Tsitsipas begeistert die Tennisfans

Der Grieche sorgt auf dem Feld wie abseits des Courts in Melbourne für allerhand Abwechslung – Im Halbfinale geht es gegen Nadal

Melbourne /SID - Stefanos Tsitsipas fühlt sich wie im Märchen. Erst der Sieg über sein Kindheitsidol Roger Federer, dann der Einzug in sein erstes Grand-Slam-Halbfinale – und jetzt ist der Grieche auch noch auf dem Weg zum Social-Media-Influencer. Die Abozahlen seines Youtube-Kanals, auf dem Tsitsipas alle an seinem Leben als Tennisprofi teilhaben lässt, verdoppelten sich am Dienstag in wenigen Minuten. Nicht auszudenken, welche Reichweite der Hobby­regisseur erreicht, wenn er auch Rafael Nadal bezwingt.

Nur der 17-malige Grand-Slam-Champion steht zwischen Tsitsipas und dem Endspiel der Australian Open. Für das nächste Duell der Generationen qualifizierte sich der Jungstar mit einem erstaunlich abgeklärten 7:5, 4:6, 6:4, 7:6 gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Nadal zog gegen Frances Tiafoe (USA) souverän (6:3, 6:4, 6:2) nach, bleibt ohne Satzverlust und der große Favorit an diesem Donnerstag. Doch Tsitsipas kennt keine Angst. „Ich lebe meinen Traum, aber alles ist wahr und passiert gerade“, sagte der 20-Jährige.

Während Alexander Zverev (21) als Anführer der neuen Generation wütend und gedemütigt die nächste Enttäuschung erlebte, traut sich Tsitsipas auch Nadal zu. „Es wird interessant, ich fühle, dass ich gegen ihn etwas ausrichten kann“, sagte er. „Er spielt schon heute unglaublich, in der Zukunft kann er einer der Besten für eine lange Zeit werden“, lobte Nadal den Publikumsliebling. Mit der Unterstützung der Fans kann Tsitsipas rechnen – nicht nur mit denen der griechischen Gemeinde in Melbourne. Die Leute lieben ihn, weil er unverkrampft Fragen beantwortet, weil er verbissen kämpft und den Respekt vor den Gegnern nicht verliert. Weil er Fehler zugibt und wirklich über den Hype um sich überrascht zu sein scheint. Sie wollen alles über ihn wissen – und bereitwillig erzählt Tsitsipas.

Auch davon, wie ihn sein Vater Apostolos vor dem Ertrinken gerettet und wie er so die Furcht vorm Verlieren verloren hat. Gegen seine Geschichte rückt alles andere in Melbourne in den Hintergrund. Folglich wird die Aufmerksamkeit für Tsitsipas im Halbfinale immens sein, der sich bereits als halber Australier fühlt. Die Zeitungen nennen ihn „Greek Wunderkind“ und lieben sein „100-Watt-Lachen“. Sie berichten über seine russische Seite, über seinen Großvater, der 1956 mit der Sowjetunion olympisches Fußballgold in Melbourne gewann, und über seine wehenden Haare. „Die sind mein Markenzeichen, sie charakterisieren mich“, sagte Tsitsipas. So wie seine Youtube-Filme, die er als Ablenkung vom stressigen Touralltag selbst produziert – mittlerweile für Zehntausende Zuschauer.

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Erstellt:
23. Januar 2019, 03:14 Uhr

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