Senkrechtstarter fiebert der EM entgegen

Für die deutschen Fußballer ist die Europameisterschaft vorbei, für Handballer Elias Newel vom HC Oppenweiler/Backnang hingegen steht sie direkt vor der Tür. Am Mittwoch startet er mit der U-20-Auswahl des DHB in Slowenien.

Elias Newel (rechts) im Gespräch mit Bundestrainer Martin Heuberger. Foto: Alexander Hornauer

Elias Newel (rechts) im Gespräch mit Bundestrainer Martin Heuberger. Foto: Alexander Hornauer

Von Alexander Hornauer

Ein paar Tage Kreta. Mehr Zeit für Urlaub hatte Elias Newel in diesem Sommer nicht. Der Rückraumspieler des HC Oppenweiler/ Backnang stand nach dem Saisonende Anfang Juni schnell wieder in den Handballarenen, gemeinsam mit seinen gleichaltrigen Mitspielern aus der Juniorennationalmannschaft. Erst besuchte er einen Lehrgang in Warendorf, dann einen weiteren im südbadischen Steinbach. Von dort ging es zum Vier-Länder-Turnier nach Kloten in der Schweiz, am Wochenende stand das U-20-Länderspiel gegen Italien in Landshut auf dem Programm. Und die Koffer sind schon gepackt, es geht direkt weiter zur Europameisterschaft nach Slowenien.

Viele neue Eindrücke für den 19-Jährigen, aber Stress? „Auf keinen Fall“, betont Elias Newel. Über die geringe Zahl an freien Tagen beschwert sich der Sportler, der einst bei der HSG Isar-Loisach vor den Toren Münchens mit dem Handball begann, nicht. Im Gegenteil, er ist voller Vorfreude: „Dafür dürfen wir die Europameisterschaft spielen.“ Die kontinentalen Titelkämpfe beginnen für Elias Newel und seine Mitspieler am Mittwoch. Die deutsche Nationalmannschaft bekommt es in der slowenischen Stadt Laško mit dem Team aus Serbien zu tun. In den weiteren Vorrundenspielen geht es in den darauffolgenden Tagen gegen Griechenland und Portugal.

Nur die Gruppensieger und
die zwei besten Zweiten kommen weiter

Die sportliche Herausforderung ist groß, der Modus anspruchsvoll. Nur die sechs Gruppensieger kommen fix in die Finalrunde, dazu die zwei besten Gruppenzweiten. Elias Newel will seinen Teil dazu beitragen, dass dem deutschen Team der Einzug in den Kreis der acht besten Teams gelingt und es in der kommenden Woche um die Medaillen mitspielen kann. Der HCOB-Handballer, der mit einem Zweifachspielrecht erste Bundesliga-Einsätze für Frisch Auf Göppingen absolvierte, ist in der Mannschaft mit Sportlern aus den Jahrgängen 2004 und 2005 mittlerweile eine feste Größe. Seit seinem Debüt im DHB-Trikot im November 2023 wurde er von Bundestrainer Martin Heuberger regelmäßig zu den Maßnahmen und Länderspielen eingeladen. Dabei ist der Weg von Elias Newel ins Nationalteam anders als der, den die meisten seiner Mitspieler gegangen sind. Viele aus dem aktuellen Kader gehörten in den beiden Jahren zuvor bereits der Jugendnationalmannschaft an. Elias Newel rückte im Herbst des vergangenen Jahres durch seine starken Leistungen beim HCOB in den Fokus des Bundestrainers. Er sagt: „Vor einem Jahr habe ich gar nicht darüber nachgedacht, ob ich jetzt mit zur EM fahren könnte.“ Wobei der Wechsel vom TV Plochingen zum ambitionierten Drittligisten schon „mit dem Ziel und der Hoffnung verbunden war, in Richtung Nationalmannschaft zu kommen“. Beim HCOB startete er auf Anhieb durch. Mit viel Trainingsfleiß und guten Leistungen erreichte er eine Leistungsentwicklung, die ihm die Nominierungen in den DHB-Kader ermöglichte.

Elias Newel erinnert sich gern ans Debüt Anfang November 2023 in Portugal zurück, auch das Fastheimspiel gegen die Schweiz in der Wunnensteinhalle in Großbottwar blieb ihm als emotionaler Moment im Gedächtnis: „Vor deutschem Publikum mit 600 Fans die Nationalhymne zu singen, war ein richtig cooles Gefühl und hat zusätzlich gepusht.“ In diesem Match unterstrich er auch seine Bedeutung fürs Team, als er mit der Schlusssirene Verantwortung übernahm und den Ausgleichstreffer erzielte.

Elias Newel will das deutsche Spiel leiten und in der Defensive Vollgas geben

In Slowenien will er ebenfalls vorangehen. Als einer der zentralen Rückraumspieler ist es sein Anspruch, „das Spiel zu leiten und die Angriffe in die Hand zu nehmen“. Er hofft auch auf Einsatzzeiten in der Defensive, „dort möchte ich Vollgas geben und mit meiner Körperlichkeit dagegenhalten“. Das alles ist dem gemeinsamen Ziel untergeordnet, „bestmöglich abzuschneiden und in der Gruppenphase Erster zu werden“. Sein Favorit sind die Spanier, „die mit diesem Jahrgang seit drei Jahren nicht verloren haben und das Maß aller Dinge sind. Aber auch wir wollen das Maximale mitnehmen.“

Rund um die U-20-EM

Austragungsort Die U-20-Europameisterschaft wird vom 10. bis zum 21. Juli in Slowenien ausgetragen. Die Spiele finden in drei Hallen statt, zwei davon in Celje, eine im benachbarten Laško.

Übertragungen Die Spiele der Europameisterschaft werden vollständig vom Streamingdienst Discovery+ übertragen. Einige Begegnungen, darunter die der deutschen Mannschaft, werden zusätzlich bei Eurosport 1 zu sehen sein.

Favorit Titelfavorit ist Spanien, der mit diesem Jahrgang 2022 die U-18-Europameisterschaft und 2023 die U-19-Weltmeisterschaft gewann.

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Erstellt:
9. Juli 2024, 10:30 Uhr

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