Turnen am Bundesstützpunkt Stuttgart
DOSB und Kultusministerium fordern Aufklärung nach Missbrauchsvorwürfen
Der Deutsche Olympische Sportbund und das Kultusministerium reagieren auf die Missbrauchsvorwürfe am Bundesstützpunkt in Stuttgart. Zwei Übungsleiter werden vorläufig freigestellt.
Von red/dpa
DDer Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Kultusministerium Baden-Württemberg fordern eine genaue Aufarbeitung der von Turnerinnen erhobenen Vorwürfe über Missstände am Bundesstützpunkt in Stuttgart. Die Vorwürfe seien „besorgniserregend“, teilte der DOSB auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Man habe den Deutschen Turner-Bund (DTB) und den Schwäbischen Turnerbund (STB) gebeten, in die angekündigte Selbstüberprüfung und Aufarbeitung der Vorwürfe einbezogen zu werden. Mit dem STB sei ein Gespräch vereinbart worden, hieß es aus dem für den Sport zuständigen Ministerium in Stuttgart. „Die unverrückbare Prämisse der Landesförderung“ sei, „dass internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht über der körperlichen und psychischen Unversehrtheit der Athletinnen und Athleten stehen darf. Verstoßen Sportorganisationen gegen diesen Grundsatz, können Landesmittel zurückgefordert werden.“
Safe Sport Code soll Sportler besser schützen
Angeführt von den ehemaligen Auswahl-Turnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm hatten jüngst mehrere Sportlerinnen Missstände am Kunstturnforum Stuttgart öffentlich gemacht. Angeprangert wurden „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Umstände. Zwei Übungsleiter wurden vorläufig bis zum 19. Januar freigestellt. STB und DTB sind dabei, die Geschehnisse weiter aufzuarbeiten.
„Diese Situation zeigt einmal mehr, wie wichtig die Verabschiedung des Safe Sport Codes durch die DOSB-Mitgliederversammlung war und wie wichtig eine zügige Umsetzung in den Mitgliedsverbänden und Strukturen des organisierten Sports ist“, so der DOSB. Mit dem Safe Sport Code soll interpersonale Gewalt im Sport auch unterhalb der Strafrechtsschwelle rechtssicher geahndet und sanktioniert werden können. Der DTB verabschiedete ihn im November.
Das Kultusministerium will sich laut seiner Mitteilung „auch auf nationaler Ebene gemeinsam mit der Sportministerkonferenz weiter dafür einsetzen, dass im Leistungssport individuellen und strukturellen Faktoren personaler Gewalt entgegengewirkt wird und dem Thema Gewalt im Sport mit einer noch stärkeren Sensibilisierung begegnet wird“.