TSG Backnang: Bei diesem Caruso zählt nicht die Stimme

Der Torwart der Backnanger Oberliga-Fußballer trägt einen berühmten Namen, gefällt vor allem aber sportlich. Mittlerweile ist er bei der TSG die Nummer eins und steht auch gegen Ravensburg in der Startelf.

Auf einem sehr guten Weg bei den TSG-Fußballern: Torhüter Enrico Caruso. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Auf einem sehr guten Weg bei den TSG-Fußballern: Torhüter Enrico Caruso. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Vergangene Saison war die langwierige Verletzung von Torwart Marcel Knauß für viele Beobachter ein wichtiger Grund, weshalb die TSG mangels gleichwertigem Ersatz fast aus der Fußball-Oberliga abgestiegen wäre. Deshalb holte Backnang vor dieser Runde mit Enrico Caruso einen Schlussmann, der aus Bayern die Erfahrung von elf Regionalliga- und 92 Oberligapartien für Bayern München II, den FC Unterföhring und den FC Deisenhofen mitbrachte. Nun ist der 25-jährige Herausforderer auf bestem Weg, den 27-jährigen Platzhirsch zu verdrängen. Wechselten sich die Torhüter zu Beginn noch ab, so stand zuletzt der Zugang mit dem klangvollen Namen regelmäßig in der Startelf. So wie morgen, wenn ab 14 Uhr der Tabellensiebte FV Ravensburg beim Elften aus dem Murrtal gastiert.

„Enrico hat die Nase gerade ein kleines Stückchen vorne“, erklärt TSG-Trainer Mario Klotz. Das ist auch der Grund, warum das Wechselspiel im Kampf um den Platz zwischen den Pfosten vor kurzer Zeit beendet wurde. Und das mit einer Entscheidung, mit der in Backnang vor dieser Runde kaum einer gerechnet hätte. Enrico Caruso ist die Nummer eins und hat sich das mit guten Leistungen verdient. „Für Oberliga-Verhältnisse sind beide sehr gute Torhüter“, freut sich Klotz, dass er die Qual der Wahl hat. Er ist überzeugt: „Der Konkurrenzkampf tut beiden gut.“ Zumal Knauß und Caruso „angesichts der Situation sehr, sehr freundschaftlich miteinander umgehen“.

Trotz des sportlichen Wettstreits ist das Verhältnis sehr gut

Eine Einschätzung, die Enrico Caruso bestätigt. „Wir verstehen uns bestens“, erzählt der gebürtige Stuttgarter und sagt zum Thema Konkurrenzkampf: „Wir treiben uns beide gegenseitig an, immer noch ein bisschen mehr zu geben.“ Wobei das für einen, der nach seinen Anfängen beim VfL Wangen im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart und des FC Bayern München groß geworden ist, keine neue Situation ist. Dem 1,84 Meter großen Schlussmann war auch bei seinem Wechsel zur TSG durchaus bewusst, dass er das Duell mit Knauß gewinnen muss, will er regelmäßig spielen. An seinem Entschluss, in die Region Stuttgart zurückzukehren, änderte das nichts. Drei Monate nach dieser Entscheidung stellt er fest: „Ich bin bislang rundum zufrieden.“

Ein wenig leichter fällt ihm das sicher auch, weil er schon zuvor den Traum vom Profifußball aufgegeben hatte. „Das war mit dem Wechsel vom Regionalligisten Unterföhring nach Deisenhofen abgehakt“, gesteht Caruso. Gut fünf Jahre und insgesamt 127 Partien in der Landes- und Bayernliga ist das her. Eigentlich hat er sich bei dem Klub aus dem Ortsteil der Münchner Umlandgemeinde Oberhaching auch wohl gefühlt. Andererseits warteten in der alten Heimat Eltern, Familie und „meine Freundin, die ich schon seit Grundschulzeiten kenne“. Gründe genug, um das Kapitel in Bayern zu beenden und im Schwabenland ein neues aufzuschlagen. Beruflich als Sport- und Fitnesskaufmann im Move Factory Gym im Stuttgarter Westen, sportlich als Torhüter des Oberligisten aus den Etzwiesen. Wobei „ich mir erst einen Job und dann einen Verein gesucht habe“. Da er in Winnenden wohnt, war es naheliegend, dass er Kontakt zur TSG suchte, denn „ich wollte nicht so weit fahren“.

Das hat ebenso gut geklappt wie sein Einstand in Backnang. Überhaupt scheint Carusos Rückkehr unter einem guten Stern zu stehen. Der 25-Jährige erzählt jedenfalls: „Ich bin mit meiner derzeitigen Situation, was den Fußball, den Beruf und das Private anbelangt, gerade sehr glücklich.“ Es stört ihn selbst die Frage nicht, wie oft er schon auf seinen berühmten Namensvetter und einstmals größten Tenor der Welt angesprochen wurde. „Das passiert in der Tat immer mal wieder, allerdings fragt eher die ältere Generation.“ Er erzählt, dass sich seine Eltern vor einem Vierteljahrhundert angesichts des Nachnamens bewusst für Enrico als Vornamen entschieden haben, um an den 1921 verstorbenen Opernsänger zu erinnern. Wobei die Stimme des jungen Caruso anscheinend ebenfalls nicht so schlecht ist. Immerhin gewann der das sogenannte Einstandssingen der TSG-Zugänge zu Saisonbeginn mit seinem Vortrag des Backstreet-Boys-Hits „I want it that way“. Er is eben ein echter Caruso, der lachend einschränkt: „Vielleicht lag’s ja nur an meiner Performance. Die war nämlich auch ganz gut.“ Eine Einschätzung, die nicht nur fürs Vorsingen gilt, sondern auch für den Kampf um den Platz im Backnanger Oberliga-Tor.

und ums TSG-Heimspiel gegen den FV Ravensburg

Coach Mario Klotz „Wir wissen, was mit dem FV Ravensburg auf uns zukommt. Wir wissen aber auch, was wir in den Spielen zuletzt aufs Feld gebracht haben. Unsere Entwicklung ist sehr positiv, das ist erfreulich. Ich denke, dass es ein Spiel auf Augenhöhe gegen eine körperlich sehr robuste Mannschaft wird. Klar ist, dass wir wie zuletzt unsere Leistung abrufen müssen, wenn uns endlich der erste Heimsieg gelingen soll. Ob es in der Startformation Änderungen gibt, das kann ich noch nicht sagen. Sicher ist allerdings, dass es Überlegungen gibt, schließlich waren die Einwechslungen beim 1:0-Erfolg in Holzhausen eine Bereicherung für unser Spiel.“

Das Personal Angreifer Marius Weller wird nach seinem Schlüsselbeinbruch zu Beginn der Saison weiterhin fehlen. Zudem ist der Einsatz von Mittelfeldspieler David Müller fraglich. Er musste unter der Woche das Training abbrechen. Ob es was Schlimmeres ist oder nur eine Vorsichtsmaßnahme war, ist noch nicht klar, da eine genaue Diagnose laut Mario Klotz noch nicht vorliegt. Mit Niklas Benkeser hat ein anderer zentraler Mittelfeldspieler das Training nach seiner langen Verletzung wieder aufgenommen. Für einen Platz im Kader reicht es bereits wieder, für einen Platz in der Anfangself wird es aber wohl noch dauern.

Der Gegner Der FV Ravensburg ist mittlerweile seit sechs Punktspielen ungeschlagen. Am Mittwochabend erkämpften die Oberschwaben, die dank dieser Serie vom letzten Rang auf Platz sieben geklettert sind, im Nachholspiel beim SSV Reutlingen ein 2:2. Zuvor hatte das Team des Schweizer Trainers Michael Schilling in der Punktrunde drei Siege in Serie eingefahren. Darunter war ein 3:2 gegen den FC 08 Villingen. Dazwischen gab es im WFV-Pokal ein 0:3 gegen den benachbarten Drittligisten SSV Ulm. Vergangene Saison gewann Ravensburg in Backnang mit 4:0. In der Rückrunde revanchierte sich die TSG mit einem 2:1-Sieg bei den Oberschwaben.

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Erstellt:
22. September 2023, 06:00 Uhr

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