Olympia 2024
„Triathlon-Absage um 4.30 Uhr“
„Um 4.30 Uhr kam die Nachricht, dass das Rennen verschoben wird“, sagt der deutsche Triathlet Lasse Lührs über seinen Dienstagmorgen. Auch Triathlon-Promi Jan Frodeno zeigt sich alles andere als angetan. Findet der Wettbewerb nun als Duathlon statt?
Von SID/Michael Maier
Lasse Lührs stand bereits in den Startlöchern, doch dann kam die Absage. „Um 4.30 Uhr kam die Nachricht, dass das Rennen verschoben wird. Ich hatte tatsächlich schon die Tasche gepackt, wollte gerade frühstücken“, sagte der Bonner, nachdem mitten in der Nacht der für 8.00 Uhr geplante Start der Olympia-Entscheidung in Paris wegen der schlechten Wasserqualität der Seine auf Mittwoch verschoben worden war.
Olympia-Debütant Lührs, der ebenso wie Tim Hellwig und Jonas Schomburg für Deutschland an den Start geht, war bereits um 4.00 Uhr aufgestanden. „Dann habe ich mich nochmal hingelegt und versucht, noch ein bisschen zu schlafen, was mehr oder weniger geklappt hat. Jetzt muss man möglichst schnell umdenken. Die Situation ist für alle die gleiche. Es bringt ja auch nichts, sich lang darüber zu ärgern“, sagte er.
Triathlon am Mittwoch oder Freitag?
Der Wettkampf der Männer soll nun am Mittwoch um 10.45 Uhr beginnen und somit unmittelbar nach der Entscheidung der Frauen um 8.00 Uhr. „Unser Rennen ist jetzt auch zu einer anderen Zeit, wo auch ganz andere Temperaturen herrschen. Aber so ist das jetzt nun einmal. Hoffentlich können wir den Wettkampf morgen machen, das wäre gut. Ich versuche, meine Vorbereitung anzupassen“, sagte Lührs.
Sollte die Qualität der Seine immer noch nicht ausreichen, wäre nach Auskunft der Organisatoren eine weitere Verschiebung auf Freitag möglich. Allerdings erwartet der staatliche Wetterdienst Meteo France für Dienstagabend Unwetter mit mehrstündigem Regen, der erneut zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen könnte.
Schmutzige Seine nach Regen
Schon das Training am Sonntag und Montag war nach den heftigen Regenfällen am Wochenende ausgefallen. Auch die Freiwasserschwimmer um Florian Wellbrock und Leonie Beck sollen ihre Wettkämpfe am 8. und 9. August in der Seine austragen.
Peking-Olympiasieger Jan Frodeno fühlt nach der Verschiebung des Triathlons der Männer wegen schlechter Wasserqualität ebenfalls mit den Sportlern. „Die Athleten haben sich 1100 Tage akribisch vorbereitet, breiten Träume aus, und dann ist es extrem schade, wenn einer morgens um 4.00 Uhr durchs Zimmer geht und sagt, dass kein Wettkampf stattfindet“, sagte der 43-Jährige im ZDF: „Das ist extrem bitter für die Athleten. Das tut mir sehr, sehr leid.“
Olympia-Triathlon und Höhentraining
Vor allem sorgt sich Frodeno um die frisch aus der Höhe angereisten Athleten. „Wenn man in der Höhe war, hat man ein ziemlich knappes Fenster, man sagt 72 Stunden. Und in diesen 72 Stunden ist die Leistungsfähigkeit maximal“, erklärte der frühere Triathlon-Star: „Wenn man da noch ein, zwei Tage dranhängt, dann ist es eine Riesenumstellung und man fällt in ein sogenanntes Höhenloch.“
Auch die deutschen Männer Tim Hellwig und Jonas Schomburg waren frisch aus dem Höhentrainingslager angereist. Sollte der Nachholtermin am Mittwoch um 10.45 Uhr durchgezogen werden können, „geht es gerade noch. Aber wenn es nochmal verschoben wird, wird es wirklich kritisch“, betonte Frodeno. Er hätte sich schon gewünscht, dass die Veranstalter angesichts des verschmutzten Wassers einen „Plan B“ vorbereitet hätten.
Duathlon statt Triathlon in Paris?
Bei allen Risiken habe er für sich aus der Perspektive des einstigen Athleten reflektiert und würde sich „trotzdem wünschen, dass es stattfindet. Olympia hat diese Magie, ist eine einmalige Chance für viele Athleten. Die Bedingungen sind sehr schwierig, gehören zu einer Freiwassersportart aber in einer gewissen Art und Weise dazu.“ Beim möglichen Notfallszenario Duathlon wäre die Goldmedaille „immer mit einem Sternchen versehen“.