Champions League
Sahin vor dem Aus: BVB-Pleite im „Endspiel“ von Bologna
Der BVB führt beim FC Bologna - und verliert. Nuri Sahin muss nun mit seiner Entlassung rechnen.
Von red/sid
Nuri Sahin steht vor dem Aus als Trainer von Borussia Dortmund. Beim FC Bologna verlor der BVB bitter mit 1:2 - Sahin muss die Entlassung fürchten.
Bologna (SID) Nuri Sahin eilte fassungslos mit gesenktem Kopf in die Kabine, der schwer angeschlagene Trainer von Borussia Dortmund wollte nach einer schlimmen Niederlage im „Endspiel“ von Bologna nur weg. Seine Spieler standen niedergeschlagen auf dem Rasen, vor dem Fanblock versuchten sie, diese 88 Horror-Sekunden mit zwei schnellen Gegentoren irgendwie zu erklären.
„Diese Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nichtverfassung“, sagte Matthias Sammer, externer Berater der Dortmunder, bei Prime Video: „Diese Mannschaft kann leider nicht verteidigen, und angreifen kann sie auch nicht.“
Der furchtbar schwache BVB verlor nach Führung durch zwei schnelle Tore beim FC Bologna mit 1:2 (1:0) - und Trainer Sahin muss nun stündlich mit seiner Entlassung rechnen. Schon für das Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen am Samstag könnte ein Nachfolger übernehmen.
Überhaupt nicht schön, allerdings endlich mal erfolgreich? Bis zur 70. Minute lief die Begegnung durch einen arroganten Elfmeter-Chip von Serhou Guirassy (15.) noch irgendwie halbwegs nach dem Geschmack der Dortmunder. Dann aber trafen Thijs Dalinga (70.) und Samuel Iling-Junior (71.) - und Sahins an drei Beinen angeknackster Trainerstuhl brach zusammen. Der direkte Einzug ins Achtelfinale der Champions League ist akut in Gefahr.
Sahin war kampfbereit
Dabei war Sahin kampfbereit. Er spüre das Vertrauen, kenne aber auch das Geschäft, sagte er vor dem Marathonturm mitten in der Gegentribüne des brodelnden Stadio Renato Dall’Ara. „Die Jungs müssen auf dem Rasen abliefern, und dafür bin ich verantwortlich. Ich hoffe, dass sie das tun.“ Bemerkenswert: Er verzichtete im wichtigsten Spiel seiner jungen Trainerkarriere auf seine Kapitäne Emre Can und Julian Brandt, Gio Reyna und Maximilian Beier durften beginnen.
Die Bars und Trattorien an der gigantischen Backstein-Basilika San Petronio hatten am frühen Nachmittag die Zapfhähne und Kühlschränke dicht gemacht. Ab 14.30 Uhr durfte in der gesamten Innenstadt kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, die vielen Carabinieri kontrollierten scharf. Die Stimmung in der alten Stadionschüssel war herausragend, im Wohngebiet schauten einige Fans aus dem achten Stock auf ihren Balkonen zu.
Sie sahen, wie der BVB den Weg über die Außenpositionen nach vorne suchte, möglichst ohne die Defensivarbeit zu vernachlässigen. Nach einem Guirassy-Steilpass ließ sich Beier in gefährlicher Position abdrängen - dann aber kam tatsächlich das Spielglück zurück, das zuletzt so häufig gefehlt hatte. Emil Holm zupfte Waldemar Anton bei einer Ecke am Trikot, Guirassy verwandelte arrogant mit einem Lupfer. Als es dann in einer ähnlichen Situation keinen Elfmeter für Bologna gab, kochte das Stadion fast über.
Hinten allerdings lief bei den Dortmundern einiges schief. Ihre vielen Eckbälle zogen die Gastgeber lang auf Riccardo Orsolini, der mit links mehrfach extrem gefährlich volley aufs Tor schoss. Einmal musste BVB-Torhüter Gregor Kobel retten (28.), Sahin forderte mit ausgestreckten Armen mehr Ruhe ein. Für Julian Ryerson auf der linken Abwehrseite war die Auswechslung des angeschlagenen Orsolini kurz vor der Pause eine Erlösung.
Der BVB kollabierte
Überzeugend war das alles nicht - und dabei blieb es auch. Dan Ndoye (51.) setzte einen Fallrückzieher knapp über das Tor, Jens Odgaard (54.) seinen Kopfball ebenso. Das besser eingespielt wirkende Bologna stürmte mit Leidenschaft. Der BVB schlug in dieser Phase nur noch die Flanken aus dem Strafraum, kam kaum mehr in einen geordneten Aufbau: Das Beste am Auftritt war der Spielstand.
Sahin erhoffte sich von Cans Einwechslung Stabilität und von Karim Adeyemi den Punch beim Kontern. Guirassy hätte kurz danach die Vorentscheidung bringen können, er kam vor dem herauslaufenden Torhüter Lukasz Skorupski an den Ball. Der landete aber oben auf dem Tornetz (67.). Dann reichte eine einzige Szene - und der BVB kollabierte.