Über den Wolken den Erfolg gefunden
Der 18-jährige Florian Grieb begann im Modellflug und ist nun zweitbester Baden-Württemberger im Streckensegelflug
Florian Grieb, angehender Abiturient aus Oberstenfeld, ist seit vier Jahren in der Segelfliegergemeinschaft Backnang aktiv. Schnell hatte er die Fluglizenz in der Tasche. Die Leidenschaft für diesen Sport wird ihn wohl nicht mehr loslassen. Mit Elan und Erfolg nahm er 2018 an den DMST (deutschen Meisterschaften im Streckenflug) teil.

© Sportfotografie Alexander Becher
Bastelte erst an Flugmodellen und fliegt nun erfolgreich größere Vögel: Florian Grieb, zweitbester Streckensegelflieger im Ländle. Foto: A. Becher
Von Carmen Warstat
Eigentlich darf man die Segelflugausbildung erst mit 14 beginnen. Aber Florian Grieb war so hibbelig, dass eine Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums eingeholt wurde und er ein halbes Jahr früher an den Start gehen konnte. Sein Vater hatte „irgendwann mal“ Modellflug betrieben, das Hobby war „eingeschlummert“, bis Sohn Florian sich dafür zu interessieren begann. Es kam der Tag, an dem der wusste: „Ich will mehr. Groß fliegen. Richtig fliegen.“ Er durchlief die vereinsinterne Ausbildung durch ehrenamtliche Fluglehrer und durfte bereits nach einem halben Jahr seinen ersten Alleinflug antreten. Und schon im Jahr nach dem Abschluss der Schulung (2017) beteiligte Florian Grieb sich an den deutschen Meisterschaften im Streckenflug. Ganz alltäglich sind diese beachtlichen Fortschritte nicht. Aber von Anfang an stand der Junge jeden Sonntag auf dem Flugplatz in Völkleshofen – die Motivation stimmte absolut. „Außerdem“, sagt der mittlerweile 18-Jährige vorsichtig, „kommt es natürlich darauf an, wie gut man sich anstellt.“
Die DMST sind dezentrale Wettbewerbe. Per Logger (praktisch einer Navigationsspur im Auto vergleichbar) werden die Flugdaten (etwa Höhen, Zeiten, Standorte) in einer Datei erfasst und dann vom Wettkampfteilnehmer auf die entsprechende Online-Plattform hochgeladen. In Florian Griebs Fall waren es insgesamt 17 Streckenflüge, von denen die besten drei gewertet wurden. So belegte der junge Mann unter jeweils mehreren Hundert Teilnehmern im baden-württembergischen Ausscheid den zweiten und auf Bundesebene den siebten Platz. Insgesamt legte er auf diesen Streckenflügen 4900 Kilometer zurück. Die längste Flugstrecke betrug 602 Kilometer und der längste Flug dauerte mehr als sieben Stunden. Zu den Wettbewerbsanforderungen gehört es, ein sogenanntes Dreieck zu fliegen. Da sei es ideal, morgens das Wetter zu analysieren und beispielsweise thermisch aktive Gebiete für die drei Wendemanöver auszuwählen. Der 602-Kilometer-Flug führte den Sportler zum „Standarddreieck im Raum Stuttgart“. Zunächst ging es Richtung Osten nach Donauwörth zur Wende beim Airbuswerk, dann Richtung Südschwarzwald zur Wende bei der Staumauer am Schluchsee, schließlich zum Güglinger Turm beim Stromberg und nach der dortigen Wende zurück nach Völkleshofen. Er habe unbedingt die 600-Kilometer-Marke knacken wollen und deshalb „noch ein paar Kilometer angehängt“, berichtet Florian Grieb.
Aber was sagt er zum Thema Angst? Das sei eine gute Frage, lacht er, aber nein, Angst dürfe man nicht haben. „Fly The Glider“ raten Insider – konzentriere dich aufs Fliegen, nicht auf Angstgefühle. Aber doch, auch brenzlige Situationen gibt es. „Tote Thermik“ kann zur Außenlandung (außerhalb des Flugplatzes) zwingen. Florian Grieb erinnert sich an derartige Umstände, in letzter Sekunde habe ein „Lupfer“ ihn hochgeholt. Jedoch scheint er sportliche Risiken ohnehin nicht ganz zu scheuen – sein Wintersport ist das Snowboarden, und im Urlaub liebt er Wildwasserkajak.
Der Faszination des Fliegens kommt für ihn jedoch nichts gleich. „Man kann es auf jeden Fall als Freiheit beschreiben. Man ist da oben für sich, alles andere ist egal, es geht ausschließlich um die volle Konzentration aufs Fliegen und ganz wichtig: Man kann eben seine eigenen Entscheidungen treffen.“
Hauptsächlich und besonders gern fliegt Florian Grieb deshalb den Discus B, einen einsitzigen Hochleistungsstreckenflieger mit einer Spannweite von 15 Metern. Der Reiz des Sports liege auch darin, dass jeder Flug anders ist und immer neue Herausforderungen warten. Eine davon: Der Erwerb der Kunstfluglizenz. Die will er machen. „Das auf jeden Fall.“