TSG Backnang Judo: Titelgewinn durch Terminkollision gefährdet
Die Bundesliga-Saison der Judokas wird nach der Sommerpause fortgesetzt. Die Frauen der TSG Backnang wollen die Meisterschaft morgen in Speyer perfekt machen. Aber Trainer Jens Holderle mahnt vor der Begegnung mit dem Tabellenzweiten zur Vorsicht, für ihn gilt: „Alles ist offen.“
Von Katharina Riener
Das Backnanger Frauenteam hat in dieser Saison bislang jede Begegnung gewonnen und sich zuletzt mit 14:0 gegen den Budo-Club Karlsruhe in die Sommerpause verabschiedet. Jetzt trennt die TSG-Judokas nur noch der Sieg über Speyer davon, erneut deutscher Meister zu werden. Wenn ihnen der am morgigen Samstag ab 13 Uhr in Rheinland-Pfalz gelingt, sind sie nicht mehr einzuholen. „Die Kämpferinnen haben eine super Saison hingelegt“, lobt Coach Jens Holderle. Er weiß: „Auf dem Papier starten wir als klarer Favorit.“ Neben einem starken Team aus Speyer gefährdet vor allem eine Sache den möglichen Sieg der Backnangerinnen: Terminkollision.
Gleichzeitig mit dem Bundesliga-Kampftag startet nämlich die Vorbereitung für die Weltmeisterschaft vom 6. bis 13. Oktober in Taschkent (Usbekistan). Spitzensportlerinnen wie Katharina Menz oder Caroline Fritze reisen dafür zum Bundesleistungszentrum in Kienbaum, können also nicht für Backnang auf der Matte stehen. Von den neun für die WM nominierten Judokas gehören fünf Sportlerinnen zur TSG-Truppe. Zudem kam es zu einem historischen Ergebnis im Schwergewicht. Sowohl die Weltmeisterin Anna-Maria Wagner als auch die Europameisterin Alina Böhm befinden sich unter den Top 8 auf der Weltrangliste, nämlich auf den Plätz eins und sieben. Sie wurden somit für die WM gesetzt. Zusammen mit der Weltranglistenvierten Luise Malzahn sind drei Bundesliga-Kämpferinnen der TSG unter den besten acht der Welt.
Ohne WM-Starterinnen
„Auf unsere etablierten und 100-prozentigen Punktegarantinnen müssen wir also verzichten“, fasst Holderle zusammen. Doch damit ist es nicht getan. Bei der WM-Vorbereitung kann schließlich nicht allein trainiert werden. Es müssen also Übungspartnerinnen her, möglichst immer mehr als eine und das in allen Gewichtsklassen, „und da“, so Holderle, „kommt dann die zweite Riege ins Spiel“. Er macht klar: „Es wird sich eine ganze Batterie da oben in Kienbaum aufhalten“, ohne dabei zu verraten, welche seiner Kämpferinnen für den morgigen Kampftag in Speyer nun noch zur Verfügung stehen werden.
Auch über die gegnerische Aufstellung ist nichts bekannt, außer dass sie den Backnangerinnen gefährlich werden könnte. Das meint auch Coach Holderle: „Wir wissen nicht, mit was für einer Mannschaft der JSV uns in Speyer empfängt. Vielleicht gibt es einige Verletzungsfälle, vielleicht steht das ganze Team auch nach dem Sommer topfit und erholt auf der Matte.“ Wenn Letzteres zutrifft, haben die Gastgeberinnen vielleicht sogar die Nase vorn, denn „auch mit unserer ersten Reihe wäre es gegen Speyer eng geworden“. Schließlich ist der JSV der TSG als einziger Verein in der Liga noch auf den Fersen. Mit lediglich zwei Punkten Rückstand steht Speyer auf Rang zwei, könnte also mit einem Sieg mit Backnang gleichziehen. Für Holderle steht nur eine Sache fest: „Alles ist offen.“ Für den JSV Speyer, aber auch für die Backnangerinnen. Die werden „selbstbewusst kämpfen und alles daransetzen, den Titel zu ergattern“.
Die Paarungen und die Tabelle der Frauen-Bundesliga gibt es hier.
Auch für die Backnanger Männer ist die Sommerpause in der Bundesliga beendet. Sie treten am morgigen Samstag ebenfalls in Speyer an. Los geht es um 16 Uhr. Die Backnanger sind Außenseiter am vorletzten Kampftag. Denn laut Trainer Jens Holderle legt „Speyer grad, soweit ich mich erinnern kann, seine beste Saison jemals hin. Dass der JSV in der Tabelle nur einen Platz hinter Esslingen ist, sagt schon viel aus.“ Für sein Team lautet deshalb die Devise: „Wir werden schauen, dass wir gut dagegenhalten.“
Verloren sei für die TSG erst mal noch nichts, schließlich ist dem VfL Sindelfingen gegen Speyer schon eine Überraschung geglückt. Vor der Sommerpause trat der württembergische Konkurrent in Rheinland-Pfalz als Außenseiter an und gewann am Ende mit 8:6. Zuvor war es nur den Titelfavoriten TSV Abensberg und KSV Esslingen gelungen, den JSV Speyer zu bezwingen. Dennoch macht Holderle klar: „Speyer ist der Favorit, da muss man sich nichts vormachen. Sie sind durch die Bank weg, besonders aber im extremen Leicht- und Schwergewicht, top aufgestellt.“ Also genau in den Bereichen, bei denen bei der TSG schon oft Personalmangel herrscht.
„Randgewichtsklassen sind oft schwer zu besetzen, für den Sieg aber natürlich genauso wichtig wie alle anderen“, erklärt Holderle. Es gäbe in diesem Gewichtsspektrum deutlich weniger Kämpfer als in der Mitte und „größere Vereine haben da oft einen größeren Talentkader“. Morgen könnten zum Beispiel die georgischen Brüder Teimuraz (bis 100 Kilogramm) und Nikolaz Tsimakuridze (über 100) den Backnangern Steine in den Weg legen. „Bei den schweren Kämpfern wird die Luft auf jeden Fall dünn“, prognostiziert Holderle, ohne dabei ins Detail zu gehen. Auch im Leichtgewicht wird es wohl eng. Dabei kann die TSG hier eigentlich stets auf eine starke Unterstützung bauen und hat mit Robin Angerer sogar ein international erfolgreiches Eigengewächs in den Reihen. Der fällt aber nun aus. Coach Holderle erzählt: „Robin hat immer noch mit der Ellenbogenverletzung zu kämpfen, wegen der er schon im Juni nicht bei der deutschen Meisterschaft antrat. Das ist für uns natürlich ein Wermutstropfen.“
Zur übrigen Aufstellung sagt der Trainer nichts, außer „dass wir uns nicht verstecken müssen“. Denn das TSG-Team hat sich vor der Sommerpause wacker geschlagen, seine Leistung aus dem Aufstiegsjahr bei Weitem übertroffen. Und die Motivation habe über die Pause nicht nachgelassen, im Gegenteil: „Wir sind heiß darauf, wieder als Team auf der Matte zu stehen, und wollen Speyer ordentlich Paroli bieten“, so Holderle.
Backnangerinnen. Die werden „selbstbewusst kämpfen und alles daransetzen, den Titel zu ergattern“.
Die Paarungen und die Tabelle der Männer-Bundesliga gibt es hier.