Trainersuche der TSG Backnang begleitet weitere Kellerduelle

Die Trennung von David Pfeiffer sowie zwei wichtige Punktspielsiege und das blamable Aus im WFV-Pokal unter dem Interimstrainerduo: Hinter dem Fußball-Oberligisten TSG Backnang liegen turbulente Tage. In dem Takt geht es weiter. Wichtige Spiele und eine Entscheidung stehen an.

Backnangs sportlicher Leiter Marc Erdmann (Mitte) hält Ausschau nach einem neuen Trainer und hofft, dass sich das TSG-Team gegen Offenburg wieder wie in den vergangenen beiden Oberliga-Spielen und völlig anders als im WFV-Pokal präsentiert. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Backnangs sportlicher Leiter Marc Erdmann (Mitte) hält Ausschau nach einem neuen Trainer und hofft, dass sich das TSG-Team gegen Offenburg wieder wie in den vergangenen beiden Oberliga-Spielen und völlig anders als im WFV-Pokal präsentiert. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Derzeit wandelt die TSG Backnang auf den Spuren des VfB Stuttgart. Zumindest in einem Punkt, nämlich der ersten Bilanz nach dem Rauswurf des Trainers und der Präsentation einer Übergangslösung. Ohne Pellegrino Mattarazzo und mit Michael Wimmer auf der Bank gewann der Fußball-Bundesligist die ersten beiden Spiele (4:1 gegen Bochum, 6:0 im DFB-Pokal gegen Bielefeld), um danach mit dem 0:5 in Dortmund einen bösen Rückschlag zu erleiden. Ein ähnliches Zwischenfazit zieht momentan der Oberligist: Ohne David Pfeiffer und mit dem Duo Oguzhan Biyik/Isaak Avramidis gab es zunächst die Erfolge gegen Hollenbach (3:2) und in Neckarsulm (2:1), ehe das blamable 0:2 im WFV-Pokal-Achtelfinale am vergangenen Dienstag beim Landesligisten Rot-Weiß Weiler die Stimmung massiv trübte.

Die spannende Frage lautet nun, ob die TSG im Heimspiel gegen Offenburg dieselbe Reaktion wie der VfB zeigt, der nach seinem Debakel beim BVB zu Hause gegen Augsburg mit 2:1 die Oberhand behielt. Ein kurzer Rück- und Ausblick, bevor am morgigen Samstag um 14 Uhr im Etzwiesenstadion das wegweisende Kellerduell zwischen dem Fünftletzten aus dem Murrtal und dem Vorletzten aus der Ortenau angepfiffen wird.

Der Trainerwechsel Auf die Idee, den dritten Platz der Vorsaison zur Messlatte zu machen, wäre beim Oberligisten aus Backnang nach dem großen Umbruch im Sommer wohl keiner gekommen. Nicht die Fans – und schon gar nicht die Verantwortlichen. Die Macher um den sportlichen Leiter Marc Erdmann wussten um die schwierige Aufgabe, die Neucoach David Pfeiffer als Nachfolger von Mario Marinic und zugleich ohne die vielen Treffer des bisherigen Spielertrainers zu stemmen hatte. Etwas mehr als die elf Punkte, die es in den 13 Partien unter der Regie des Brackenheimers gab, hatten sie sich aber schon vorgestellt. Vor allem die 33 Gegentore mit einer Defensive, in der noch am ehesten personelle Kontinuität herrschte, wurmten Erdmann und seine Mitstreiter. Konsequenz: Am 17. Oktober musste Pfeiffer nach dem 2:4 in Mutschelbach gehen.

Der schnelle Aufschwung Bei den Siegen gegen Hollenbach und in Neckarsulm „war nicht alles Gold, was glänzt“, gibt Erdmann zu. „Wichtig waren aber vor allem die sechs Punkte und die Art und Weise, wie die Mannschaft auf die jeweiligen Rückstände reagiert hat.“ Dass die TSG eine gute Moral und öfter vermisste Tugenden wie Kampf- und Laufbereitschaft in die Waagschale werfen konnte, darf sich auch das Interimstrainerduo Biyik/Avramidis ans Revers heften. Der Lohn war der Sprung vom vorletzten auf den fünftletzten Platz mit 17 Punkten.

Der böse Rückschlag Das Allgäu mit dem Blick auf die Berge, die Wiesen und die Kühe: Das TSG-Team habe das Spiel beim FV Rot-Weiß Weiler vielleicht als „Urlaubsfahrt“ empfunden, mutmaßt Erdmann. Es war aber das WFV-Pokal-Achtelfinale und der sportliche Leiter ist nach dem 0:2 beim Landesligisten „wütend und stinkig. Das liegt mir noch ziemlich im Magen.“ Man habe die Chance verpasst, mit etwas Losglück weit zu kommen oder zumindest noch ein interessantes Duell mit den Stuttgarter Kickers oder Aalen zu haben. Und das, obwohl die Trainer ausdrücklich davor warnten, die Partie als Selbstläufer zu betrachten. Erdmann vermisste die nötige Leidenschaft, die richtige Einstellung und jeglichen Esprit.

Die wichtigen Kellerduelle Attribute, die der Oberligist aus Backnang schon morgen wieder aufweisen sollte, wenn der Vorletzte aus Offenburg kommt. „Wir schlagen keinen Gegner im Vorbeigehen“, warnt Erdmann seine Roten, für die nur drei Punkte zählen, „nichts anderes“. Dem naheliegenden Gedanken, die morgige Partie und das letzte Spiel der Vorrunde beim Viertletzten in Rielasingen-Arlen (Sonntag, 13. November) als Doppelpack zu betrachten, kann der TSG-Funktionär wenig abgewinnen: „Wir denken ausschließlich an Offenburg, denn sonst gibt es ein ähnlich böses Erwachen wie am vergangenen Dienstag.“ Klar ist trotzdem, dass die Kellerduelle die Chance bieten, auf 20 oder mehr Punkte zu kommen und damit das schon vor einigen Wochen verkündete Zwischenziel doch noch zu erreichen. Es würde Selbstvertrauen für die drei Rückrundenspiele geben, die ebenfalls noch vor Weihnachten anstehen: bei den Topteams in Göppingen und Großaspach sowie daheim gegen den SSV Reutlingen, der selbst im Schlamassel steckt.

Die Trainersuche Erdmann hat „nichts Neues zu vermelden“, in den vergangenen Tagen hätten die wichtigen Partien absolute Priorität gehabt. Aber: „Wir haben Namen auf dem Zettel und wollen uns diesem Thema in nächster Zeit verstärkt widmen.“ Klar ist: Zu diesem Saisonzeitpunkt ist die Suche alles andere als einfach, zumal es „nicht von Nachteil wäre, wenn der neue Trainer die Oberliga kennt“. Das würde auf Walter Thomae (früher VfB Stuttgart II und Großaspach) zutreffen, der auch wieder auf dem Markt ist, weil er nach dem TSG-Sieg in Neckarsulm beim geschlagenen Gegner seinen Rücktritt erklärte. Marc Erdmann schätzt den 55-Jährigen menschlich und fachlich, aber „es besteht kein Kontakt“.

Zum letzten TSG-Heimspiel in der Vorrunde wird Offenburg erwartet

Heimbilanz Sieben Partien im eigenen Stadion hat die TSG Backnang in dieser Saison hinter sich. Drei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen und damit der 13. Platz im entsprechenden Ranking stehen zu Buche. Im achten und letzten Heimspiel der Vorrunde am morgigen Samstag (14 Uhr, Etzwiesen) gegen Offenburg will der Fußball-Oberligist diese Bilanz verbessern.

Personal Die Hausherren müssen laut Interimscoach Oguzhan Biyik weiterhin auf Marcel Knauß, Michl Bauer, Philipp Zentler und Athanasios Coutroumpas sowie zudem auf den privat verhinderten Baba Mbodji verzichten. Im Vergleich zum 0:2 im WFV-Pokal beim Landesligisten FV Rot-Weiß Weiler, bei dem einige Spieler aus der zweiten Reihe eine Möglichkeit zur Eigenwerbung verstreichen ließen, wird es einige Umstellungen geben.

Gegner Der Offenburger FV pendelt seit 14 Jahren immer wieder zwischen der Verbandsliga Südbaden und der Oberliga Baden-Württemberg. Im vergangenen Sommer war es der insgesamt vierte Aufstieg. Dem Neuling droht als Vorletzter mit zwölf Zählern aber schon wieder der Abstieg.

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Erstellt:
4. November 2022, 06:00 Uhr

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