränge. Es ging aber in der Regel fair zu. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Freie Bahn war selten: Vor allem während der ersten Schleife herrschte auf dem Rundkurs in der Backnanger Innenstadt noch ein ziemliches Gedränge. Es ging aber in der Regel fair zu. Foto: T. Sellmaier

Von Andreas Ziegele

Für die Zuschauer hätte es angenehmer sein können, für die Läufer war es schon fast optimal: das Wetter beim Silvesterlauf. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. In der Innenstadt herrschte an manchen Stellen Straßenfestatmosphäre. Die Menschen sind bester Dinge und unterstützen die Läufer, wo immer es geht. Besonders die Marktstraße machte auch in diesem Jahr einigen der Starter mehr Probleme, als sie vorher gedacht hatten.

Bei der Premiere des BKZ-Laufs über 5000 Meter nahmen rund 180 Frauen und Männer den zweimal zu durchlaufenden Rundkurs in Angriff. Den Sieg bei den Männern holte sich Danny Schneider, amtierender deutscher Meister in der Altersklasse 40 auf dieser Distanz. Mit über einer Minute Polster auf den Zweiten kam er nach 15:29 Minuten ins Ziel. „Die Strecke war schon sehr selektiv“, betonte der Sportler aus Bühlertann. Insbesondere „diesen Berg hier“ empfand er als echte Herausforderung bei seinem ersten Start in Backnang und meinte damit die Marktstraße. Er erklärte den Start in Backnang für sich zur Trainingseinheit, weil er in der nächsten Woche in Schwäbisch Hall über 10 Kilometer startet: „Da wäre der Hauptlauf heute einfach zu viel gewesen.“ 19:06 Minuten brauchte Franziska Sonnet (VfL Waiblingen), die Premierensiegerin bei den Frauen in diesem Wettbewerb.

Jens Mergenthalers Ziel für 2019:

Europameisterschaft auf der Bahn

Mit Spannung fieberten über 700 Starter dem Hauptlauf über 10 Kilometer entgegen. Dass beim Start die Pistole versagte, blieb eine Randnotiz, denn durch das Runterzählen der letzten zehn Sekunden seitens des Publikums wussten die Läufer auch so, wann es losgeht. Dass es bei den Männern mal wieder einen anderen Sieger geben würde, stand schon im Vorfeld fest. Weil sich Marcel Fehr, der Dominator der vorherigen zwei Jahre, zum Start in Bietigheim entschlossen hatte, ergaben sich Chancen für andere. Einer nutzte sie von Beginn an wild entschlossen: Der Vorjahreszweite Jens Mergenthaler. Der 21-Jährige baute seinen Vorsprung von Runde zu Runde aus und kam nach 30:23 Minuten ins Ziel. „Ich wusste, dass ich Favorit bin, das hat mich zusätzlich motiviert“, ließ er direkt nach dem Zieleinlauf wissen: „Geplant war, dass ich die ersten beiden Runden locker angehe und erst danach anziehe. Aber dann lief es schon von Anfang an sehr gut. Ich habe gemerkt, dass die Beine heute sehr leicht laufen.“ Zusammen mit Trainer Horst Wanek, mit dem Mergenthaler seit acht Jahren zusammenarbeitet, hat er für 2019 ein großes Ziel: Den Start bei der Europameisterschaft auf der Bahn.

Bei den Frauen setzte sich Isabel Leibfried in 37:05 Minuten mit 86 Sekunden Vorsprung auf Lokalmatadorin Alexandra Olpp vom Triathlonclub Backnang durch. Die Siegerin, die für die TSG Heilbronn startet und deutsche Marathon-Vizemeisterin ist, zeigte sich bei ihrem ersten Start in Backnang vor allem vom Publikum beeindruckt. Ihr Fazit: „Es hat hier auf jeden Fall mega viel Spaß gemacht, zu laufen. Die Stimmung an der Strecke und die vielen Menschen waren unglaublich.“ Das Wetter war für sie perfekt: „Ich konnte richtig gut atmen und auf den letzten fünf Kilometern sogar noch einmal anziehen.“ Leibfrieds wöchentliches Trainingsprogramm: 100 Kilometer. Auf die Frage, wie sie den Silvesterabend nach dem tollen Sieg verbringt, antwortete die 27-Jährige: „Wir werden ganz gemütlich zu Hause feiern.“ Denn am Neujahrstag muss die angehende Krankenschwester arbeiten.

Was den einen die sportlichen Bestleistungen sind, ist den anderen die Tradition, am Silvesterlauf teilzunehmen. Zum Beispiel Familie Köngeter aus Backnang. Der zehnjährige Noah machte beim Mini-Marathon über 2,5 Kilometer mit, während Mama Melanie mit der dreijährigen Nica auf dem Arm im Ziel auf ihn wartete. Er war bereits das dritte oder vierte Mal dabei, so genau weiß er das nicht mehr. „Mir macht es jedes Jahr viel Spaß, hier mitzulaufen. Das ist bei uns auch schon Tradition“, sagt Noah und ergänzt: „In zwei Jahren will ich dann beim Hauptlauf mitmachen.“ Wenig später geht dann Marc Köngeter auf die 10-Kilometer-Strecke. „Ich laufe hier seit 1990 mit und habe nur ein paar Mal ausgesetzt, als die Kinder noch kleiner waren“, erzählt der Vater. Seine Tochter Nica wird beim nächsten Mal einsteigen: „Sie hat heute Blut geleckt und will 2019 unbedingt dabei sein.“ Mit seiner Zeit von 43:14 Minuten landet der 54-Jährige in seiner Altersklasse auf dem guten achten Platz. Aber das ist es nicht, was für die laufbegeisterte Familie zählt, sondern der Spaß steht im Vordergrund.

Die Veranstalter zeigen sich gegen Ende des Tages sehr zufrieden. „Es war toll. Wir hatten eine gute Wettersituation, die Strecke war auch an den kritischen Stellen im Baustellenbereich bei der Aspacher Brücke bestens präpariert“, sagt Georg Beïs. Mit den Teilnehmerzahlen beim 33. Silvesterlauf sieht der Organisationschef die Grenzen allerdings erreicht. „Aus Sicherheitsgründen – und die stehen immer an erster Stelle – sind wir hier am Limit“, lässt Beïs wissen. Alles hat aus seiner Sicht perfekt funktioniert. Über 200 Helfer waren im Einsatz und die Sprecher an der Strecke, Alexander Hornauer und Bernd Koppitz, schonten ihre Stimme nicht und versorgten die Zuschauer mit allen Informationen über die Läufer.

Eines waren am Ende alle: Erschöpft und glücklich. Und nicht wenige sagten noch im Zieleinlauf: „Das war klasse! Nächstes Jahr bin ich wieder am Start.“

War auf dem Weg zu seinem ersten Sieg in Backnang von keinem Kontrahenten zu bremsen: Jens Mergenthaler aus Winnenden. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

War auf dem Weg zu seinem ersten Sieg in Backnang von keinem Kontrahenten zu bremsen: Jens Mergenthaler aus Winnenden. Foto: A. Becher

„Die Stimmung an der Strecke und die vielen Menschen waren unglaublich“: Siegerin Isabel Leibfried war bei ihrem ersten Start in Backnang begeistert vom Silvesterlauf, der nicht zuletzt von der Zuschauerunterstützung lebt. Fotos: A. Becher/T. Sellmaier

© Sportfotografie Alexander Becher

„Die Stimmung an der Strecke und die vielen Menschen waren unglaublich“: Siegerin Isabel Leibfried war bei ihrem ersten Start in Backnang begeistert vom Silvesterlauf, der nicht zuletzt von der Zuschauerunterstützung lebt. Fotos: A. Becher/T. Sellmaier

Riesiges Feld, aber ein souveräner Sieger

© Tobias Sellmaier

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Erstellt:
2. Januar 2019, 06:00 Uhr

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