Bundesliga-Start
Titelhungrige Bayern
Mit Trainer Vincent Kompany und einem moderat veränderten Kader hoffen sie beim FC Bayern, nach der titellosen Saison in die Erfolgsspur zurückzukehren.
Von Maik Rosner
Schlägt man das Vereinsmagazin 51 des FC Bayern auf, begrüßt auf der ersten Seite normalerweise Präsident Herbert Hainer die Mitglieder. In der aktuellen August-Ausgabe des nach der Clubadresse in der Säbener Straße benannten Magazins obliegt es Sportvorstand Max Eberl, die Mitglieder einzustimmen auf diese Saison, in der alles besser werden soll als in der vergangenen.
So berichtet Eberl von den Leitmotiven „Evolution“, „Gemeinsam“ und „Lust auf Neues“, die auf seinem Flipchart in seinem Büro stünden. Dass der FC Bayern in der vergangenen Saison erstmals nach elf Jahren ohne Titel geblieben war, „wurmt uns alle“, schreibt Eberl, „wir brauchen und spüren jetzt Aufbruchstimmung“. Und zwar mit dem neuen Trainer Vincent Kompany, der auf dem Cover mit verschränkten Armen in Trainingsjacke und kurzer Hose zwischen Trainingsutensilien auf einem Rasenplatz abgebildet ist. „Dieser Mann steht für Arbeit“, heißt es in Eberls Editorial, „die Narben auf seinen Beinen zeugen davon, dass er selbst viele Jahre auf dem Platz auf höchstem Niveau immer alles gegeben hat. Kompany gibt bisher ein gutes Bild ab, und jetzt geht es darum, dass eine Serie an Erfolgsmotiven entsteht, die den Fans des FC Bayern gefallen.“ Man darf von einem Editorial eines Vereinsmagazins inhaltlich nicht zu viel erwarten. Auch in diesem Fall sorgen weniger Eberls Zeilen oder die wohl eher für Eberl aufgeschriebenen Zeilen für Aufmerksamkeit, sondern vielmehr der Umstand, dass sich der seit März amtierende Sportvorstand erstmals an dieser Stelle an die Mitglieder wendet. Das ist natürlich kein Zufall: Es ist Eberls erster Saisonstart als Sportvorstand des FC Bayern, seine erste Transferphase in der Hauptverantwortung mit den entsprechend von ihm maßgeblich vorgenommenen Veränderungen im Kader. Verbunden damit ist ein erheblicher Druck auf Eberl, dass all das, was er verantwortet, überwiegend funktionieren sollte, darunter der Trainer. Auf den 38 Jahre alten Kompany, einst Innenverteidiger beim RSC Anderlecht, Hamburger SV und bei Manchester City sowie in der belgischen Nationalmannschaft, fiel die Wahl erst nach einer langen und schon verzweifelt wirkenden Suche. Zuvor hatten die Münchner unter anderem weder Leverkusens Meistercoach Xabi Alonso noch Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick für sich gewinnen können.
Nun soll die Rückkehr in die Erfolgsspur mit dem eher unerfahrenen Kompany gelingen. Es ist auch deshalb ein Aufbruch mit Risiken, und sollte dieser schiefgehen, dürfte das vor allem auf Eberl zurückfallen. Bei seinem Heimatverein RSC Anderlecht und beim FC Burnley hatte Kompany zuvor als Trainer gearbeitet. Mit Burnley war Manchester Citys früherem Kapitän auf Anhieb und mit beeindruckendem Ballbesitzfußball der Aufstieg in die englische Premier League gelungen, ehe allerdings umgehend der Abstieg folgte. Beim FC Bayern hoffen sie, dass Kompanys teils extremer Dominanz- und Pressingstil dank der hohen Qualität der Spieler gut funktioniert. „Es wirkt aktuell so, als hätte alles Hand und Fuß“, sagte jüngst der erfahrene Offensivspieler Thomas Müller. Mittelstürmer Harry Kane rühmte Kompany nach wenigen Tagen gemeinsamer Arbeit bereits als „großartigen Trainer“, mit dem das übergeordnete Ziel erreicht werden soll. Kane formulierte es so: „Wir müssen Bayern wieder dahin bekommen, Titel zu gewinnen.“
Vor allem auf die Meisterschale und den DFB-Pokal erheben die Münchner Anspruch, allein schon wegen ihres Selbstverständnisses als deutscher Branchenführer. Doch auch in der Champions League hoffen sie nach dem Aus im Halbfinale gegen Real Madrid in der vergangenen Saison nun auf den großen Coup. Schließlich findet das Finale 2025 in ihrer Arena statt. „Eines ist klar: Es wird einen Generalangriff von Bayern München geben“, kündigte Ehrenpräsident Uli Hoeneß während der Vorbereitung mit schönen Grüßen nach Leverkusen in typischer Manier an.
Der Kader wurde dafür bis zum Redaktionsschluss moderat verändert. Für insgesamt angeblich knapp 130 Millionen Euro gekauft wurden Michael Olise (Crystal Palace), João Palhinha (FC Fulham) und Hiroki Ito (VfB Stuttgart). Letzterer fällt wegen eines Mittelfußbruches vorerst aus. Der Verkauf der Verteidiger Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui an Manchester United brachte angeblich mindestens 60 Millionen Euro ein. Am 30. August schließt das Transferfenster. Eberl hat im Editorial schon vorab das Motto ausgegeben: „Gemeinsam auf in eine neue Bayern-Zeit!“ Man darf sehr gespannt sein.