SG Sonnenhof Großaspach: Der neue Trainer setzt auf Offensivfußball
Der Oberligist aus Großaspach hat in der Vorbereitung 25 Einheiten an 32 Tagen absolviert, um gut gerüstet für die neue Runde zu sein. Mit sechs Zugängen und einem Kader von 26 Spielern sieht sich der Vorjahreszweite bestens aufgestellt.
Von Heiko Schmidt
Bei den Fußballern der SG Sonnenhof Großaspach steht erneut ein Umbruch an. Dieser fällt im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten aber etwas kleiner aus, als es Zu- und Abgänge im Spielerkader fast jedes Jahr im zweistelligen Bereich gab. Nun hält sich dies bislang mit sechs Neuen und sechs Akteuren, die den Verein verlassen haben, die Waage. Die wichtigste Personalie ist allerdings der Wechsel auf der Kommandobrücke. Nach dem Weggang von Coach Evangelos Sbonias und Co-Trainer Marcel Ivanusa nach der Saison 2022/2023 zum West-Regionalligisten 1. FC Köln II hat jetzt Pascal Reinhardt das Sagen. Der neue Coach wird vom ebenfalls neuen Co-Trainer Daniel Güney, der zuletzt den Verbandsligisten VfL Pfullingen trainiert hat, unterstützt. Das Team an der Seitenlinie komplettiert Ex-Profi Julian Schieber, der weiterhin der Großaspacher Co-Trainer ist.
Die Stimmung beim Trio ist jedenfalls sehr gut. „Es ist hier alles größer, als ich es von Holzhausen kenne“, sagt Pascal Reinhardt. Beim FC war er Trainer und sportlicher Leiter in einer Person, in Großaspach kann sich der 30-Jährige voll und ganz auf die Arbeit als Coach konzentrieren. Und da hat er genaue Vorstellungen. „Ich stehe für Offensivfußball. Da kann sich jeder darauf einstellen“, verrät der frühere Spieler des FC Bayern München II und des SSV Ulm. Deshalb hat er in den Testspielen und den WFV-Pokal-Partien meist das 4:3:3-System spielen lassen. Für einige SG-Akteure wird es eine Umstellung, denn in den vergangenen Jahren war in Großaspach oft das 4:4:2 angesagt. „Wir wollen bei der Grundordnung flexibel sein“, macht Reinhardt klar.
Deshalb war die Vorbereitungszeit intensiv. „Innerhalb von 32 Tagen haben wir 25 Einheiten absolviert“, berichtet der Trainer und fügt hinzu: „Die Zeit haben wir dafür genutzt, um uns besser kennenzulernen und unsere Ideen zu vermitteln.“ Zudem wurde intensiv an der Fitness gearbeitet. „Wir sind auf einem guten Weg. Aber für alle sollte klar sein, dass innerhalb von fünf Wochen noch nicht alle Abläufe komplett passen. Die defensive und offensive Abstimmung muss sich finden“, so Reinhardt.
Diese Zeit hat sein Team aber nicht. Der Großaspacher Trainer geht davon aus, dass seine Mannschaft bei den meisten Konkurrenten zu den Aufstiegsfavoriten zählt, nachdem in der vergangenen Saison über die Relegation knapp der Sprung in die Regionalliga verpasst wurde. „Es wird keine leichten Spiele geben. Wir müssen in jeder Partie ans Limit und darüber hinaus gehen.“
Eine konkrete Platzierung will Coach Pascal Reinhardt als Ziel nicht nennen
Beim Saisonziel hält sich Reinhardt allerdings etwas bedeckt. „Wir wollen positiv in die Runde starten. Wir hauen aber keine Parolen heraus, sehen uns aber schon als Gejagten.“ Eine konkrete Platzierung möchte der 30-Jährige nicht nennen. Schließlich gibt es auch andere Teams, die er durchaus ganz vorne sieht. Dazu gehört der 1. CfR Pforzheim, der „viel Qualität im Kader hat“. Auch dem 1. Göppinger SV und dem FC 08 Villingen räumt Pascal Reinhardt gute Aufstiegschancen ein. „Da wird noch eine Überraschungsmannschaft mit Sicherheit hinzukommen“, sagt der Coach.
Apropos Mannschaft. Das Großaspacher Team sieht der Trainer sehr gut aufgestellt. Momentan befinden sich 26 Spieler im Kader. Darunter sind die drei A-Jugendlichen Lukas Stoppel, Steffen Bönisch und Noah Vrbek. „Sie haben es sich verdient und werden mittrainieren und auch mal Spielpraxis sammeln“, bemerkt Pascal Reinhardt. Mit den sechs externen Zugängen ist der Trainer auf jeden Fall zufrieden. „Sie bringen uns alle menschlich und sportlich sehr weiter.“ Da lohnt es sich, jeden Zugang genau unter die Lupe zu nehmen. Mert Tasdelen war in der vergangenen Saison noch beim Lokalrivalen TSG Backnang am Ball. Der 24-Jährige wurde vom Drittliga-Aufsteiger SSV Ulm verpflichtet und dann gleich ausgeliehen an die Großaspacher. Ihn sieht Reinhardt als offensiven Außenspieler. „Mert hat technische Fähigkeiten und ist stark im Eins-gegen-Eins“, so der Trainer.
Lorenz Ender kam vom Team der Saint Francis University aus den USA. Der 22-jährige Offensivmann bringt eine gute Ausbildung im Nachwuchs bei RB Leipzig, beim SSV Ulm und beim FC Augsburg mit. „Er bringt einen enormen tiefen Laufweg mit“, lobt Pascal Reinhardt. Ebenfalls zu den jüngeren Spielern gehört Christian Mistl. Der 21-Jährige wechselte vom Regionalligisten SGV Freiberg in den Fautenhau. „Er ist zweikampfstark und hat viel Potenzial.“ Der Trainer sieht Mistl im zentralen Mittelfeld.
Ein Duo vom Ligarivalen FSV 08 Bietigheim-Bissingen schloss sich den Großaspachern an. Marius Kunde bringt viel Oberliga-Erfahrung mit. Der 28-Jährige ist flexibel im Mittelfeld einsetzbar. „Er gehört zu unseren Führungsspielern.“ Benedikt Landwehr soll hingegen die Defensive stärken. Ihn sieht der Coach als Außenverteidiger und im äußeren Mittelfeld. „Er hat einen enormen Speed und sorgt in der Offensive und in der Defensive für Stabilität und Qualität“, lobt Reinhardt den 22-Jährigen. Das sind also fünf der insgesamt sechs Neuen bei den Großaspachern. Der bislang letzte Neue ist Arbnor Nuraj. Mit 1,90 Meter bringt er ein Gardemaß als Innenverteidiger mit. Der 22-Jährige kommt vom Ligarivalen SSV Reutlingen. „Er hat großes Potenzial. Ich erwarte von ihm, dass er vorangeht“, lautet die Einschätzung von Reinhardt.
Volkan Celiktas bleibt der Kapitän und Maximilian Reule sein Stellvertreter
Mit diesen Zugängen gehen die Großaspacher in die neue Saison. Dem gegenüber stehen sechs Abgänge, wovon Hakan Kutlu und Fabian Benko zu den Leistungsträgern zählten. Das wird mit den Neuen nun mehr als kompensiert. Allerdings könnte es bis zum Ende des Transferfensters am 31. August durchaus noch Veränderungen sowohl bei Zu- als auch bei Abgängen geben. Unstrittig ist dagegen, wer zu den Führungsspielern bei den Großaspachern zählt. Das sind die Akteure, die auch dem Mannschaftsrat angehören. Kapitän bleibt Volkan Celiktas. Der 27-Jährige kann in der Abwehrkette und im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. In den WFV-Pokal-Spielen bewies er auch seine Torgefährlichkeit. Beim 4:0 beim Landesligisten TSV Ilshofen steuerte er zwei Treffer bei. Gleich dreimal traf Celiktas beim 4:3 nach Verlängerung beim Landesliga-Vertreter TSV Heimerdingen. Stellvertretender Kapitän ist Torhüter Maximilian Reule. Der 29-Jährige steht seit zwei Jahren im Kasten der SG und trug davor schon von 2017 bis 2020 zu Drittliga-Zeiten das Trikot des Sonnenhofs.
Zum Mannschaftsrat gehören außerdem Torjäger Dominik Salz, Mittelfeldmann Marius Kunde sowie die Defensivakteure Bastian Frölich, Elias Rahn und Marco Manduzio. Sie alle haben in der Vorbereitung beweisen, dass sie zu den wichtigen Stützen im Großaspacher Team gehören. Auch auf ihren Schultern wird die Verantwortung liegen, dass die Großaspacher eine erfolgreiche Saison spielen. Und auch wenn es mit Luca Wöhrle (Operation am Sprunggelenk) und Jannik Pfänder (Probleme an der Schulter) schon jetzt zwei verletzte Akteure gibt, ist die SG auf jeden Fall stark genug, um wieder vorne in der Tabelle mitzuspielen. Ob es für die Meisterschaft mit dem direkten Sprung in die Regionalliga oder zum zweiten Tabellenplatz mit der Teilnahme an der Aufstiegsrelegation reichen wird, kann und will von den Großaspachern vor dem Saisonstart (noch) keiner sagen. Doch der kleine Umbruch soll gelingen.