WM nach Weihnachten
Kate, Trump, Littler: Gigantischer Hype um Darts-Teenie
Nach Weihnachten kommt die Darts-WM wieder in Fahrt. Während die deutschen Hoffnungen minimal sind, richten sich alle Augen auf einen britischen Teenager.
Von Patrick Reichardt, dpa
London - Es dauerte nicht lange, bis die ersten Parallelen zwischen Luke Littler und Lionel Messi gezogen wurden. Supertalent, Wunderkind, Senkrechtstarter: Wenn junge Athleten auf der größten Bühne ihrer Sportart verblüffen, sind die Superlative meist nicht fern. Ein paar Unterschiede gibt es aber doch zwischen Argentiniens Fußball-Ikone und dem englischen Darts-Profi.
Während Messi erst mit 18 Jahren im himmelblauen Nationaltrikot debütierte und bei seiner ersten WM mit 19 nur eine Rolle als Joker einnahm, ist Littler bereits mit 17 zu dem alles überstrahlenden Gesicht seiner Sportart geworden. Läuft es für "The Nuke" (die Atombombe), wie er genannt wird, in den kommenden acht Tagen nach Plan, wird er noch vor Erreichen der Volljährigkeit Weltmeister.
"Darts ist global geworden"
Vor der Fortsetzung der WM in London, wo nach Weihnachten in Ricardo Pietreczko nur noch ein Deutscher vertreten ist, gibt es rund um den Alexandra Palace nur ein Thema: Littler und seine Jagd nach der rund 23 Kilogramm schweren Sid-Waddell-Trophy, die mit einem Scheck von 500.000 Pfund (rund 600.000 Euro) einhergehen würde.
"Darts ist global geworden, das ist verrückt. Ich bin froh, einen Teil dazu beigetragen haben, aber es gibt auch 127 andere Tour-Card-Besitzer", sagte Littler in aller Bescheidenheit. Die Wahrheit ist: Der junge Engländer hat nicht nur alle Rivalen in seiner Sportart überstrahlt, sondern für einen regelrechten Hype des um den Jahreswechsel boomenden Trendsports gesorgt. Scheiben sind ausverkauft, Darts-Boss Barry Hearn spricht bereits von einer "Littler-Mania".
Littler zur Primetime
Zwar ist der Weltverband PDC nicht für besondere Bescheidenheit bekannt, doch im Fall von Littler treffen viele Superlative wirklich zu. Der Vize-Weltmeister ist in einem Jahr vom Talent zu einem der bekanntesten Briten aufgestiegen. Da ist es nur logisch, dass die PDC ihr größtes Zugpferd am Samstagabend (22.30 Uhr) zur besten Zeit für das Drittrundenspiel gegen Ian White ansetzt.
Auf der Insel wurde Littlers Name 2024 häufiger gegoogelt als die der Fußball-Superstars Harry Kane und Jude Bellingham, die mit den Three Lions immerhin das EM-Finale von Berlin erreichten. Die einzigen Personen, für die sich die Briten bei der globalen Suchmaschine mehr interessierten als für Littler, waren: Prinzessin Kate sowie der designierte US-Präsident Donald Trump.
Was macht das alles mit einem, der eigentlich noch jugendlich ist? Das zeigte Littlers WM-Auftritt im Alexandra Palace recht eindrücklich. Der 17-Jährige wirkte erst nervös, spielte dann herausragend, doch das ungefährdete 3:1 gegen Landsmann Ryan Meikle wurde rasch zur Nebensache. Denn Littler brach das Sieger-Interview danach abrupt ab - auf der größten Darts-Bühne der Welt wirkte er mit dem grellen Fokus auf seine Person überfordert.
Showdown der Lukes im Halbfinale?
"Es ist wahrscheinlich das erste und größte Mal, dass mich der Druck trifft", sagte Littler, der im Vorjahr frech und unbeschwert ins WM-Finale gestürmt war, wo er sich Dominator Luke Humphries geschlagen geben musste. Dieses Mal könnte es im Halbfinale am 2. Januar zu einem Showdown der beiden Lukes kommen. Die beiden Engländer und der niederländische Star Michael van Gerwen gelten als einzige echte Titelanwärter.
Die Größten der Szene sind von Littler begeistert. "Er ist der beste Teenager, den ich je in meinem Leben gesehen habe", sagte der 16-malige Weltmeister Phil Taylor über seinen Landsmann. Schon mit 18 Monaten soll Littler in Windeln Pfeile geworfen haben. Sein großes Idol war der Niederländer Raymond van Barneveld. In Bezug auf WM-Trophäen bei der PDC könnte Littler schon nächste Woche mit Barney gleichziehen.