Trainingsabbruch wegen Gullydeckel
Beim Formel-1-Training in Baku sorgen gleich zwei Kuriositäten für einen Abbruch
Baku /DPA - Erst ein heftiger Einschlag – dann hob Williams von George Russell kurz ab. Ein schlecht befestigter Gullydeckel hat vor dem Formel-1-Rennen in Baku einen schlimmen Unfall verursacht, der am Freitag zum Abbruch des ersten Trainings führte. „Wie konnten sie das nur nicht richtig checken und versiegeln“, schrieb Weltmeister Lewis Hamilton bei Twitter.
Zwölf Minuten nach Beginn der Einheit fuhr der Brite Russell mit hohem Tempo über die Straßenabdeckung, diese wurde vom Auto angesaugt und durchschlug spektakulär den Unterboden. Teile des schwer beschädigten Boliden flogen auf einer langen Geraden des Stadtkurses am Kaspischen Meer dabei unkontrolliert durch die Luft. „Mein Körper wurde richtig durchgeschüttelt. Der Motor ist ausgegangen und der Boden wurde ruiniert“, sagte Russell.
„Ich bin verärgert“, sagte Claire Williams, stellvertretende Teamchefin des britischen Rennstalls. „So etwas erwartet man nicht auf einer Formel-1-Strecke. Wir werden das sicher mit der Rennleitung besprechen, denn die Gullydeckel sollten sich nicht lösen.“ Sie nannte den Schaden am Auto „sehr groß“. Die Unfallfolgen machten einen Chassis-Wechsel notwendig, Neuling Russell konnte nicht am zweiten Training teilnehmen.
Versuche, die Strecke nach dem Schockmoment schnell wieder in Ordnung zu bringen, scheiterten kläglich. Als der zerstörte Williams auf einem Lkw zum Team gebracht werden sollte, blieb dieser mit seinem Kran an einer Fußgängerbrücke hängen. Austretende Flüssigkeit sorgte für weitere Verzögerungen und machte das Chaos perfekt. „Gut gemacht, Baku“, twitterte Renault-Pilot Daniel Ricciardo zynisch.
Die Verantwortlichen entschieden sich danach zu einer gründlichen Prüfung des gut sechs Kilometer langen Kurses. Insgesamt befinden sich rund 320 Gullydeckel auf der temporären Rennstrecke, alle wurden einzeln von Mitarbeitern überprüft und festgezogen. Wie sich der Kanaldeckel überhaupt lösen konnte, war zunächst unklar.
Offenbar hatte der Ferrari von Charles Leclerc den Gullydeckel von der Asphaltdecke gelöst. Bei der Überfahrt von Russell flog er schließlich in die Luft. „Das bringt viel Arbeit und kostet natürlich viel Geld“, sagte Williams, ergänzte aber: „Ich glaube nicht, dass jemand persönlich daran schuldig ist.“
Leclerc und Sebastian Vettel hatten vor dem Abbruch die einzigen, allerdings wenig aussagekräftigen Runden gedreht. Die anderen 18 Piloten blieben zum Auftakt vor dem vierten Rennen am Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) ohne gezeitete Umläufe.