TSG Backnang: Neuer Schwung mit zwei Altgedienten?

Fußball-Oberligist TSG Backnang setzt auf ein internes Interimstrainerduo. Der langjährige Kapitän und aktuelle sportliche Leiter Oguzhan Biyik sowie Isaak Avramidis, seit 2018 im Trainerstab und im Teammanagement, wollen schon im Heimspiel gegen Hollenbach die Wende einleiten.

Isaak Avramidis (links) und Oguzhan Biyik sind vor ihrer Premiere als Interimstrainerduo der TSG-Fußballer guter Dinge.Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Isaak Avramidis (links) und Oguzhan Biyik sind vor ihrer Premiere als Interimstrainerduo der TSG-Fußballer guter Dinge.Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

„Es war eine sehr schwierige Entscheidung, weil wir bis zuletzt an die Trendwende geglaubt hatten“, sagt Oguzhan Biyik über den Rauswurf von Coach David Pfeiffer nach weniger als vier Monaten. „Irgendwann“, fährt der sportliche Leiter des Fußball-Oberligisten TSG Backnang fort, „muss man aber die Reißleine ziehen und neue Impulse setzen, bevor es zu spät ist. Wir haben diese Erfahrung schon einmal gemacht.“ Der 36-Jährige spielt auf die Oberliga-Runde 2018/2019 an. Damals hielten die Roten bis Mitte November an Andreas Lechner fest, reagierten erst nach einer 0:2-Pleite beim Schlusslicht und haderten am Saisonende damit, dass es trotz der tollen Bilanz unter Evangelos Sbonias nicht ganz zum Klassenverbleib reichte. Das soll dem Etzwiesenklub kein zweites Mal passieren. Daher beschlossen die Verantwortlichen, dem bisherigen Trainer bereits nach der 2:4-Niederlage in Mutschelbach und vor dem Heimspiel am morgigen Samstag um 14 Uhr gegen den FSV Hollenbach den Stuhl vor die Tür zu stellen.

Für Biyik und Avramidis war schnell klar, dass sie einspringen

Biyik war in diese Entscheidungsfindung eingebunden, in deren Folge ihn die Funktionärskollegen mit der Frage konfrontierten, ob er selbst als Interimscoach in die Bresche springen würde. Und zwar im Duett mit Isaak Avramidis, der seit mehr als vier Jahren als Co-Trainer oder als Teammanager und meist sogar in Doppelfunktion für die Roten tätig ist. „Das waren sehr intensive Tage“, sagt der langjährige Kapitän, der nach zehn Spielzeiten im TSG-Trikot im vergangenen Sommer die Kickstiefel an den Nagel hängte, über die vielen Gespräche bis zur Trennung von Pfeiffer und seinem Jawort. Für ihn galt letztlich aber dasselbe wie für Avramidis, für den rasch klar war: „Ich lasse den Verein nicht im Stich, mache es zusammen mit Oguzhan Biyik aber auch sehr gerne.“

Biyik und Avramidis trauen dem Team den Klassenverbleib allemal zu

Das Duo ist überzeugt, dass das Potenzial der Truppe genügt, um trotz des vorletzten Platzes und nur elf Punkten aus 13 Partien das rettende Ufer erreichen zu können. „Es ist alles noch machbar, aber der Knoten muss schnell platzen“, betont Biyik. Für seinen Kompagnon auf der Trainerbank geht’s nun darum, die Qualität aller Spieler „herauszukitzeln und auf den Platz zu bringen“. Dass das bislang nicht gelungen ist, sei beileibe nicht Pfeiffers alleinige Schuld, nimmt Avramidis den menschlich sehr geschätzten Ex-Trainer in Schutz: „Jeder Spieler und jeder Verantwortliche hat dazu beigetragen, dass wir in dieser Situation stecken.“

Um der Mannschaft den Weg aus diesem Schlamassel zu weisen, stellen die beiden Übergangstrainer ihre eigentlichen Aufgabengebiete fürs Erste zurück. „Es gab Anfragen wegen Testspielen im Winter, aber das ist im Moment zweitrangig“, nennt Avramidis nur ein Beispiel. Die volle Konzentration gelte den Trainingseinheiten sowie den anstehenden Partien in der Oberliga und im WFV-Pokal. „Wir haben viele Gespräche geführt und den nächsten Gegner analysiert“, berichtet Biyik von den ersten Tagen. Ein Ansatzpunkt liegt angesichts von bereits 33 Gegentoren mit einer Abwehr, die sich anders als andere Mannschaftsteile gegenüber der bärenstarken Vorsaison nicht arg verändert hat, auf der Hand. „Wir brauchen Stabilität und eine Zu-null-Mentalität“, fordert Avramidis, der sich vor allem über die Spiele ärgerte, in denen sich das Team nach klaren Rückständen förmlich ergeben hat und prompt noch weitere Treffer kassierte.

Duo will maximal bis zur Winterpause das Sagen haben

Wie lange das Duo die Kommandos gibt, ist noch völlig offen. Nur am Samstag oder eine Weile länger? „Gute Frage“, antwortet der eine, „ganz schwere Frage“ der andere. Definitiv maximal bis zur Winterpause, sind sie sich einig. „Es ist nicht mein Ding, in der Oberliga als Cheftrainer in der ersten Reihe zu stehen“, kündigt B-Lizenz-Inhaber Avramidis, der dies bislang nur von April 2015 bis April 2018 beim damaligen Bezirksligisten VfR Murrhardt tat, seine Rückkehr ins zweite Glied an. „Ich bin mit meiner Rolle als sportlicher Leiter zufrieden“, sagt Biyik.

In die Suche nach ihrem Nachfolger sind die beiden Interimstrainer, von denen der Ex-Kapitän im Zweifel das letzte Wort hat, aufgrund ihrer eigentlichen Jobs eingebunden. „Wir geben Vollgas bei der Trainersuche, aber es darf kein Schnellschuss sein“, betont Biyik. Immerhin soll die Trendwende, auf die unter David Pfeiffer letztlich vergeblich gewartet wurde, von den Kurzzeitcoaches nur angestoßen werden. Die nächste Dauerlösung auf der Trainerbank des Backnanger Oberligisten soll sie vollenden.

Zweites Duell mit Hollenbach innerhalb von gut sechs Wochen

Kontrahent Der FSV Hollenbach kehrte im vergangenen Sommer nach fünf Jahren in die Oberliga zurück, in der die Hohenloher bereits von 2010 bis 2017 mitmischten. „Ein guter Aufsteiger mit guten Ergebnissen“, sagt Isaak Avramidis über die Gäste, die mit 17 Zählern Zehnter sind. Oguzhan Biyik geht davon aus, dass der FSV um Trainer Martin Kleinschrodt, den er bestens kennt, mit viel Selbstvertrauen anreist. „Sie sind zu einer echten Einheit geworden, stehen sehr kompakt und haben ein gutes Umschaltspiel“, weiß der Ex-Kapitän der TSG Backnang, der zusammen mit Avramidis vor der Premiere als Interimstrainerduo des Fußball-Oberligisten steht. Er weist aber zugleich darauf hin, dass Hollenbach von den bisherigen sechs Auswärtsspielen erst vier Punkte mitgebracht hat. Ein Mutmacher, den die Etzwiesentruppe gut brauchen kann.

Pokalduell Vor gut sechs Wochen trafen die TSG und der FSV schon einmal aufeinander. In der dritten WFV-Pokal-Runde am 7. September nutzte Backnang den Heimvorteil und bezwang Hollenbach mit 3:2. „Davon dürfen wir uns nicht täuschen lassen“, mahnt Avramidis das Team. „Es wird ein ganz anderes Spiel.“ Nicht zuletzt, weil damals beide Seiten nicht in Bestbesetzung antraten und die TSG mittlerweile auf den vorletzten Platz abgerutscht ist.

Personal Torwart Marcel Knauß und Michl Bauer fehlen weiterhin, hinter dem erkrankten Sebastian Gleißner steht noch ein Fragezeichen. Sonst dürften bei der TSG alle Mann an Bord sein.

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Erstellt:
21. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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