TSG-Team holt überraschend den Titel
Backnangs Schwimmerinnen erzielen mit dem Gewinn der Oberliga-Meisterschaft einen der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte
Nach dem souveränen Verbleib in der Oberliga Baden-Württemberg im vergangenen Jahr wollte Trainer Jörg Scheifele mit den TSG-Schwimmerinnen nun den nächsten Schritt machen. In Freiburg gelang dieser eindrucksvoll, denn die Backnanger Mannschaft holte sich überraschend den Titel.

Sind stolz auf die Leistungen (hinten von links): Trainer Jörg Scheifele, Emma Schmiedefeld, Chiara Vetter, Jule Sittart, Sira Schelzel und Sara Mauthe. Vorne: Julia Zaborowicz, Laura Manolaras, Dilara Gül und Cara Möhle. Foto: privat
Von Frank Vetter
Das TSG-Team hatte sich vorgenommen, besser als den sechsten Platz im Vorjahr zu werden. Dabei sollte Zugang Julia Zaborowicz (Jahrgang 2001) mithelfen. Chefcoach Scheifele hatte die Schwimmerinnen zusammen mit Athletiktrainer Marcel Hänsch auf den ersten Jahreshöhepunkt vorbereitet. Lediglich Laura Manolaras musste in den letzten Trainingseinheiten vor dem Wettkampf aufgrund einer Grippe etwas kürzertreten. Sie startete aber trotzdem in Freiburg.
Bei der Meisterschaft mussten alle teilnehmenden Mannschaften in allen vier Lagen (Freistil, Brust, Rücken, Schmetterling) jeweils 100 und 200 Meter auf einer 25-Meter-Bahn bewältigen. Außerdem kamen 50, 400 und 800 Meter Freistil sowie 200 und 400 Meter Lagen hinzu. Alle Strecken mussten zweimal geschwommen werden. Jede Schwimmerin durfte maximal vier Starts absolvieren und keine Strecke doppelt belegen. Die Backnangerinnen trafen in Freiburg auch auf die Olympia-Teilnahmerinnen Vanessa Grimberg (SV Regio Stuttgart) und Katharina Schiller (SV Waiblingen).
Es begannen Sira Schelzel über 200 Meter Freistil (2:09,50 Minuten), Sara Mauthe über 100 Meter Brust (1:13,93) und Emma Schmiedefeld über 200 Meter Rücken (2:21,69). Sie zeigten mit neuen Bestzeiten und jeweils Platz drei, dass mit der TSG zu rechnen sein wird. Hinter der SV Regio Stuttgart und dem SV Waiblingen lag die TSG auf dem aussichtsreichen dritten Platz. Nach 100 Meter Schmetterling (Julia Zaborowicz, 1. Platz), 800 Meter Freistil (Cara Möhle, 2.) und 200 Meter Lagen (Sara Mauthe, 5.) hatten die Scheifele-Schützlinge auf Rang drei liegend nur 53 Punkte Rückstand auf Stuttgart.
Laura Manolaras brachte ihre Mannschaft mit einem beherzten Rennen über 50 Meter Freistil (0:27,67) auf Platz zwei, ehe die Backnangerinnen nach den 200 Metern Schmetterling von Julia Zaborowicz zum ersten Mal überraschend auf Rang eins in der Gesamtwertung standen. Sira Schelzel verteidigte diesen über 400 Meter Freistil (4:38,57), ehe Chiara Vetter mit einer neuen Bestzeit über 200 Meter Brust (2:42,43) den Vorsprung auf 201 Punkte auf den VfL Sindelfingen ausbaute. Im Backnanger Lager machte sich immer mehr Zuversicht breit, einen der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte erreichen zu können. Entsprechend motiviert gingen die nächsten Starts über die Bühne.
Einige Qualifikationszeiten für deutsche Kurzbahnmeisterschaft
Emma Schmiedefeld bezwang über 100 Meter Rücken ihre sieben Jahre ältere Konkurrentin aus Waiblingen und schwamm mit 1:05,04 Minuten eine neue Bestzeit und qualifizierte sich damit für die deutschen Kurzbahnmeisterschaften Ende des Jahres in Berlin. Cara Möhle verteidigte bei ihrem zweiten Start mit einer Bestzeit über 400 Meter Lagen (5:15,34) den ersten Platz in der Gesamtwertung. Über die abschließenden 100 Meter Freistil blieb Dilara Gül mit 59,31 Sekunden zum ersten Mal unter einer Minute, sodass die TSG mit 183 Punkten als Erster in die Pause gingen. Backnang hatte 7772 Punkte auf dem Konto.
Auch im zweiten Abschnitt gelang der TSG fast alles. Zaborowicz (200 Meter Freistil, 2:04,97) und Vetter (100 Meter Brust) bauten den Vorsprung auf 390 Punkte aus. Vetter überraschte dabei mit einer Bestzeit von 1:12,53 Minuten, was überraschend die Qualifikation für die deutsche Kurzbahnmeisterschaft bedeutete. Möhle (200 Meter Rücken, 2:28,49), Gül (100 Meter Schmetterling, 1:04,84), Mauthe (800 Meter Freistil, 9:33,78), Schmiedefeld (200 Meter Lagen, 2:28,48), Schelzel (50 Meter Freistil, 0:27,40), Gül (200 Meter Schmetterling, 2:24,73) und Zaborowicz (400 Meter Freistil, 4:23,06) verteidigten Platz eins und erhöhten den Vorsprung auf 585 Punkte. Über 200 Meter Brust hatte Jule Sittart eine schwere Aufgabe, denn sie schwamm auf der Bahn neben Grimberg. Sittart erzielte mit 2:48,18 Minuten eine persönliche Bestzeit. Das Backnanger Team zeigte auch nach einem langen und anstrengenden Tag, dass mit Teamgeist vieles möglich ist. Sira Schelzel ließ sich von der Stimmung anstecken und verbesserte ihre Bestzeit über 100 Meter Rücken auf 1:05,52 Minuten, sodass der Vorsprung auf Platz zwei mit 492 Punkten komfortabel war. Schmiedefeld gelang über 400 Meter Lagen eine weitere Topleistung, bevor Manolaras über die abschließenden 100 Meter Freistil auf den Startblock stieg. Jetzt hätte der Backnanger Sieg nur aufgrund einer Disqualifikation verhindert werden können. Manolaras war aber nervenstark und erzielte mit 1:00,59 Minuten eine Bestzeit. Damit gewann Backnang die Oberliga-Meisterschaft mit 474 Punkten vor dem VfL Sindelfingen und 562 Punkten vor Reutlingen/Tübingen. Nach der Siegerehrung gab es kein Halten mehr. Unter dem Jubel der mitgereisten Fans nahm Trainer Scheifele ein unfreiwilliges Bad im Freiburger Becken.
Parallel zum Wettkampf in Freiburg ermittelten Hessen, Bayern und Sachsen ebenfalls ihre Meister. Zwar sind noch nicht alle Ergebnisse offiziell, aber offensichtlich gab es in Süddeutschland keine Mannschaft, die mehr Punkte als die 15395 der Backnanger Mädels erzielt hat. Sollte sich dies bestätigen, könnten die TSG-Schwimmer mit ihrer jungen Mannschaft neben der Oberliga-Meisterschaft im Ländle auch den Aufstieg in die Zweite Bundesliga Süd feiern.