Schiedsrichter Khaled Ahmad: über 250 Fußballspiele in drei Jahren geleitet

Khaled Ahmad stammt aus Syrien und ist im August 2015 nach Deutschland gekommen. Dabei hat der 34-Jährige ein Hobby für sich entdeckt: Er ist Fußballschiedsrichter, und das mit viel Leidenschaft. Wenn immer es geht, pfeift der Referee vom SV Allmersbach die Begegnungen.

Khaled Ahmad vom SV Allmersbach pfeift Fußballspiele der Jugend sowie der Männer und Frauen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Khaled Ahmad vom SV Allmersbach pfeift Fußballspiele der Jugend sowie der Männer und Frauen. Foto: Alexander Becher

Von Heiko Schmidt

Wer regelmäßig bei Fußballspielen in der Region live vor Ort ist, dem dürfte ein Schiedsrichter bestimmt schon aufgefallen sein. Die Rede ist von Khaled Ahmad vom SV Allmersbach. Der 34-Jährige pfeift viele Begegnungen. „Innerhalb von drei Jahren sind es schon über 250 Spiele, die ich geleitet habe“, sagt Ahmad stolz. Partien von der E-Jugend bis zu den Männern befinden sich darunter. Auch einige Frauenpartien sind dabei – Pokal-, Punkt- und auch Freundschaftsspiele eingeschlossen. „Es macht mir viel Spaß“, berichtet der Referee.

Besonders durch seine Einsatzbereitschaft wird Khaled Ahmad geschätzt. „Ich habe noch nie eine Ansetzung für mich abgesagt.“ Das heißt, er pfeift zuverlässig die Begegnungen, die ihm zugeteilt werden. Da kann es auch schon mal zu kurzfristigen Einsätzen kommen. „Ich hatte mal eine Stunde vor dem Beginn eines Spiels den Anruf erhalten, ob ich als Schiedsrichter einspringen könnte“, erzählt Ahmad. Seine Antwort lautete: „Ja, natürlich. Ich bin immer bereit, wenn ich helfen kann.“ Das wissen seine Schiedsrichterkollegen und die Verantwortlichen der Gruppe Backnang zu schätzen. „Khaled ist supernett und sehr aufgeschlossen. Er pfeift seine Spiele sehr gewissenhaft“, lobt Obmann Michael Keller.

Dabei hat Ahmad schon einiges erlebt, einiges nicht so Schönes war darunter. Er stammt aus Syrien und ist dort aufgewachsen. „Ich will nicht töten und bin wegen dem Krieg geflüchtet“, berichtet er. Im August 2015 kam Ahmad in Deutschland an. Zunächst war er drei Jahre allein im für ihn fremden Land. Im Sommer 2018 folgten seine Frau und die beiden Kinder. Inzwischen ist die Familie, die in Allmersbach wohnt, angewachsen. „Wir haben drei Mädchen und einen Jungen“, sagt der stolze Vater, der sich auch beruflich eingelebt hat. Seit 2018 ist er Schulbegleiter bei der Paulinenpflege. „Es läuft alles gut. Ich fühle mich in der neuen Heimat wohl.“ Seit acht Monaten hat er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Khaled Ahmad will als Schiedsrichter nicht im Mittelpunkt stehen

Dazu hat sein Hobby als Fußballschiedsrichter mit Sicherheit beigetragen. „In Syrien habe ich früher selbst Fußball gespielt, aber aus Spaß und nicht in einem Verein.“ Schon damals hatte es ihn gereizt, die Begegnungen zu leiten. In Deutschland klappte es dann. „Im Oktober 2019 habe ich die Prüfung als Schiedsrichter abgelegt und bestanden“, so Khaled Ahmad. Seitdem ist er fast jedes Wochenende und auch mal unter der Woche während einer Saison als Referee auf den Fußballplätzen der Region zu sehen. Dabei hat er eine Maxime: „Ich will als Schiedsrichter nicht im Mittelpunkt stehen.“ Deshalb versucht der 34-Jährige, die Begegnungen so unauffällig wie möglich zu pfeifen. Das gelingt ihm aber nicht immer. „Ich musste leider schon eine Rote Karte zeigen.“ Das ist aber eher die Ausnahme, denn Ahmad sucht besonders vor dem Anpfiff den Kontakt zu den Teams. „Ich rede viel vor der Partie mit den Spielern und weise sie auf die wichtigsten Regeln hin.“

„Ich habe viele Leute kennengelernt, die das gleiche Hobby haben“

Mit diesem Konzept ist der Unparteiische bislang sehr gut gefahren. Schließlich sind aus seiner Sicht die Regeln dazu da, um sie einzuhalten. Das gelte für ihn nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern im gesamten Leben. Damit ist er bislang sehr gut gefahren. Einen guten Kontakt hat Ahmad auch zu seinen Schiedsrichterkollegen. „Ich habe viele Leute kennengelernt, die das gleiche Hobby haben. Daraus sind Freundschaften entstanden“, berichtet das Mitglied des SV Allmersbach.

Für die Zukunft hat sich der 34-Jährige vom Sportlichen her einiges vorgenommen. „Ich möchte gerne, so lange es geht, Schiedsrichter bleiben.“ Vielleicht gelingt es dabei ihm, eine Liga-Stufe nach oben zu kommen. „Das wäre mein Ziel.“ Auf jeden Fall soll mit den bislang über 250 geleiteten Begegnungen innerhalb von drei Jahren nicht Schluss sein. Schon mit dieser Zahl dürfte Ahmad ganz vorne in Württemberg dabei sein. Im Vergleich dazu sind lediglich 15 Einsätze pro Saison Pflicht, um als anrechenbarer Schiedsrichter in der Statistik geführt zu werden. Damit hat der Familienvater kein Problem, denn seine Zahl der Einsätze ist weitaus höher und wird mit Sicherheit weiter steigen.

98 von 124 Schiedsrichter sind aktiv

Mitglieder Insgesamt 124 Unparteiische gehören momentan der Schiedsrichtergruppe Backnang an. 98 von ihnen sind aktiv und absolvieren die Mindestanzahl von 15 Spielen pro Saison. Den größten Anteil machen die Schwarzkittel im Alter von 18 bis 30 Jahren und 30 bis 50 Jahren mit jeweils 33 aus. Jünger als 18 sind lediglich acht Unparteiische. Über 50 Jahre alt sind 20 Referees. Zudem haben vier Schiedsrichter das Alter von 70 Jahren bereits überschritten.

Neulingskurse Die Schiedsrichtergruppe Backnang veranstaltet zusammen mit den Gruppen Waiblingen und Schorndorf im März 2023 einen Neulingskurs. Ende September soll dann ein weiterer Neulingskurs stattfinden, den die Backnanger Referees selbst organisieren wollen.

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Erstellt:
29. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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