TTV Burgstetten: Höhenflüge, Weltstars und weite Reisen

Burgstetten feiert in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert Vereinstischtennis in der Gemeinde. Er blickt auf eine reichhaltige Historie mit vielen sportlichen Höhepunkten zurück und geht optimistisch in die Zukunft.

Die dreifache Europameisterin Bettine Vriesekoop war einer der Stars beim Lady Cup des TTV Burgstetten. Archivfoto: Jörg Fiedler

Die dreifache Europameisterin Bettine Vriesekoop war einer der Stars beim Lady Cup des TTV Burgstetten. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Harald Landwehr

Seit rund zweieinhalb Monaten ist die Saison 2023/24 für die Tischtennismannschaften des TTV Burgstetten beendet, etwa genauso lange wird es noch dauern, ehe die acht Mannschaften (zweimal Jugend, zweimal Frauen, viermal Männer) nach den Sommerferien die neue Spielzeit in Angriff nehmen werden. Den einzigen sportlichen Höhepunkt der vergangenen Runde schaffte die zweite Frauenmannschaft mit dem souveränen Gewinn des Meistertitels in der Landesliga und dem Aufstieg in die Verbandsliga. Für die meisten anderen Teams war es eine weitgehend sorgenfreie Saison im Mittelfeld der Tabelle.

Im Mai und Juni war beim etwa 150 Mitglieder zählenden Verein allerdings nicht nur Gelegenheit, um die abgelaufene Spielzeit zu analysieren, sondern auch, um auf die vergangenen 50 Jahre zurückzublicken. Von 1974 bis 1996 waren die von 17 Gründervätern- und -müttern ins Leben gerufenen Zelluloidartisten eine Abteilung im Hauptverein SV Burgstall, seit 28 Jahren ist der TTV nun ein eigenständiger Verein. „Die Überlegungen damals waren, dass wir uns unabhängiger von den anderen Abteilungen machen, und damit sind wir immer noch sehr glücklich“, sagt Rainer Sanwald, seit 14 Jahren Mitglied und seit 2017 der erste Vorsitzende des TTV.

Aufstieg bis in die Zweite Bundesliga

Die sportlich erfolgreichste Zeit der Geschichte war genau in dieser Phase des Übergangs zur Eigenständigkeit erreicht, als die erste Frauenmannschaft zu Höhenflügen ansetzte: Innerhalb von fünf Jahren gelangen zwischen 1991 und 1996 mit Carmen Steiger (heute Tiefenbrunner), Andrea Volkert (heute Winter), Elke Anders und Sabine Bickel zunächst drei Aufstiege von der sechstklassigen Landesliga bis in die Regionalliga. 2002 schaffte der TTV geführt vom ebenso ehrgeizigen wie umtriebigen Macher Hans Kerschner sogar den Sprung in die Zweite Bundesliga. „Wir waren und sind bis heute in der ursprünglichen Besetzung ein tolles Team und eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt Carmen Tiefenbrunner, die seit mittlerweile gut drei Jahrzehnten für den Verein an der Platte steht. Für das insgesamt dreijährige Gastspiel in der zweithöchsten deutschen Klasse wurden sie und ihre Kolleginnen allerdings vereinsintern zur zweiten Mannschaft, denn dafür wurden Topkräfte wie Ana-Maria Rau, Tanja Riß, die Chinesin Yang Xu Yanhua und die slowenische Europameisterschaftsteilnehmerin Biljana „Biba“ Todorovic verpflichtet. „Dieser Höhenflug hat dem Verein eine überregionale Bekanntheit verschafft, wäre aber heute in dieser Form bei uns nicht mehr denkbar“, sagt Rainer Sanwald, wohl wissend, dass die „Profijahre“ bis zum Abstieg und zum Rückzug 2005 rund um die Frauen den Verein auch in finanzielle Turbulenzen und beinahe sogar in den Ruin getrieben haben.

Reisen nach Sri Lanka oder Mauritius

Deutlich positiver als speziell das Ende dieses Kapitels hat Carmen Tiefenbrunner heute die großen Reisen der Abteilung aus den 1990er-Jahren in Erinnerung, als es mit Familien von Spielerinnen und Spielern nach Sri Lanka, nach Mauritius und auf die Isla Margarita vor Venezuela ging. Das Ganze mit Ausflügen an den Strand, Besuchen beim Staatspräsidenten und Freundschaftsspielen gegen einheimische Nationalmannschaften. „Wir wollten diese Zeit vor vier Jahren mit einem Besuch in Vietnam wieder aufleben lassen, aber leider hat uns da die weltweite Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Carmen Tiefenbrunner, die 1993 vom Bundesligisten SV Böblingen ins Murrtal wechselte und dort bis heute hängen blieb.

Sehr eng mit den sportlichen Glanzzeiten des Vereins verbunden ist bis heute auch der ebenfalls vom Multifunktionär Hans Kerschner ins Leben gerufene Lady Cup, bei dessen 13 Austragungen zwischen 1992 und 2006 prominente Namen aus der Weltelite wie die vielfachen deutschen Meisterinnen und Olympiateilnehmerinnen Nicole Struse und Olga Nemes oder die dreimalige Europameisterin Bettine Vriesekoop in Backnang und in Affalterbach die Tischtennisfans begeisterten. Beim aktuellen Vereinschef Rainer Sanwald geht der Blick jedoch weniger zurück in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft. „Wir haben aktuell zwei Kooperationen mit Grundschulen und wollen auch in Zukunft Kinder und Jugendliche für unseren Sport begeistern, damit wir dann 2034 mit ebenso viel Freude die 60 Jahre feiern können“, sagt der 62 Jahre alte Chef. Optimale Bedingungen für Training und Spiele gibt es jedenfalls, seit vor sechs Jahren die Sporthalle in Burgstall von Grund auf renoviert worden ist.

Carmen Tiefenbrunner (damals noch Steiger) 1999 an der Platte. Archivfoto: Anja Heinemann

Carmen Tiefenbrunner (damals noch Steiger) 1999 an der Platte. Archivfoto: Anja Heinemann

Zum Artikel

Erstellt:
3. Juli 2024, 15:06 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

Fußball als Kontaktsport der schönen Art

Bei der Mini-EM im Trauzenbachstadion ist der Sport ein klasse Vehikel, um neue Freundschaften zwischen den Jugendlichen aus Murrhardt und den Partnerstädten aus vier Ländern zu knüpfen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass aufs erste Kapitel eine Fortsetzung folgen soll.

Rems-Murr-Sport

„Der Sieger wird auch Europameister!“

Fußball-Europameisterschaft Die B- und D-Jugendlichen des FC Viktoria Backnang haben sich Gedanken über die Aufstellung der DFB-Elf für das Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien gemacht. Für sie ist das Spiel das vorweggenommene Finale.

Rems-Murr-Sport

Der Name ist zugleich auch Programm

Lauftreffs in der Region (1) „Lockerer Haufen“ heißt die Gruppe, die sich nach der gemeinsamen Zeit bei Laufend BKZ gebildet hat. Das passt, denn obwohl es eine verschworene Einheit ist, sind neue Leute stets willkommen. Vom Treffpunkt aus drehen auch nicht alle dieselbe Runde.