Schaulaufen der Neuen auf beiden Seiten
Zum Jubiläumsspiel erwartet die TSG am Freitag um 19 Uhr den VfB Stuttgart, der trotz des erneuten Abstiegs viele Fans anlockt
„Es ist trotz allem der VfB Stuttgart, das fußballerische Aushängeschild der Region.“ Für TSG-Trainer Evangelos Sbonias hat das Jubiläumsspiel des Backnanger Verbandsligisten gegen den fünfmaligen deutschen Meister wegen dessen erneutem Abstieg in die Zweitklassigkeit nichts von seinem Reiz eingebüßt. Die Fans sehen das wohl ähnlich, denn für die Partie am Freitag (19 Uhr, Etzwiesenstadion) zeichnet sich eine stattliche Kulisse ab.

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Tut seit dem Trainingsstart am 20. Juni alles, um Mario Gomez und Co. seinen Spielstil näherzubringen: Der neue VfB-Trainer Tim Walter. Foto: Imago
Von Steffen Grün
Rund 1000 Tickets waren bis Mittwochmittag bereits weg, auf der Zielgeraden des Vorverkaufs sowie am Freitag an der Abendkasse dürfte sich diese Zahl noch deutlich erhöhen. Eine volle Hütte wäre der passende Rahmen für den sportlichen Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Roten, die ihren 100. Geburtstag feiern. „Das ist ein Festtag für den Verein“, betont Evangelos Sbonias und hält sich deshalb auch nicht lange mit der Frage auf, ob das Duell mit dem noch einmal 26 Jahre älteren Traditionsklub vom Neckar für den Oberliga-Absteiger von der Murr zu einem geschickten Zeitpunkt kommt. „Wir freuen uns darauf, auch wenn es nach erst zwei Trainingseinheiten sicher leichtere Gegner geben würde“, sagt der Trainer lachend.
Stattdessen wartet gleich zu Beginn der gut fünfwöchigen Vorbereitung der größte Härtetest auf die Etzwiesenkicker, die gegen den großen Nachbarn aus der Landeshauptstadt alles in die Waagschale werfen wollen, um ihn maximal zu fordern. „Jeder Spieler wird an seine Grenzen gehen“, ist Sbonias trotz des freundschaftlichen Charakters der Partie überzeugt und betrachtet sie daher auch als „tolle Trainingseinheit, so wie das in der jetzigen Phase sein muss. Es wird sehr laufintensiv, das ist optimal.“ Schließlich geht es anfangs vor allem darum, die konditionelle Basis für die kommende Runde zu legen, die taktischen und technischen Feinheiten folgen später.
Bei den Hausherren wird lediglich ein Duo aus dem aktuellen 20-Mann-Kader fehlen. Nach einer Leistenoperation schuftet Stürmer Michele Varallo noch in der Reha und kehrt erst in zwei bis drei Wochen in das Mannschaftstraining zurück, Innenverteidiger Thomas Doser weilt noch im Urlaub. Alle anderen Backnanger dürfen wohl so gut wie sicher sein, dass ihnen der Trainer einen Einsatz gegen den Erstliga-Absteiger gönnen wird, denn ein Duell mit dem VfB Stuttgart sei ja „nichts Alltägliches“, betont Evangelos Sbonias. Auch nicht für die drei externen Zugänge, die ihren Einstand feiern werden: Neben Rückkehrer Shqiprim Binakaj von der SG Sonnenhof Großaspach sind das Marc Mägerle vom bisherigen Ligarivalen Göppingen und Emmanuel McDonald aus Ludwigsburg. Aus der eigenen A-Jugend stoßen außerdem Dimis Naoumis und Sascha Schmalz zum Kader und wollen ihr Talent gegen den VfB andeuten.
Den bislang fünf Neuen stehen acht Abgänge gegenüber, die aber zum Teil allenfalls Nebenrollen spielten. Deshalb kann trotz des Abstiegs insgesamt von einer gewissen personellen Kontinuität unter dem Viadukt die Rede sein, während beim zum dritten Mal nach 1975 und 2016 aus dem Oberhaus gepurzelten Traditionsklub vom Wasen ein gewaltiger Umbruch vollzogen wird, der wohl noch längst nicht beendet ist und vor den Routiniers Christian Gentner, Dennis Aogo und Andreas Beck nicht Halt machte. Das beginnt bereits im Tor, weil Weltmeister Ron-Robert Zieler künftig wieder für den Mitabsteiger aus Hannover durch den Strafraum hechtet. Der Favorit auf den Platz im Kasten ist Gregor Kobel, als erster Herausforderer gilt Fabian Bredlow. Höchstens Außenseiterchancen werden Routinier Jens Grahl und Talent Sebastian Hornung eingeräumt. Mal schauen, welche Vertreter dieses Quartetts in Backnang vorspielen dürfen.
Ein besonderes Augenmerk werden die VfB-Anhänger auf die Zugänge unter den Feldspielern richten. Tanguy Coulibaly, Atakan Karazor, Philipp Klement, Hamadi Al Ghaddioui und Pascal Stenzel sowie die zuletzt ausgeliehenen Orel Mangala und Roberto Massimo sollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Schwaben wie 2017 postwendend ins deutsche Oberhaus zurückkehren. Mangala wird in Backnang aber wie Timo Baumgartl und Borna Sosa fehlen, weil dieses Trio nach der U-21-EM noch Urlaub hat. Chadrac Akolo, den es eventuell ohnehin nach Nürnberg zieht, ist mit der Demokratischen Republik Kongo beim Afrika-Cup im Einsatz. Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass Spieler wie Marcin Kaminski oder Erik Thommy, die in Düsseldorf im Gespräch sein sollen, in Backnang schon nicht mehr dabei sind.
Es ist also nicht leicht vorherzusagen, welche Truppe der neue VfB-Trainer Tim Walter in den Etzwiesen auf den Rasen schickt. Ungeachtet dessen kann man davon ausgehen, dass der 43-Jährige schon möglichst viel von der aktiven Spielweise sehen will, die ihm so wichtig ist. Sie basiert auf viel Ballbesitz und der schnellen Rückeroberung nach Ballverlusten und schreibt dem Torwart eine wichtige Rolle im Spielaufbau zu. Vorne soll unter anderem Mario Gomez, der als Inhaber des Hotels Alte Vogtei einen speziellen Bezug zu Backnang hat, für die nötigen Tore sorgen.
Für den VfB ist die Murr-Metropole eine Zwischenstation auf dem Weg ins zweite Trainingslager. Nach Kitzbühel geht es am Samstag nun nach St. Gallen, auf dem Weg dorthin findet in Uzwil um 15.30 Uhr ein Testspiel gegen den FC Zürich statt. Vorher aber die Partie in Backnang, bei der sich die TSG zu ihrem 100. Geburtstag laut Trainer Evangelos Sbonias als „toller Verein und Gastgeber“ präsentieren will.