SG Sonnenhof Großaspach: Von Platz eins auf drei in fünf Minuten

Von Lars Laucke

„Mir fehlen ein wenig die Worte. Wir haben letzte Woche das WFV-Pokalfinale verloren und haben nun heute erneut ein Endspiel verloren.“ Die grenzenlose Enttäuschung war Pascal Reinhardt nach dem Schlusspfiff anzumerken, und es war bezeichnend, dass der Trainer von Fußball-Oberligist SG Sonnenhof Großaspach das 1:1 beim FC Holzhausen als verlorenes Spiel bezeichnete. Dieses Unentschieden war sicherlich die schmerzlichste Niederlage für die SG in dieser Saison.

Vor der Partie waren drei Szenarien möglich: Platz eins und damit der direkte Aufstieg, Platz zwei und damit die Aufstiegsrelegation oder Platz drei und damit das Saisonende. Und die Zwischenstände hatten auch alle drei Szenarien im Angebot. Noch fünf Minuten vor Schluss war die SG Erster in der Livetabelle, bis drei Minuten vor dem Ende Zweiter, beim Schlusspfiff fand man sich auf Rang drei.

Klar war: Um mindestens Zweiter zu bleiben, musste die Sonnenhof-Elf gewinnen. Denn niemand rechnete ernsthaft damit, dass sich Verfolger Göppingen zu Hause gegen Hollenbach eine Blöße geben würde. Schließlich waren die Hollenbacher jenseits von Gut und Böse, und Gerüchten zufolge hatte zumindest ein Teil der Mannschaft erst kürzlich mehrere Tage auf Mallorca verbracht. Entsprechend lief die Partie: Göppingen siegte am Ende mit 7:0.

Die Aspacher wirken von Beginn an „gehemmt und nicht so frisch“

Die Mannschaft von Pascal Reinhardt hatte zwar von Beginn an deutlich mehr Ballbesitz und mehr Strafraumszenen. So scheiterten sowohl Anthony Mbem-Som Nyamsi in der siebten als auch Dominik Salz in der 13. Minute nur knapp an FCH-Schlussmann Kevin Fritz. Auch bei den wenigen Holzhausener Angriffen ließ die SG kaum etwas zu. Lediglich nach einer knappen halben Stunde musste SG-Keeper Maximilian Reule seine ganze Klasse zeigen, als er einen Schuss zur Ecke abwehrte. Dennoch wirkten die Aspacher Spieler „von Beginn an etwas gehemmt und nicht so frisch. Wir haben uns schwer getan“, analysierte Pascal Reinhardt. Und so gab es vor der Pause nur noch eine wirklich gefährliche Szene für das Holzhausener Tor, als erneut Kevin Fritz parierte. Diesmal hatte Elias Rahn aus rund 20 Metern abgezogen.

Fünf Minuten nach dem Wechsel dann aber doch die vermeintliche Erlösung: Benedikt Landwehr setzte sich stark auf der linken Seite durch. Seine Vorlage verstolperte Dominik Salz zwar, doch der Ball kam genau zu Luca Wöhrle, der die SG aus zehn Metern in Führung brachte. Doch wer nun dachte, dieser Treffer würde befreiend wirken, sah sich getäuscht. „Wir sind dann zu passiv geworden und kaum noch in die Zweikämpfe gekommen“, räumte Pascal Reinhardt ein. Die Bälle wurden zu leicht und zu schnell hergegeben. Symptomatisch eine Konterchance in der 67. Minute, die trotz Überzahl fast schon kläglich verspielt wurde. Und so ging es in wenigen Minuten vom siebten Himmel unsanft auf den Boden der Tatsachen: Erst vermeldete der Liveticker, dass Tabellenführer FC 08 Villingen nach zweimaligem Rückstand gegen Pforzheim das 3:2 erzielt hatte. Nur ein paar Augenblicke später war die SG-Defensive mehr Zuschauer als Gegner, als der künftige Backnanger Antonio Babic aus 18 Metern abzog. Zwar traf seine Schuss nur den Pfosten, doch den Abpraller verwertete Fabio Pfeifhofer zum Ausgleich.

Nach dem Schlusspfiff gibt es leere Gesichter und Tränen

In den verbleibenden Minuten wurde es ein wilder Schlagabtausch, in dem Holzhausen dem Siegtreffer sogar näher war als die SG. Doch es blieb beim 1:1 – der Rest war pure Enttäuschung bei den Aspachern und ihrem Anhang. Mit leerem Gesichtsausdruck saßen die Spieler minutenlang auf dem Feld, wenn sie den Kopf nicht unter dem Trikot vergruben oder auch auf dem Rasen lagen und hemmungslos weinten. „Wir haben so viel investiert in der Saison, waren so lange Tabellenführer und stehen jetzt mit leeren Händen da – bitterer geht‘s nicht. Aber ich erinnere an die Bayern, die damals das ,Finale dahoam‘ verloren haben und ein Jahr später das Triple holten. Das müssen wir uns als Vorbild nehmen“, sagte Dominik Salz, wohlwissend, dass er ja künftig beim Karlsruher SC II spielen wird. „Aber mit Aspach verbindet mich nicht nur der Fußball. Ich habe hier viele Freunde gefunden. Deshalb wird das darüber hinaus Bestand haben. Und wer weiß: Man sieht sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben.“

Doch es werden andere bei der SG sein, die in den kommenden Wochen in die Analyse gehen und die Weichen für den nächsten Anlauf auf den Wiederaufstieg in die Regionalliga stellen müssen. Klar ist dabei: Mit den Absteigern Aalen und Balingen, mit dem in der Rückrunde so starken 1. CfR Pforzheim oder dem 1. Göppinger SV – sofern dieser den Aufstieg über die Relegation nicht schaffen sollte – wird dieses Unterfangen kommende Saison eher schwieriger als einfacher. Nicht mehr unter den Gegnern wird hingegen der FC Holzhausen sein. Der Punkt gegen die SG rettete die Mannschaft nicht mehr vor dem Abstieg.

1:1 (0:0) FC Holzhausen Fritz – Haller (87. Oberle), Schlecht, Konz, Pfeifhofer – Müller (81. Grathwohl), Foelsch, Schäuffele, Belser (64. Babic) – Michel, Schuon. SG Sonnenhof Großaspach Reule – Landwehr, Nuraj, Frölich, Rahn – Celiktas – Tasdelen (77. Moritz Stoppel), Wöhrle, Lukas Stoppel (70. Dautej), Mbem-Som Nyamsi (72. Riehle) – Salz. Tore 0:1 Wöhrle (51.), 1:1 Pfeifhofer (88.). – Schiedsrichter Satriano (Zell im Wiesental). – Zuschauer 400.